Von Michael Werndorff
Regionales Bündnis für Frauen in Führungspositionen zieht positive Bilanz
Von Michael Werndorff
Kreis Lörrach. Die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt ist vorangekommen. Das Thema steckt zwar nicht mehr ganz in den Kinderschuhen, aber eine Verbesserung und Sensibilisierung ist weiterhin nötig. Diese Bilanz hat Landrätin Marion Dammann am Donnerstagabend im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Projekts „Mehr Frauen in Führungspositionen – Regionale Bündnisse für Chancengleichheit“ gezogen.
Der Rückblick von allen Beteiligten auf die vergangenen drei Jahre fiel positiv aus. Lag zu Beginn des Projekts 2012 der Anteil von Frauen in Führungspositionen in den beteiligten Unternehmen bei 23,4 Prozent, so konnte Ende des vergangenen Jahres bereits ein Plus von 2,7 Prozent verbucht werden. „Dieses Ergebnis zeigt, dass sich das Engagement der Unternehmen in den Bündnissen gelohnt hat“, sagte Kathrin Mahler Walther, Vorstandsmitglied von EAF Berlin, welches das Projekt koordiniert und begleitet hat. Die Federführung lag bei der Wirtschaftsregion Südwest.
Die Initiative soll die Attraktivität und die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Landkreises stärken und Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften unterstützen. „Zwar konnten die Ziele, welche sich Unternehmen zu Beginn gesetzt hatten, nicht vollständig errreicht werden – es war ein durchschnittlicher Frauenanteil von 27,7 Prozent anvisiert – doch die Entwicklung kann sich sehen lassen“, erklärte Mahler Walther. Weitere Effekte seien Austausch und Vernetzung gewesen, betonte Dammann. „Es konnte eine Plattform der Begegnung geschaffen werden, mit der Hilfestellungen einfach zu bewältigen sind.“ Zudem sei das Projekt ein wichtiger Baustein, der die Wettbewerbsfähigkeit unterstützt.
Laut Mahler Walther hat sich gezeigt, dass die Umsetzung von mehr Chancengleichheit in Unternehmen einen Kulturwandel erfordert, der von Geschäftsführung, Vorstand und Führungskräften mitgetragen werden müsse. Zugleich gewinne das Thema Chancengleichheit angesichts des Fachkräftemangels an Relevanz. Und: „Je größer das Unternehmen, desto wahrscheinlicher ist es, daß die Verantwortlichen Maßnahmen, zum Beispiel zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, einführen“, bilanzierte die Projektbegleiterin.
Dass die Bilanz in den privaten und öffentlichen Unternehmen und Berufsfeldern allerdings höchst unterschiedlich ausfällt, verdeutlichte eine Podiumsdiskussion. Ist die Frauenquote im Verwaltungs- und kaufmännischen Bereich hoch, sieht es in den „Mint“-Bereich weniger gut aus, betonte Irene Knauber, Leiterin Service und Produktion der Energiedienst Holding. „Deswegen müssen wir zusehen, dass die Förderung bereits in Schulen und Kindergärten beginnt, damit Mädchen ihren Weg in die Mint-Berufe finden. Sonst hilft die Quote nichts.“ Dominieren würden die Frauen im administrativen Bereich, erklärte die Personalleiterin der Kliniken des Landkreises Lörrach, Änne Hildemann-Groß. „Wir haben eine gute Anzahl von Führungsfrauen.“ Bei den 14 Chefärzten sieht es indes nicht so gut aus – nur eine Frau ist unter ihnen. „Uns ist es nicht gelungen, die Quote zu erreichen, was am Fehlen offener Stellen lag. Dennoch kommen viele gut ausgebildete Ärztinnen zu uns“, erklärte Hildemann-Groß. Ihr Fazit: „Die Frauen kommen mit Macht.“
Ein positives Resumée zog Peter Dettelmann, Standortleiter von Evonik Industries in Rheinfelden. Konzernweit liege der Anteil von Frauen in der mittleren Führungsebene bei 20 Prozent, im High-Level-Bereich bei zehn, was nicht wirklich gut sei. „Noch ist Luft nach oben“, unterstrich Dettelmann. Am Standort Rheinfelden beträgt der Frauenanteil der Belegschaft 16 Prozent. Dort haben Frauen in typischen Männerdomänen Fuß gefasst, zum Beispiel als Leiterinnen in den Bereichen Sicherheit und Werkstätten. Das sei eine erfreuliche Entwicklung. Außerdem seien die Mitarbeiter zufrieden mit den weiblichen Führungskräften. Und: Nutze man deren Potenzial nicht, sei man nicht mehr wettbewerbsfähig, erklärte der Standortleiter. „Diversität – nicht nur bezogen auf das Geschlecht – ist ein Erfolgsfaktor, der Ideen und Innovationen ermögliche.
Das bestätigte auch Eva Maria Hornberger, Geschäftsführerin von Hornberger Druck. Eine Durchmischung sollte auch generationenübergreifend sein. Zudem müsse mehr für die Kinderbetreuung getan werden.
Dass das Potenzial seitens der Unternehmen nicht voll ausgeschöpft wird, gab Birgit Buschmann, Leiterin des Referats Wirtschaft und Gleichstellung im Finanzministerium, zu bedenken. Derzeit verlaufe der Wandel noch im Schneckentempo, aber verschiedene Maßnahmen auf politischer Ebene, wie bei Ganztagsschulen und Kinderbetreuung, sollen bessere Bedingungen schaffen. „Die gesetzlich verabschiedete Frauenquote kann das Problem alleine nicht lösen, maßgebend ist die Unternehmenskultur“, unterstrich Buschmann. Was man jetzt brauche, seien mehr Bündnisse, die eine nachhaltige Wirkung erzielen.
Laut Alexander Maas, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Südwest, will man am bewährten Bündnis festhalten und es auch für Nachwuchskräfte erweitern. „Wir haben ein klares Signal erhalten, weiterzumachen. Das war auch unser Ansatz.“