Kreis Lörrach Die Menschen leben gern im Landkreis

Maja Tolsdorf
Der Blick vom Belchengipfel ins Tal und die Wanderung dorthin ist im Landkreis Lörrach eine Attraktion. Der Berg gehört zum Gemeindegebiet von Schönenberg. Vielleicht auch ein Grund für die hoch bewertete Lebensqualität. Foto: Michael Werndorff

Die Kategorie Lebensqualität des Orts-Checks ist ein Spiegel des Wohl und Wehs einer Stadt oder Gemeinde. Eine grundsätzliche Regel, dass die Bewohner sie auf dem Land höher bewerten als in der Stadt, zeichnet sich in der Umfrage aber nicht ab.

Der Landkreis Lörrach punktet bei der Lebensqualität überdurchschnittlich, die Kategorie wird beim Orts-Check gleich nach der Sauberkeit (7,92 Punkte) am zweithöchsten bewertet (7,29). Auf den ersten Platz mit 8,69 Punkten haben die Bürger Schallbach gevotet. Die Wahrnehmung der Lebensqualität wird auch im zweitplatzierten Schönenberg (8,67) und dem drittplatzierten Inzlingen (8,45) als hoch eingestuft.

Böllen bietet als kleinste Gemeinde in Baden-Württemberg schöne Aussichten, liegt aber sehr abgelegen. Foto: Alexandra Günzschel

Die positiven Bewertungen bestätigen die Sichtweise von Landrätin Marion Dammann, wie sie auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt: „Viele Menschen leben hier gern und wissen die Vorteile der Region zu schätzen.“ Die besondere Grenzlage neben Frankreich und der Schweiz, kombiniert mit der Zugehörigkeit zum Naturpark Südschwarzwald und dem Biosphärengebiet Schwarzwald, mache den Landkreis zu einer Region, die sowohl städtische als auch ländliche Qualitäten vereint, meint Dammann.

„Kurze Wege in die traumhafte Schweiz“

Dazu zählten zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, sowohl im Sommer als auch im Winter, ein breites kulturelles Spektrum im Dreiland, gelebte Traditionen und vielfältige Hotel-, Gastronomie- und Einzelhandelsangebote in den urbanen Zentren. „Dies macht unsere Region sowohl für Einheimische als auch für Gäste attraktiv“, schildert Dammann. Die besondere Lage hebt auch ein Bürger in den Kommentaren hervor: „Das Dreiländereck bietet eine sehr hohe Lebensqualität durch die äußerst besondere Lage in der Nähe von Schweiz und Frankreich. Es ist ein Privileg, solch kurze Wege in die traumhafte Schweiz zu haben, um die atemberaubende Natur auf einer Wanderung zu erleben und genauso kurze Wege nach Frankreich zu haben, um dort lecker Crêpes, Croissants und Baguettes zu genießen. Zudem gibt es durch die Lage eine unglaubliche Vielfalt an Kultur, was sehr besonders und wertvoll ist.“ Ein anderer formuliert es so: „Ich kann nur sagen, dass die Lebensqualität im Dreiländereck hervorragend ist, wir wohnen da, wo andere Urlaub machen.“

Die Schlusslichter der Kategorie Lebensqualität

Schlusslichter dieser Kategorie sind Böllen (6 Punkte), Weil am Rhein (5,88) und Rheinfelden (5,24). Somit lässt sich eine Regel, etwa je ländlicher der Wohnort, desto höher wird die Lebensqualität eingeschätzt, aus der Rangliste nicht ableiten. Denn Böllen ist mit 95 Einwohnern die kleinste Gemeinde Baden-Württembergs. Dennoch haben die Bewohner im Ranking der Städte und Gemeinden des Orts-Checks Böllen mit 6,89 Punkten auf den drittletzten Platz gewählt.

Böllen: Schöne Aussichten, aber wenig Infrastruktur

Auf den ersten Platz schafft es Schallbach (8,69), auf dem zweiten folgt Schönenberg (8,67) und Inzlingen 8,45 auf dem dritten Platz . Dennoch landet Böllen (6 Punkte) in der Kategorie Lebensqualität auf dem drittletzten Platz, während Schönenberg zweitplatziert ist. Böllen liegt abgelegen mitten im Südschwarzwald, eine kleine Dorfgemeinschaft mit landwirtschaftlicher Prägung, in der jeder jeden kennt. Schöne Aussichten, aber wenig Infrastruktur. Es liegt auf der Hand, dass ein solcher Wohnort sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt.

Die Lebensqualität in Schallbach könnte sinken, wenn sich durch den Fahrplanwechsel 2026 die derzeit guten Busverbindungen verändern. Foto: Silke Hartenstein

Zwar verfügt Böllen noch über vier kleine Handwerksbetriebe. Alle Bedürfnisse des täglichen Bedarfs werden dadurch aber sicherlich nicht abgedeckt. So muss wer zum Arzt oder einkaufen will, in die nächstgelegene Stadt, also Schönau, fahren, was laut Internet mit Auto und Bus etwa zehn Minuten dauert, mit dem Fahrrad 37 und zu Fuß etwa eineinhalb Stunden.

Schönenberg: Mit dem Fahrrad in sieben Minuten in der Stadt

Im Vorteil ist da das ebenfalls ruhig gelegene Schönenberg, das es in der Kategorie Lebensqualität mit 8,67 auf den zweiten Platz geschafft hat. Zwar hat die 344-Einwohner-Gemeinde selbst keine Einzelhändler, die Bewohner brauchen mit dem Auto aber nur vier Minuten bis Schönau, mit dem Fahrrad sieben und zu Fuß 24 Minuten. Allerdings fährt laut Internet kein Bus ab Schönenberg. So wünscht sich ein Bürger in den Kommentaren des Orts-Checks eine Anbindung an den Nahverkehr, der zudem mit einer Bewertung von 4,4 Punkten dort nicht gut wegkommt. „Der ÖPNV in den Dörfern muss ausgebaut werden. Leider kommt man nicht ohne Auto aus“, meint ein anderer Bürger.Die Gesundheitsversorgung, die insgesamt im Orts-Check des Landkreises mit 4,7 Punkten am niedrigsten bewertete Kategorie, kommt in Schönenberg (7,5) aber gut weg. Dies liegt wohl hauptsächlich am Gesundheitszentrum in Schönau.

Schallbach: Fahrplanwechsel 2026 bedroht Lebensqualität

Auf den ersten Platz in der Kategorie Lebensqualität schafft es Schallbach. Laut Bürgermeister Christian Iselin hat das auch mit der guten Anbindung an den Nahverkehr zu tun, denn es gibt viele Verbindungen nach Kandern sowie Weil am Rhein und Basel – noch. Denn mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2026 ist nur noch ein Zweistundentakt geplant. Die Gemeinde wehrt sich dagegen, denn viele Bürger seien auf den Bus angewiesen.

Umfrageteilnehmer kritisieren Weil am Rhein

Aus den Orts-Check-Kommentaren erklärt sich, warum Weil am Rhein mit 5,88 Punkten auf den vorletzten Platz kommt. Denn einige Bürger beklagen zu wenig Vielfalt in der Innenstadt. „Es wäre schön, wenn es an der Hauptstraße außer Dönerbuden, Friseurläden, Wettbüros auch wieder andere Geschäfte geben würde“, meint ein Bewohner. Ein anderer formuliert es so: „Die Innenstadt müsste wieder mehr belebt werden, allerdings weder mit Dönerläden noch mit Nagelstudios. Eine attraktive Einkaufsmeile ist hier nicht gegeben.“

Dass Weil am Rhein von Jahr zu Jahr mehr an Attraktivität verliert, stellt ein weiterer Umfrageteilnehmer fest: „ Immer mehr Dönerbuden und Nagelstudios, Facheinzelhandel ist nur noch wenig anzutreffen.“

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