Langfristig wird es freilich mehr als nur Geld brauchen, damit die Wirtschaft sich erholen kann.
Wie viele Anfragen erreichen Sie derzeit?
Wir zählen schon lange nicht mehr. Das Telefon klingelt beim Auflegen. Viele Mitgliedsunternehmen fürchten um ihre Existenz und brauchen Beratung zu Themen wie Kurzarbeitergeld, Soforthilfen, Stundungen oder steuerliche und andere fiskalische Erleichterungen.
Wir werden alle Anfragen beantworten, bitten aber aufgrund der enormen Anzahl um Verständnis, wenn es zu Wartezeiten kommt. Auf unserer Homepage https://www.konstanz.ihk.de können viele Antworten abgerufen und ein Newsletter abonniert werden.
Welche Branchen sind von der Coronakrise besonders betroffen?
Alle Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf dem unmittelbaren Kontakt zum Kunden aufbaut, stehen, soweit sie nicht ohnehin behördlich geschlossen wurden, vor einer faktischen Kompletteinstellung jeder Geschäftstätigkeit. Andere leiden unter gestörten oder unterbrochenen Lieferketten in der Produktion oder sind als Zulieferer von der Produktionsunterbrechung der Erstausrüster betroffen.
Wie reagieren Unternehmen, die nun unverschuldet in Probleme geraten?
An erster Stelle steht die Gesundheit der Mitarbeiter. Die Unternehmen tun alles, um ein Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Da, wo es möglich ist, werden die Mitarbeiter in die Heimarbeit geschickt. Produktionsbetriebe teilen vorsorglich ihre Belegschaft auf oder arbeiten in abwechselnden Schichten, um das Risiko zu halbieren.
Wie bleiben die Firmen liquide, wenn die Ausgaben weiterlaufen, die Einnahmen aber wegbrechen?
Dafür nutzen sie das Kurzarbeitergeld, staatliche Hilfsprogramme oder Stundungen und verhandeln erweiterte Kreditlinien aus. Die öffentliche Hand stellt sich sukzessive darauf ein, dass diese außergewöhnliche Situation auch außergewöhnliche Antworten verlangt.
So heißt es in einer Kommunikation der Finanzbehörden zu Stundungen wörtlich: „Diese Anträge sind nicht deshalb abzulehnen, weil die Steuerpflichtigen die Schäden wertmäßig nicht im Einzelnen nachweisen können und bei der Nachprüfung der Voraussetzungen für Stundungen sind keine strengen Anforderungen zu stellen. Auf die Erhebung von Stundungszinsen kann in der Regel verzichtet werden.“
Mit welcher Dauer rechnen die Firmen? Ist schon absehbar, ab wann wieder eine wirtschaftliche Normalisierung eintreten wird? Lässt sich sagen, wie viele Betriebe in der Region die Krise wohl nicht überstehen werden?
Aktuell lässt sich nicht seriös sagen, wie lange die Krise dauern wird – und auch nicht, wie hoch der Schaden am Ende ausfällt. Die Normalisierung der wirtschaftlichen Prozesse läuft der medizinischen Bewältigung nach.
Wenn sich die ergriffenen Maßnahmen in der Infektionsstatistik und damit in der Belastung des Gesundheitssystems positiv niedergeschlagen haben werden, dann ergibt es einen Sinn, über eine Lockerung der Beschränkung der Mobilität der Menschen auch nur nachzudenken. Daraufhin kann der wirtschaftliche Alltag ein Stück weit zurückkehren.
Weil das Infektionsgeschehen aber aus der Zeit noch umfangreicherer Mobilität und wirtschaftlicher wie privater Aktivität nachläuft, ist damit in nächster Zukunft nicht zu rechnen.
Dafür, dass auf dem Weg bis dahin keine Insolvenzwelle die Lage verschärft, sorgen nicht nur das erweiterte Kurzarbeitergeld und die Hilfsprogramme, sondern auch punktuelle Gesetzesänderungen zum Schutz von Mietkündigungen oder vor dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung.