Der Schneiderhof ist das einzige strohgedeckte Museum in der Region die anderen sind reetgedeckt, sagte Kammerer, der von den Aktivitäten des Vereins, der Historie des Gebäudes und seiner letzten Bewohnerin Berta Schneider und der Aufwändigkeit der Dachsanierung berichtete. Das Stroh müsse von altem Saatgut stammen und per Hand gemäht werden, weil besonders lange Halme gebraucht würden. Zuletzt kam Baustoff aus Polen und Rumänien. Letztlich hat man sich für eine Kombilösung entschieden, bei der auch Reet dabei ist.
Wie Hinrichs sagte, kämen die Bürger mit guten Ideen, wobei die Spanne sehr breit sei, wie Dammann ergänzte: „Bei der Mittelvergabe orientieren wir uns an gesellschaftlichen Ansprüchen.“
ELR-Wohnprojekt
Das zweite Beispiel gilt dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), mit dem das Land Baden-Württemberg ein umfassendes Förderangebot für ländliche Dörfer und Gemeinden geschaffen hat. Schwerpunktmäßig sollen Hilfen bei der Gebäudesanierung und -umnutzung angeboten werden. Projektträger und Zuwendungsempfänger können sowohl Kommunen als auch Vereine, Unternehmen und Privatpersonen sein, Anträge können indes nur von Städten und Gemeinden gestellt werden.
Im Landkreis Lörrach ist die Anzahl der geförderten Projekte von neun im Jahr 2015 auf mittlerweile 44 Projekte angewachsen, das Fördervolumen stieg im Kreis auf 1,7 Millionen Euro. Von Vorteil ist, dass das Kleine Wiesental ELR-Schwerpunktgemeinde ist. Laut Bürgermeister Gerd Schönbett bringe das eine Steigerung der Förderung um zehn Prozent mit sich. In Eichholz wurde von Familie Kiefer-Cardinale ein ortsbildstörender Schuppen abgerissen und an gleicher Stelle ein Einfamilienhaus in Holzbauweise errichtet, dessen Bau mit 25 000 Euro bezuschusst wurde. Nicht nur wegen der Ausschöpfung des Wohnraums im ländlichen Raum erfuhr die Familie eine Unterstützung, sondern auch, weil CO2-bindende Baustoffe zum Einsatz kamen. „Es war eine tolle Erfahrung, wir haben von der Gemeinde viel Unterstützung erhalten“, so Jeanette Kiefer-Cardinale. Wie Hinrichs anmerkte, sei die Umnutzung von landwirtschaftlichen Gebäuden zu Wohnzwecken förderfähig. Allerdings: Das Bauen im ländlichen Raum sei laut Dammann nicht unproblematisch, schließlich müssten Splittersiedlungen vermieden werden. „Hier sind enge gesetzliche Spielräume gesetzt.“
Ausbau ÖPNV
Gefördert wird auch der ÖPNV und dessen Ausbau im heimischen Kreis, und zwar mit jährlich zehn Millionen Euro, erläuterte Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler beim Besuch des Bertriebshofes der Firma Heizmann in Zell im Wiesental. Der Betrag dient zudem dazu, einen einheitlichen Tarif für den städtischen und ländlichen Raum zu gewährleisten. Mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes würden laut Hoehler Maßnahmen und Prüfaufträge sukzessive umgesetzt. So besitzt der Kreis seit Fahrplanwechsel 2016/2017 erstmals Verkehre, um die Bedienqualität weiterzuentwickeln. Dazu gehörten die Verlängerung der Linie 7310 und die Einführung von zwei Nachtfahrten auf der Linie 7300. Weitere Schritte folgten mit dem Fahrplanwechsel 2018: So verbindet im Stundentakt zwischen 5 Uhr und Mitternacht die neue Buslinie 54 „Sausenberger“ Kandern mit Lörrach, wobei das Angebot zur Hälfte durch das Land gefördert wird. Zusätzlich wurden auf der Linie 7310 die Fahrtenpaare von drei auf vier erhöht und die Linie 7300 nochmals um zwei Fahrtenpaare ergänzt.
Ein weiteres Beispiel für die Verbesserungen zeigt die Schülerverkehrslinie 9002 von Tegernau über Zell nach Gerspach, die zum Fahrplanwechsel 2017 vollständig in den ÖPNV integriert und aufgrund des ermittelten Bedarfs zudem verlängert wurde. Bedient wird die Linie mit einem kleinen, wendigen Bus der Firma Heizmann.
Eine weitere Maßnahme ist die Ausstattung der Linie 7300 zwischen Titisee und Basel mit Heckgepäckträgern. Damit habe man nicht nur Touristen, sondern auch Berufspendler im Blick, so Hoeler. Hier fördert der schweizerische Pendlerfonds mit 15 000 Franken. Weitere Infos zu den Förderprogrammen bietet die Stabsstelle Strukturpolitik & Tourismus unter Tel. 07621/41 03 010