Kreis Lörrach Die hässliche Fratze der Gewalt

Peter Ade
Stephanie Lais-Maier (links) und Vanessa Nicklaus vom Team der Frauenberatungsstelle Lörrach freuen sich auf die Feier zum „30-Jährigen“ am kommenden Samstag in Schopfheim. Foto: Peter Ade

Frauenberatungsstelle: In 30 Jahren viel Positives bewirkt / Bedarf nimmt stetig zu / Feier in Schopfheim

Die Frauenberatungsstelle Lörrach feiert ihr 30-jähriges Bestehen am kommenden Samstag mit einem Benefizkonzert der Steffi Lais Band und einer Handtaschenversteigerung ab 19 Uhr im Café am Hebel in Schopfheim. Im Fokus der Einrichtung steht der Wille, die hässliche Fratze der Gewalt gegen Frauen und Mädchen als gesellschaftliches und strukturelles Problem sichtbar zu machen und zu bekämpfen.

Von Peter Ade

Kreis Lörrach. „Wir wollen den Frauen nötigen Raum geben, sich uns anzuvertrauen“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Stephanie Lais-Maier im Pressegespräch. Frauen und Mädchen werden unterstützt und begleitet. Auch vor Gericht stehen Beraterinnen zur Seite. „Das ist organisatorisch gesehen aufwendig“, sagt Lais-Maier.

In den vergangenen Jahren hat sich das Team aufgrund steigenden Bedarfs und zusätzlicher Aufgaben vergrößert: Heute gibt es zehn Mitarbeiterinnen mit insgesamt 6,05 Stellen, acht davon sind Fachfrauen in den Bereichen Beratung und/oder Prävention, weitere Mitarbeiterinnen sind in Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Seit Mai 2022 ist eine zusätzliche Kraft mit einer 35-Prozent-Projektstelle für die Beratung geflüchteter Frauen und Mädchen aus der Ukraine angegliedert.

Der Beratungsbedarf nimmt stetig zu. 2021 - im zweiten Pandemiejahr – wurden 434 Fälle im Bereich der sexualisierten Gewalt gezählt. Davor waren es noch 330 und 2019 199 Beratungen. Bisherige Stabilisierungsfaktoren griffen in der Pandemie nicht mehr gut, kommentierte Lais-Maier vor kurzem die Zahlen (wir berichteten).

Mehr Beratungen

Insgesamt wurden 1557 Beratungen durchgeführt, 300 mehr als im Vorjahreszeitraum. Steigende Tendenz registrierte das Team auch bei der akuten häuslichen Gewalt, hier schlugen 40 Fälle mehr zu Buche.

Gegründet wurde der gemeinnützige Verein Frauenberatungsstelle Lörrach e.V. im September 1992. Die Initiatorinnen wurden angetrieben durch die unglaubliche Stärke der betroffenen Frauen und Mädchen, die sie täglich in den Beratungen erlebten.

Im Jahr 2000 wurde die Umsetzung des persönlichkeitsstärkenden Projekts „Mut tut gut“ zur Prävention sexualisierter Gewalt ermöglicht - seit Jahren ein im ganzen Landkreis erfolgreiches und etabliertes Präventionsprojekt, das aus dem Spektrum der Beratungsstelle nicht mehr wegzudenken ist. „Mut tut gut“ erfreut sich in zahlreichen Grundschulen, Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren sowie Einrichtungen der Behindertenhilfe großer Nachfrage.

In den Jahren nach 2000 kam im Präventionssetting der Fortbildungsbereich hinzu. Schulungen und Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte, Elternabende an Kindergärten und Schulen sowie Informations- und Präventionsangebote für Gruppen sind heute fester Bestandteil der Arbeit.

Das Thema sexualisierte Gewalt wird in der Öffentlichkeit mittlerweile wahrgenommen und Frauen holen sich vermehrt Hilfe. Dasselbe gilt bei häuslicher Gewalt. Für den Bereich akute häusliche Gewalt wurden ab 2021 eigens Stellen geschaffen, zunächst in Projektform, ab 2023 sollen sie verstetigt werden. Der ländliche Raum wird inzwischen über mobile Teams in Schönau und Efringen-Kirchen besser erreicht.

Neue Räume gesucht

Die Räume in der Humboldtstraße 14 in Lörrach, in denen sich die Frauenberatungsstelle seit 2001 befindet, können längst nicht mehr den Platzbedarf abdecken. Daher ist die Frauenberatung auf der Suche nach einem geeigneten, gut erreichbaren, barrierefreien Mietobjekt in Lörrach mit idealerweise sieben Zimmern und zwei Toiletten.

Die finanzielle Situation hat sich in den vergangenen Jahren laut Lais-Maier zwar verbessert, dennoch müsse nach wie vor ein Teil des Haushalts über Spenden und Mitgliedsbeiträge abgedeckt werden. Zudem seien Anträge - beispielsweise für Projektgelder - sehr aufwändig und zeitintensiv.

Zuschüsse erhält die Einrichtung vom Landkreis, von der Fritz-Berger-Stiftung, der Stadt Lörrach und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration. Auch einige Gemeinden im Landkreis unterstützen die Arbeit.

Das „30-Jährige“ wird am Samstag, 30. Juli, in Schopfheim gefeiert. In der Pause findet eine Handtaschenversteigerung zugunsten der Frauenberatungsstelle statt.   Kontakt: Frauenberatungsstelle, Humboldtstraße 14, Lörrach. Tel. 07621/87105 oder per E-Mail an info@frauenberatung-loerrach.de

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