Kreis Lörrach Damit der Einstieg gelingt

Die Oberbadische
Mohamad (v.l.) mit Ausbilder Georg Molnar und Geschäftsführer Harald Bäumle. Foto: Alexander Anlicker Foto: Die Oberbadische

Arbeitsmarkt: Serie Teil II: Einstiegsqualifizierung EQ plus / Mohamad startet Ausbildung im Textilbereich

Die Agentur für Arbeit unterstützt mit unterschiedlichen Programmen den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt, sei es beim Neuanfang von Frauen nach einer Kinderpause, der Ausbildungsplatzsuche für Jugendliche, der Integration von Langzeitarbeitslosen oder von Flüchtlingen.

Von Alexander Anlicker

Kreis Lörrach. Als Zwölfjähriger ist Mohamad mit seiner Mutter und seinen Geschwistern vor dem Bürgerkrieg aus dem syrischen Aleppo geflohen. Nach zwei Jahren in einem Flüchtlingslager in der Türkei holte ein in Lörrach lebender Onkel die Familie mit einem Visum nach Deutschland, wo sie zunächst in Grenzach-Wyhlen unterkam.

Damals habe er kein Wort deutsch gesprochen, berichtet der 18-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Anfang September hat er eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei der Firma Textilveredlung an der Wiese in Brombach begonnen.

Zunächst besuchte er die Bärenfelsschule in Grenzach-Wyhlen und machte dann den Hauptschulabschluss an der Gewerbeschule in Rheinfelden. Danach war er zur Ausbildungsplatzsuche etwas spät dran und hat sich bei der Arbeitsagentur arbeitssuchend gemeldet. Der Sachbearbeiter habe ihm das Programm EQ plus zur Einstiegsqualifizierung empfohlen, das neben einem Praktikum in einem Betrieb auch einen Sprachkurs für das Niveau B2 umfasst. Die Teilnehmer an der Einstiegsqualifizierung sind jeweils drei Tage in der Woche im Betrieb und haben an den anderen beiden Tagen Sprachunterricht.

Lehrlingsgehalt gibt es während des Praktikums

Nach einem Vorstellungsgespräch und einem zweiwöchigen Probepraktikum in der Firma waren sich sowohl Mohamad als auch Geschäftsführer Harald Bäumle einig: „Wir machen das.“

Mohamad habe während des Praktikums das Lehrlingsgehalt des ersten Lehrjahrs bekommen, berichtet Bäumle. Die Arbeitsagentur übernimmt dabei die Sozialversicherungsbeiträge, die Kosten des Sprachkurses sowie einen Teil der Vergütung (laut Homepage der Arbeitsagentur bis zu 231 Euro im Monat).

Der 18-Jährige findet das Thema Textil unheimlich interessant. „Man kann viel damit machen, man kann die Stoffe unterschiedlich färben, aber auch härter und weicher machen“, sagt er. Die abwechslungsreiche Tätigkeit mit den verschiedenen Maschinen und den teils tonnenschweren Stoffrollen scheint ihm zu gefallen.

„Wir beschäftigen uns mit der Veredelung von Baumwollgewebe“, erklärt Geschäftsführer und Produktionsleiter Harald Bäumle und nennt als Beispiel die Gewebeeinlagen für Hemdkragen. Diese sind härter als der Hemdenstoff, dürften aber beim Waschen die Form nicht ändern.

60 Prozent der Angestellten mit ausländischen Wurzeln

Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 130 Mitarbeiter, entstanden ist es vor etwas mehr als 20 Jahren durch einen Management-Buy-Out im Zuge der Insolvenz der Lauffenmühle.

Rund 60 Prozent der Mitarbeiter hätten ausländische Wurzeln, Gastarbeiter aus Italien und der Türkei, die zu den Glanzzeiten der Textilindustrie in die Region gekommen sind, sowie deren Kinder, berichtet Bäumle. „Wir sehen an der Altersstruktur unserer Mitarbeiter, dass wir junge Leute brauchen“, unterstreicht der Geschäftsführer die Bedeutung der Ausbildung. Von daher schaue man auch, wie man junge Leute für das Thema Textil begeistern könne.

Derzeit zählt das Unternehmen sieben Auszubildende, drei angehende Industriekaufleute im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr sowie drei gewerbliche Auszubildende zum Maschinen- und Anlagenführer im ersten Lehrjahr sowie einen Auszubildenden zum Textilveredler im dritten Lehrjahr.

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