Kreis Lörrach Der Klimawandel setzt den Bäumen zu

Michael Werndorff
Sommer 2023: Die Gewitterstürme haben damals deutliche Spuren hinterlassen Foto: Michael Werndorff

Vielfältiger und laubbaumreicher: Die Bundeswaldinventur nimmt auch den Waldbestand im Landkreis Lörrach unter die Lupe und zeichnet ein teils ambivalentes Bild.

Entwurzelte Bäume, abgebrochene Äste und versperrte Waldwege. Die Unwetter im Sommer 2023 hatten in einigen Forstrevieren im Landkreis Lörrach eine Spur der Verwüstung hinterlassen und gezeigt, dass Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall dem Wald stark zugesetzt hatten. Die Sturmschäden mehrerer Sommer-Gewitterstürme vom 22. Juni, 11. Juli und 24. August 2023 beliefen sich allein im Forstbezirk Kandern auf rund 15 000 und im Bereich Todtnau auf 15- bis 20 000 Festmeter, wie damals Bernhard Schirmer, Leiter des Forstamts Kandern, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte. Hitze und Trockenheit setzen Wäldern zu. Mit einem gezielten Umbau wird gegengesteuert, was sich auch im aktuellen Bundeswaldinventar niederschlägt.

Eine Generationenaufgabe

Dessen Ergebnisse stellte Michael Kaufmann, Dezernent Ländlicher Raum, beim Jahrespressegespräch dieser Tage im Landratsamt vor. Die Ergebnisse der Auswertung wiesen auf die besonderen Herausforderungen hin, die ein aktiver Waldumbau hin zu mehr Klimaresilienz bei gleichzeitiger Gewährleistung hoher ökologischer Standards mit sich führen, so Kaufmann. Klar ist: Der Umbau ist eine Generationenaufgabe, die den Waldbesitzern einen langen Atem und auch finanzielle Investitionen abverlangen.

Die Ergebnisse der alle zehn Jahre stattfindenden Inventur sind Kaufmann zufolge ambivalent: „Zum einen werden die Waldschäden der vergangenen Jahre sichtbar, zum anderen schreitet der Waldumbau voran und die Wälder sind insgesamt vielfältiger, laubbaumreicher sowie diverser geworden.“ Kaufmann zufolge ist die Waldfläche im Kreis mit 40 000 Hektar konstant geblieben. Mit 50 Prozent ist der Landkreis überdurchschnittlich hoch bewaldet und liegt deutlich über dem Durchschnitt Baden-Württembergs (38 Prozent) oder der gesamten Bundesrepublik (32 Prozent).

Wald ist vielfältiger geworden

In den vergangenen zehn Jahren ist der Wald vielfältiger und laubholzreicher geworden. So hat sich der Laubholzanteil von 46 auf 56 Prozent erhöht. „Damit ist unser Wald deutlich stärker von Laubbäumen geprägt als der überregionale Durchschnitt“, weiß der Dezernent. Mit dieser Baumartenmischung zeigten sich die Wälder in der Region breit aufgestellt. Kurzum: „Der Waldumbau der vergangenen 40 Jahre zeigt Wirkung“, führt Kaufmann aus. So gebe es mehr trockenheitstolerante Baumarten wie die Eiche. Fichten befänden sich derweil wegen Schäden, Trockenheit und Borkenkäferbefall auf dem Rückzug. Damit sinkt zugleich der Holzvorrat, da die Fichte höhere Zuwächse leistet als andere Baumarten.

Wald wird älter

Insgesamt wird der Wald älter, und die Bäume nehmen an Umfang zu, erklärte der Experte. Das hat Vor- und Nachteile, denn: Alte Bäume weisen häufiger besondere Kleinstlebensräume wie Kronentotholz, Spechthöhlen oder Grobborke auf, die Lebensgrundlage vieler seltener Arten sind. Negativ ist, dass alte Bäume eine geringere Klimaschutzwirkung als junge Bäume aufweisen. Mit einem geringen Holzzuwachs können sie auch weniger Kohlenstoff binden. Und: Alte Bäume können sich weniger gut an neue Klimabedingungen anpassen, verriet der Dezernent. Die Folge: Diese müssen jungen, klimaanpassungsfähigen Baumarten weichen. Diese Konsequenzen müssten abgewogen werden, verweist Kaufmann auf vorsorgende Waldnaturschutzkonzepte. Zu diesen zählt das Alt- und Totholzkonzept.

Wichtiger Lebensraum für Tiere

„Der Wald ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Besonders wichtig für die Artenvielfalt sind Totholz, Habitatbäume und die Naturnähe der Wälder.“ Im Landkreis ist der Totholzanteil deutlich höher als andernorts, und der Wald entspricht nicht dem häufig gezeichneten Bild der forstlichen Monokultur, lautet eine Botschaft der vierten Bundeswaldinventur. Er ist deutlich naturnäher als andernorts, wie der Bericht festhält. Der Wald als grüne Lunge der Region bleibt einer der wichtigsten natürlichen Klimaschützer. Trotz der vorhandenen Waldschäden sind die Kohlenstoffspeicher auf einem hohen Niveau geblieben. Jedoch schwächt sich die Fähigkeit, CO₂ langfristig zu speichern, ab, wie aus dem Bericht hervorgeht.

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