Kreis Lörrach Damit die Betreuung gelingt

Die Oberbadische
Im Kreis Lörrach werden 2800 Menschen rechtlich betreut. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Sozialausschuss: Betreuungsverein des Kreises muss große Herausforderungen meistern

Ehrenamtliche Betreuer sollen besser unterstützt werden. Einstimmig hat der Sozialausschuss dem Kreistag daher jetzt empfohlen, beim Betreuungsverein des Landkreises eine weitere Vollzeitstelle zu schaffen und diese möglichst bald zu besetzen.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Hilfe bei Arztbesuchen, Behördengängen oder in der Regelung von Vermögensfragen: Ehrenamtliche wie auch berufliche Betreuer leisten eine wichtige Arbeit, die der Kreis nun stärker unterstützen will. „Der Bedarf ist groß“, wie Hugo Mehlin, Fachbereichsleiter Soziales im Landratsamt Lörrach, am Mittwoch im Sozialausschuss erklärte.

Im vergangenen Jahr begleitete der kreiseigene Betreuungsverein 150 ehrenamtliche Fremdbetreuungen und führte selbst 46 berufliche Betreuungen durch. Insgesamt werden im heimischen Kreis 2800 Menschen rechtlich betreut. Und jedes Jahr werden etwa 230 neue Betreuungen angeordnet, wobei zwei Drittel ehrenamtlich geführt werden können, davon zur Hälfte von Angehörigen, wie Mehlin erläuterte.

Laut Sitzungsvorlage werden jährlich rund 933 ehrenamtliche Fremdbetreuungen erforderlich, die von den Betreuungsvereinen, darunter der SKM, BV und Karl-Rolfus-Verein, abgedeckt werden müssen. Bei Letzterem kommen auf 160 betreute Personen acht Betreuer. Von weiteren Betreuungen will der Verein absehen. Unter Berücksichtigung der Zahlen von SKM und BV können unter dem Strich rechnerisch 513 Betreuungen nicht begleitet werden, heißt es in der Sitzungsvorlage. „Bei einem Schlüssel von 1 zu 100 ergäbe dies einen Bedarf von fünf zusätzlichen Stellen“, stellte Mehlin fest.

Die Personalausstattung des kreiseigenen Betreuungsvereins beläuft sich aber nur auf 1,3 Mitarbeiter, 20 Prozent des Stellenvolumens wurden zudem in eine Sekretariatsstelle umgewandelt, was bei der Verwaltung der beruflichen Betreuung hilfreich ist, die Ressourcen für die fachliche Beratung indes reduziert. Die Situation sei sehr belastend, wie Mehlin sagte. „Denn ehreamtliche Betreuuer können nicht mehr in ausreichender Qualität unterstützt werden.“

Wie auch dem Rechenschaftsbericht des kreiseigenen Betreuungsvereins entnommen werden kann, ist es aufgrund der geringen personellen Ausstattung für diesen nicht mehr möglich, die Zukunftsaufgaben in der Begleitung der ehrenamtlichen Betreuer sicherzustellen. Dennoch könnten immer wieder auch ehrenamtliche Mitarbeiter gewonnen werden. Erschwerend hinzu kommen für die Arbeit von Verein und Betreuern die vielen Änderungen im Pflegestärkungsgesetz und dem Bundesteilhabegesetz (BTHG).

Das Konzept des Kreises, das unter Berücksichtung aller Betreuungsvereine erarbeitet wurde, zeigt einen deutlich höheren personellen Bedarf, der zukünftig weiter steigen wird, verwies Mehlin auf „eine exorbitant steigende Zahl an Demenzkranken.“ Zudem werde das Leben für alle nicht einfacher, Betreuer seien aber auf eine professionelle Beratung angewiesen.

Zwar soll es zunächst nur bei einer weiteren Stelle bleiben, die kostenneutral finanziert werden kann, zur weiteren Verbesserung der Situation der Betroffenen soll im Rahmen der Sozialplanung aber versucht werden, einen weiteren Betreuungsverein im Landkreis zu initiieren, kündigte der Referatsleiter an. Denn: Laut Konzept fehlen auf eine geforderte Anzahl von 450 ehrenamtlichen Fremdbetreuern etwa 300 Betreuer, um den Bedarf im Kreis Lörrach decken zu können.

Dass die zusätzliche Stelle sinnvoll sei, sagte CDU-Kreisrat Stefan Grüter in seiner Stellungnahme. „Das Klientel steigt an, und Familienangehörige können es nicht alleine bewältigen.“ Auch Gabriele Weber befand die Einrichtung der Stelle als dringend notwendig. „Es braucht dringend mehr ehrenamtliche Betreuung“, sagte die SPD-Kreisrätin, denn die Betreuungsaufgaben würden immer komplexer, eine Rückversicherung daher wichtig. „Und eine steigende Anzahl an Berufsbetreuungen kann niemand wollen.“ Klare Zustimmung formulierte auch Gunter Halter von den Freien Wählern, und Franz Kiefer (FDP) sowie Michael Straub (Grüne) schlossen sich ihren Vorrednern an.

Landrätin Marion Dammann betonte abschließend, dass das Ehrenamt hoch geschätzt und unterstützt werden müsse. „Wir haben die Aufgabe, etwas für das Ehrenamt zu tun.“

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