Kreis Lörrach „Die Bühne ist meine Welt“

Die Oberbadische
Sein Kostüm aus dem Stück „Sisyphos in der Lindenstraße“, einen Arbeitskittel, hat Michael Knöbel behalten. Sein Vater hatte diesen für ihn besorgt. Foto: Marie-José Rosenwald Foto: Die Oberbadische

Michael Knöbel liebt die Auftritte vor Publikum und den Applaus

Von Michael Knöbel

Kreis Lörrach. Ich bin ein völlig begeisterter Theaterspieler. Und das, seit ich in der Schulzeit auf der Pestalozzischule in der Theater-AG mitgemacht habe. Ich kann mich nicht mehr an alle Stücke erinnern. Auf jeden Fall war eines der „Feuervogel“ von Strawinsky. Und an die tolle Abschlussfeier der neunten Klasse erinnere ich mich, Da sind wir auch aufgetreten. Nervös war ich da schon, aber es ging alles ganz prima.

Nach der Schule war leider erst mal Schluss mit Theaterspielen. Es gab keine Gruppe oder ein Projekt, wo ich mitmachen konnte. Ich war dann total glücklich, dass ich dienstagnachmittags beim Theaterprojekt in der Werkstatt der Lebenshilfe mitmachen konnte. Das mache ich jetzt schon seit Jahren. Wir treffen uns immer im Mehrzweckraum der Werkstatt.

Im Moment sind wir eine tolle Truppe. Einige sind seit kurzem neu dabei. Wir sind insgesamt etwa 13, Frauen und Männer gemischt, auch vom Alter her. Einige von uns können sprechen, andere nicht. Aber es gibt für jeden eine passende Rolle.

Frau Bohn-Zahn ist unsere Leiterin und Regisseurin. Sie denkt sich die Stücke aus und legt fest, wer welche Rolle bekommt. Es ist etwas schade, dass wir uns das nicht selbst aussuchen dürfen. Sie schreibt die Texte und druckt sie ganz groß, damit wir sie besser lesen und lernen können.

Meinen Text lerne ich immer zuhause, es muss ganz ruhig sein, Musik im Hintergrund geht gar nicht. Ich lese den Text, spreche ihn ganz langsam nach. Und ich merke mir das gleich im Kopf.

Wir sind mit unserer Gruppe schon oft aufgetreten, in Kandern, in Steinen, in Lörrach in Haagen und im SAK. Die Stücke hatten tolle Namen, „Sisyphos in der Lindenstraße“, „Hakimuki“, „Des Kaisers neue Kleider“, „Ein Fremder kam nach Buchacha“. In „Des Kaisers neue Kleider“ habe ich einen Gauner gespielt, aber keinen bösen, da lege ich Wert drauf. In „Ein Fremder kam nach Buchacha“ habe ich einen König gespielt, einen bösen, aber die Rolle war voll cool.

Über das aktuelle Projekt sage ich nichts, das soll für die Leser eine Überraschung sein. Wir sind noch ganz am Anfang, wir üben ganz entspannt und ohne Druck.

Bevor wir einen Auftritt haben treffen wir uns in der Werkstatt. Wir entspannen, liegen auf Matten und hören leise Musik. Es gibt etwas zu essen und anschließend fahren wir zum Auftrittsort. Dort ziehen wir unsere tollen Kostüme an. Frau Bohn-Zahn hat Kontakt zum Theater Basel, aus dem Fundus haben wir schon ganz wertvolle und schöne Kostüme bekommen. Ich hatte mal eine rote Jacke mit Swarovskisteinen und ein goldenes Kostüm mit einem Riesenturban. Wir ergänzen diese Sachen mit Hosen und Schuhen von daheim.

Mit ist es egal, wo wir auftreten oder ob meine Familie oder Freunde im Publikum sitzen. Ich konzentriere mich auf mein Stück und schaue immer auf eine Wand, dann lenkt mich nichts ab. Ich sehe immer nur die Bühne. Ich träume, ich bin in einem ganz großen Saal. Die Bühne, das ist meine Welt. Dort zu stehen fesselt mich, ich will am liebsten gar nicht runter von der Bühne. Es macht so viel Spaß, den Leuten den Text aufzusagen.

Wir bekommen immer viel Applaus, zum Schluss sind wir ganz entspannt und die Aufregung ist weg. Wichtig: Wir stoßen hinterher immer mit alkoholfreiem Sekt an. Alle sind völlig geschafft, aber sehr glücklich.

Zur Person: Michael Knöbel ist in seiner Freizeit sehr aktiv: Er macht viel Sport und reist gerne. Seine große Leidenschaft aber ist das Theaterspielen. Das Auftreten vor Publikum fesselt ihn, der Applaus macht ihn stolz und selbstbewusst.

Im Rahmen unserer Serie „Inklusion – Mitten im Leben“ berichten Niels Herter, Mareike Brischle, Michael Knöbel und Sarah Knopf abwechselnd im zweiwöchigen Rhythmus. Nicht die Behinderung, welche die vier Autoren haben, soll im Mittelpunkt stehen. Vielmehr geht

es darum, was Menschen mit

Behinderung können. Unterstützung beim Schreiben bietet Marie José Rosenwald, Mitarbeiterin des Netzwerks

Inklusion im Kreis Lörrach.

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