Kreis Lörrach Die US-Wahl und der bange Blick in die Zukunft

Maja Tolsdorf
Donald Trump zieht wieder ins Weiße Haus ein. Foto:  

Es ist wieder passiert: Donald Trump ist erneut Präsident der Vereinigten Staaten. Über die möglichen Folgen dieser Wahl haben wir mit Menschen gesprochen, die im Landkreis verwurzelt sind und in den USA gelebt und gearbeitet haben.

Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen. Schock und Entsetzen mag dies beim Einen oder Anderen ausgelöst haben, schließlich war Kamala Harris der Funke Hoffnung für die Unterstützer der Demokraten. So reagiert auch Carolin Lefferts auf Anfrage unserer Zeitung entsetzt auf das Wahlergebnis: „Wir haben bis zuletzt gehofft, dass Trump nicht gewinnt.“ Ihr Mann ist Amerikaner und in Arizona aufgewachsen, die drei Kinder haben die deutsch-amerikanische Staatsbürgerschaft. Und weil die Familie nicht nur in Binzen lebt, sondern auch ein Haus in Tucson hat, pendle sie zwischen dem Landkreis Lörrach und den USA. Lefferts ist mehrfach engagiert, als Leiterin der „Herbstzeitlosen“ und Sprachdozentin für Englisch und Französisch an der Volkshochschule Weil am Rhein sowie Leiterin des Sprachencafés.

Wahlkampf inszeniert

Entsetzen über Wahlergebnis

Emotional fühlt sie sich am Tag nach der US-Präsidentschaftswahl zerrissen und versteht nicht, warum das Wahlergebnis für Trump so eindeutig ausfällt: „Für mich sah das bis zuletzt sehr knapp aus.“ Sie zeigt sich entsetzt darüber, wie man so einen „vorbestraften fremdenfeindlichen Frauenhasser“ zum Präsidenten wählen kann. Zuletzt habe sie selbst wieder neun Monate in Arizona gelebt und auch eine Wahlkampf-Veranstaltung von Donald Trump besucht. Das sei dort wie bei einem riesigen fröhlichen Fest, schildert Lefferts: „Doch wer ihn ausbuht, wird von der Security rausgebracht.“

Der Graben für oder gegen Trump existiere auch in der Familie. Denn ihr Mann sei von Haus aus Republikaner, ebenso wie seine vier Geschwister. Allerdings habe er schon bei der ersten Präsidentschaftswahl festgestellt, dass er Trump seine Stimme nicht geben könne. Dieses Mal habe ihr Mann das „Wahl-Feeling“ in Arizona erlebt und ebenso bis zuletzt gehofft, dass Kamala Harris Präsidentin wird.

Donald Trump in Siegerpose Foto: Schwabo

Lars Halter: Die extremsten Republikaner im Weißen Haus

Lars Halter kann es an diesem Morgen noch gar nicht fassen, dass Donald Trump erneut Präsident der Vereinigten Staaten wird. „Ich bin überzeugt davon, dass es eine absolute Katastrophe ist“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Halter stammt aus Maulburg, lebt heute in Berlin und hat von 1998 bis 2015 in den USA gelebt. Dort hat er als Journalist für n-tv, Deutsche Welle und andere deutsche Medien von der Wall Street berichtet. Zuletzt hatte er im Februar für die Bürgermeisterwahl in Maulburg kandidiert. Gefragt nach seiner Einschätzung der möglichen Folgen einer erneuten Präsidentschaft von Trump warnt er davor, sich in Sicherheit zu wiegen, weil sich sein Einfluss auf Europa und sein Extremismus während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 in Grenzen gehalten habe.

„Jetzt hat er nur noch Leute um sich, die ausführen, was er sagt. Jetzt hat man die Faschisten ins Weiße Haus gelassen“, meint Halter. Die extremsten Republikaner könnten künftig nun praktisch durchregieren. Putin sei der große Wahlgewinner, denn „der kann jetzt machen was er will“.

Carolin Lefferts Foto: Weiler Zeitung

Halter: „Die Welt funktioniert für die Amerikaner anders.“

Auf die Frage, warum das amerikanische Wahlvolk ihn dennoch gewählt hat, erklärt Halter: „Die Welt funktioniert für die Amerikaner anders.“ Vor allem im Mittleren Westen, wo die Karte rot, also für Trump sei, seien die Menschen eher wenig weltgewandt. Auch Lefferts habe in den USA beobachtet, dass die Bürger Wahlentscheidungen aus ihrer ureigenen Lebensrealität heraus treffen, ohne sich zuvor über die Politik zu informieren, für die der jeweilige Bewerber steht. Und dass die Wahlkämpfe dort sehr persönlich und wenig sachbezogen sind. Als Beispiel nennt sie einen Flyer der Republikaner, der Kamala Harris in sehr unvorteilhafter Pose zeigt, verbunden mit der Frage: „Wollt ihr so eine Präsidentin?“ Von einer seiner starken Vereinfachung der Wahlentscheidung der Amerikaner, die Bezüge herstellt, die nicht der Realität entsprechen, berichtet auch Halter. „Waren die Benzinpreise unter Biden hoch, wählt man jetzt eben Trump, der versprochen hat, die Preise zu senken.“ Dass teures Benzin ein weltweites Problem ist, dafür gebe es dort keine Wahrnehmung.

Lars Halter Foto: zVg

Düsterer Blick in die Zukunft

Zudem spricht Halter vom Zwei-Parteien-System bei den US-Wahlen, das Populismus und Extremismus fördere. Denn dabei sei es immer ratsam, sich von einer Richtung zu distanzieren, wobei die Gräben immer größer würden, was von Populisten ausgenutzt werden könne. Das Mehrparteien-System in Deutschland hingegen trage dazu bei, extreme Ansichten einzuhegen.

Düsterer Blick

Einen düsteren Blick wirft Halter in die Zukunft mit Trump als Präsident: „Jede zuverlässige Kooperation mit den USA kann man jetzt streichen.“ Mit Sorge blickt er auch auf den Ukraine-Krieg und die guten Beziehungen Trumps zu Putin. „Europa wird es nicht gut gehen in den nächsten vier Jahren“, meint er. Aber auch auf die amerikanischen Wähler warte ein „böses Erwachen“.

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