Kreis Lörrach Damit der Umstieg aufs Velo gelingt

Michael Werndorff

Umweltausschuss: Machbarkeitsstudie Radschnellverbindungen zeigt Potenziale auf.

Kreis Lörrach - Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie Radschnellverbindungen (RSV) ist am Mittwoch in der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags vorgestellt worden. Nach dem Willen der Kreisräte sollen zunächst zwei Strecken vorrangig weiterverfolgt, eine gemeinsame Absichtserklärung mit den betroffenen Gemeinden abgeschlossen und die Baulastträgerschaft vom Land eingefordert werden. Die Empfehlung an den Kreistag erfolgte mit einer Enthaltung.

Radfahrer sollen im heimischen Kreis bequemer und schneller von A nach B kommen und dafür das eigene Auto stehenlassen. Ermöglichen sollen dies Radschnellverbindungen. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse der im Juli 2017 vom Landkreis beauftragten Studie zeigen, dass es hohe Radverkehrspotenziale gibt. Ulrich Hoehler, Erster Landesbeamter, zeigte sich diesbezüglich sehr erfreut. „Wir können nun auf Grundlage des neuen Bundesfernstraßengesetzes an das Land herantreten und das Projekt finanziell fördern lassen“, sagte Hoehler. Bei der Baulastträgerschaft wäre der Kreis dann außen vor.

Untersuchte Trassen

Konkret hat die Studie drei Trassen untersucht: RSV 1 – Großes Wiesental von Lörrach, über Steinen, Maulburg, Schopfheim und Hausen nach Zell, RSV 2 – Hochrhein: Grenzach-Wyhlen, Rheinfelden und Schwörstadt sowie RSV 3 – Oberrhein: Weil am Rhein, Eimeldingen, Efringen-Kirchen, Bad Bellingen und Schliengen.

Wie Sabrina Perlitius von der Planungsgemeinschaft Verkehr, PGV-Alrutz, erklärte weist die RSV 1 etwa 7800 Radfahrer pro Tag von Lörrach bis Schopfheim auf, das ermittelte Potenzial sei sogar höher als in der landesweiten Analyse. Die RSV 2 kommt auf jeweils 2350 Radler in Grenzach-Wyhlen und Rheinfelden. Auf der RSV 3 von Weil am Rhein bis Efringen-Kirchen sehen die Planer ein tägliches Potenzial von 5650 Fahrradfahrern.

Anforderungen

Was die Qualitätsstandards angeht, wird mit einer Breite von vier Metern im Zweirichtungs- und drei Meter im Einrichtungsverkehr gerechnet, zudem ist eine bauliche Trennung vom zweieinhalb Meter breiten Fußgängerbereich vorgesehen. Hohe Anforderungen bestehen an den Knotenpunkten (Vorrang, geringe Wartezeiten), auch sind die Ausstattungsmerkmale bei Belag, Markierungen, Wegweisung, Unterhalt und Betrieb hoch.

Kosten

Mit Blick auf die Kosten bei der RSV 1 kommen die Planer bei der Gesamtstrecke auf 16,1 Millionen Euro, und das bei der besten Kosten-Nutzen-Relation (2,38). Die dritte Route schlägt mit insgesamt 17,3 zu Buche und RSV 2 mit 19,6 Millionen, wie Perlitius sagte. Vorgesehen ist, die RSV 1 prioritär umzusetzen, und zwar in einer ersten Stufe im Teilabschnitt Lörrach bis Schopfheim. In zweiter Priorität steht der Abschnitt von Weil bis Efringen-Kirchen im RSV 3. Hier sei der ermittelte Nutzen zwar gering, das Angebot für heutige Nutzer würde sich dadurch aber verbessern. Nachrangig wird indes die RSV 2 eingestuft. Hier liegt der Grund in der unsicheren Umsetzung im Rahmen der Ortsdurchfahrt von Grenzach-Wyhlen.

Politische Diskussion

Paul Renz (CDU) zeigte sich zwar mit den Ergebnissen der Studie einverstanden, den Verwaltungsvorschlag, die Bauträgerschaft lediglich prüfen zu lassen, wollte er so aber nicht stehen lassen. Es gehe nicht darum, beim Land für eine Förderung und die Baulastträgerschaft zu werben, diese müsse vielmehr eingefordert werden, was auch Erich Hildebrand von den Freien Wählern begrüßte.

Klaus Eberhardt (SPD) verwies zum einen auf erforderliche Lückenschlüsse im Radnetz, zum anderen sprach er einen erheblichen Managementbedarf an, wenn es darum geht, im Rahmen der Realisierung Grundstücke zu erwerben. Und: Die Priorisierung der Strecken sei richtig, da sich der Kreis bei diesem Vorgehen nicht übernehmen könne.

Großes Lob kam von Peter Schalajda (Grüne), der auch in der Anbindung des geplanten Zentralklinikums weiteres Potenzial sieht. Deutliche Kritik und eine Enthaltung in der Abstimmung kam von Bernhard Escher (CDU): Zwar sei er kein Radgegner, doch müsse die Frage gestellt werden, wie weit man beim Ausbau der Radwege den Luxus hochschrauben wolle. RSV seien dort in Ordnung, wo sie keine anderen Verkehrsträger berühren. Und was die geforderte Breite von 6,50 Metern angehe, sieht er dies vor allem in den Städten als kaum realisierbar. Die Breite sei der Optimalfall, erklärte Perlitius. Als Alternative nannte sie sogenannte Fahrradstraßen, die Zweirädern die Priorität einräumen.

Auf Intervention von Heinrich Lohmann (Grüne) soll die RSV 2 in Grenzach-Wyhlen wieder berücksichtigt werden, wenn die technisch-bauliche Situation wieder klar ist.

Wie Landrätin Marion Dammann anmerkte, stehe man mit den Planungen erst am Anfang, es gebe aber eine sehr große Chance, dass das Land als Baulastenträger die Kosten übernehme. Mit einem „Letter of Intent“, einer Absichtserklärung, will man nun die Gemeinden mit ins Boot holen.

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