Kreis Lörrach Damit Biodiversität erhalten bleibt

Regine Ounas-Kräusel
Kurse vermitteln, wie die Baumkrone richtig geschnitten wird. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Umwelt: Angehende Fachwarte für Obst und Gartenbau lernen den richtigen Baumschnitt

Kreis Lörrach - Rund 20 angehende Fachwarte für Obst- und Gartenbau haben jetzt auf Streuobstwiesen bei Feuerbach den fachgerechten Schnitt landschaftsprägender Obstbäume und die Bekämpfung von Misteln gelernt. Die Fachwartevereinigung Markgräflerland will zur Erhaltung der Streuobstwiesen in den Kreisen Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald beitragen. In speziellen Kursen vermittelt sie das nötige Können, bevor es verloren geht.

„Streuobstwiesen sind erhaltenswert, was die Biodiversität, die Vielfalt der Pflanzen und Tiere, angeht“, sagte Andreas Breisinger, Baumpfleger und Vorsitzender der Fachwartevereinigung. „Aber auch wegen der genetischen Vielfalt sind sie wichtig. Stichwort alte Apfelsorten.“ Tatsächlich haben Biologen in den Wiesen bei Feuerbach im Auftrag von Regierungspräsidiums und BUND allein 15 Fledermausarten kartiert.

Noch stehen auf den Hügeln rund um Feuerbach viele großkronige Obstbäume. Ein paar Nebenerwerbslandwirte, die Schnaps brennen oder die Früchte zur Saftgewinnung verkaufen, und ältere Bewohner würden sie noch pflegen, berichtete Ortsvorsteher Martin Greiner. Doch immer mehr Bäume verwildern, weil sich die Pflege für ihre Besitzer nicht mehr rentiert.

Mistel schwächt den Baum

Da immer mehr Streuobstbäume nicht gepflegt werden, breitet sich die Mistel nicht nur auf Feuerbachs Streuobstwiesen aus. Die Pflanze schwächt einen Baum, weil sie in dessen Ästen Wurzeln bildet und seine Saft- und Nährstoffströme anzapft. Vögel fressen die Mistelbeeren und verbreiten deren Samen mit ihrem Kot.

Die angehenden Experten übten am Samstag, den Schmarotzer mit gezielten Schnittmaßnahmen aus den Bäumen zu entfernen. Wenn man einen alten Baum wegen der Misteln stark zurück schneide, müsse man unbedingt einen jungen nachpflanzen, betonte Breisinger. Wichtig sei es, die Ausbreitung des Schmarotzers in die Fläche zu verhindern.

Im Rahmen des Modellprojektes Biotopverbund Markgräflerland (MOBIL) fand unter Beteiligung der Landkreise Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald 2016 der erste Fachwartekurs statt. Die Absolventen gründeten die Fachwartevereinigung. Die Kurse vermitteln nach den Standards des Landesverbandes für Obst- und Gartenbau (LOGL) ein breites Wissen.

Stürmen standhalten

Im Schwerpunkt vermitteln die Kurse, wie großkronige Streuobstbäume naturschutzfachlich gepflanzt und geschnitten werden. Wichtig sei es, eine Baumkrone mit stabilem Gerüst aus Mitteltrieb und Leitästen aufzubauen, die der Fruchtlast und auch Stürmen standhält, erläutert Andreas Breisinger: „Denn erst im Alter von 40 bis 60 Jahren werden Obstbäume für den Naturschutz interessant.“ Erst dann entstehen in den Ästen Höhlen, in denen Fledermäuse oder Steinkäuze nisten. Erst im Totholz alter Bäume finden Käfer und andere Insekten Nahrung.

Der nächste Fachwartekurs startet im Dezember 2020. Für Streuobstinteressierte bietet die Fachwartevereinigung außerdem Wochenendkurse, Fachvorträge und Exkursionen an. Auch Ortsvorsteher Greiner will im Herbst mit Breisinger einen Schnittkurs anbieten, um Interessierte zusammenzubringen. Gerade junge Familienwürden Interesse zeigen, sagte er.

 Infos und Anmeldung zum Fachwartekurs erhalten Interessierte unter www.fachwarte-markgraeflerland.de, Mail an fachwarte.markgraeflerland@gmail.com

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