Kreis Lörrach Der Wille des Patienten hat Priorität

Denis Bozbag
Medizinische Grenzfälle erfordern einen Dialog zwischen allen Beteiligten. Foto: Die Oberbadische

Ethik-Komitee: Vorsorgevollmacht und psychologische Betreuung der Mitarbeiter stehen im Blickpunkt

Kreis Lörrach - Welche individuelle Behandlung sollen Ärzte im Notfall beim Patienten einleiten? Welche Angehörigen sollen Entscheidungen treffen, wenn man selber nicht mehr dazu fähig ist? An wen kann sich das Personal in der Intensivmedizin wenden, wenn die Belastung zu groß wird? Über diese Fragen sprachen am Dienstagvormittag die Vertreter des Ethik-Komitees des Kreisklinikums Lörrach im Rahmen einer Pressekonferenz.

Die Coronakrise stellt die Belegschaft der Lörracher Kreiskliniken, deren Patienten und Angehörige aktuell auf eine harte Probe. „Es ist eine Situation eingetreten, die wir so noch nie hatten“, meinte der Geschäftsführer für Medizin, Bernhard Hoch, im Hinblick auf die steigende Zahl an Covid-19-Fällen im Landkreis.

Für Grenzsituationen wie diese wurde vor Jahren ein Ethik-Komitee ins Leben gerufen, dem Mitarbeiter verschiedener Fachrichtungen angehören und das eine beratende Funktion einnimmt.

„Wir werden vom Virus nicht überrascht“, stellte Hoch fest. Im Gegensatz zu Norditalien habe man Zeit, sich auf Schlimmeres vorzubereiten. Daher sei es wichtig, über Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht wieder verstärkt zu informieren.

Babette Jansen, Vorsitzende des Klinischen Ethik-Komitees, betonte: „Solche Patientenverfügungen sind für uns Ärzte immer eine wichtige Hilfe. In der aktuellen Situation aber umso mehr.“ Denn es sei für die Arbeit in der Klinik unabdingbar, zu wissen, was der Patient für eine Behandlung im Ernstfall wünscht und welche Person für ihn die Entscheidung trifft, die er in einer schriftlichen Vollmacht dafür bestimmt hat.

„Wenn alle Beteiligten in einen konstruktiven Dialog treten, erleichtert das unsere Arbeit ungemein. Denn der Wille des Patienten hat für uns oberste Priorität sowie der ungehinderte Dialog zwischen Klinikpersonal, Kranken und deren Angehörigen. Jeder Mensch ist ungeachtet seines Alters gleich viel wert“, hob Jansen hervor. Selbst in dem Falle, dass die medizinischen Ressourcen knapp werden sollten. „Für jeden wird gemeinsam die beste individuelle Lösung gefunden“, versicherte die Ärztin.

Auch für das stark beanspruchte Klinikpersonal soll umfassend gesorgt werden. Mit dem Leitspruch „Vergiss dich selber nicht“ soll für die Mitarbeiter ein sicherer Ort im eigenen Haus geschaffen werden. Die Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie hat dafür ihre Kapazitäten freigemacht, Patienten verlegt oder in ambulante Betreuung gegeben. Klinik-Chefarzt Thomas Unterbrink wird nun mit rund 30 Mitarbeitern eine psychologische Anlaufstelle einrichten. „Die Vorbereitungen sind getroffen, und jetzt wird der Hebel umgelegt und gestartet“, verkündete Hoch.

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