Kreis Lörrach Die Welt von morgen ist vernetzt

Die Oberbadische

Studium Generale: Zukunftsforscher Stephan Jung will an der DHBW Lörrach wachrütteln

Wie unser Leben in Zukunft aussehen könnte, damit beschäftigt sich der Trendforscher Stephan Jung. Im Rahmen der Vortragsreihe des Studium Generale kommt Jung morgen, Mittwoch, ab 18.30 Uhr an die DHBW Lörrach, um Denkanstöße zu geben und den Blick voraus zu wagen.

Kreis Lörrach. Mit Stephan Jung, der während des Gesprächs gerade an der neu gegründeten „Berlin University of Digital Sciences“ tätig war, hat sich Adrian Steineck darüber unterhalten, wie technische Entwicklungen unseren Alltag in den kommenden Jahrzehnten verändern könnten.

Frage: Herr Jung, Ihr Vortrag trägt den Titel „So lebst Du morgen!“ Wie leben wir denn morgen?

Wir leben heute schon in einer Welt, in der technologisch und wissenschaftlich revolutionäre Veränderungen erfolgt sind. Bis sich diese in unserem Leben und Alltag manifestieren, vergehen aber oft viele Jahre. Längst könnten wir in unserer Küche mit Hilfe eines 3D-Druckers Mahlzeiten herstellen. Die ersten Flugautos wurden schon auf Automessen gezeigt und sind flugfähig, dennoch werden noch einige Jahre vergehen, bis das massentauglich wird. Mit der DNA-Schere könnten wir die menschliche DNA umprogrammieren und jedem Menschen zu einem wesentlich längeren Leben verhelfen, natürlich löst das intensive Diskussionen aus. Wir leben morgen in einer sehr vernetzten Welt, in der sich zum Beispiel Mobilität, Gesundheit und Ernährung massiv verändern werden.

Frage: Worauf stützen Sie Ihre Aussagen?

Die vorgenannten Beispiele zeigen, dass es sich nicht um vage Visionen handelt, sondern um konkrete Dinge, die unser Leben schon bald verbessern und erleichtern könnten. Auf meinen Reisen sehe ich weltweit Technologien, die anderswo schon im Einsatz sind. Nicht alles davon wird sofort und überall umgesetzt, wenn wir zum Beispiel an die Brille von Google Glasses denken.

Frage: Sie sprechen in ihren Vorträgen von zwölf Megatrends. Was wäre ein Beispiel für einen solchen Megatrend?

Ich beobachte und recherchiere zum Beispiel sehr intensiv das Thema Sicherheit, Hacking und Cyberkriminalität. Angriffe auf Autos, Hotels und sogar Menschen sind möglich. Die Angreifer sind leider oftmals besser als die Verteidiger, und hier entsteht ein ganz neues Geschäftsfeld für Sicherheitsspezialisten. „Gamification“ ist ein weiterer Megatrend, diese schnell wachsende Branche für Video- und Smartphonespiele befriedigt den Spieltrieb des Menschen. Ich war gerade in Los Angeles und habe mit Experten aus der Unterhaltungs und Musikbranche diskutiert, die diesen Trend sehr ernst nehmen, denn mit rund 100 Milliarden Euro ist die Branche bereits doppelt so groß wie die gesamte Musikindustrie.

Frage: Sie wollen Ihre Zuhörer auch wachrütteln. Aber warum ist das überhaupt notwendig?

Wer heute stehen bleibt und den Zug in die Zukunft verpasst, der wird sich alleine am Bahnsteig wiederfinden. Das Wissen der Welt verdoppelt sich alle 24 Monate, und die Notwendigkeit zur Veränderung ist eigentlich jedem klar. Dennoch ist das menschliche Gehirn gar nicht dafür ausgerüstet und bequem. Ich möchte also wachrütteln sowie Lust auf Neues und Weiterbildung machen. Daher freue ich mich sehr über das große Interesse und die vielen Anmeldungen zu meinem Vortrag in Lörrach.

Frage: Oft wird behauptet, die Welt ändere sich heutzutage schneller als früher. Ist das Ihrer Meinung nach tatsächlich so, oder hat sich die Welt vielmehr schon immer so schnell verändert?

Das Tempo nimmt tatsächlich konstant zu, und es ist keine Entspannung in Sicht, wir werden uns an diese neue Normalität gewöhnen. Das war früher natürlich ganz anders: In der Steinzeit ging es um Überleben, Nahrung und Fortpflanzung – das hat sich ein Leben lang nicht verändert, also gab es auch keinen Grund für Veränderung. Noch vor 300 Jahren gab es Menschen, die das gesamte Wissen der Welt beherrschten, weil es einfach noch begrenzt war.

Frage: Mit welchen Strategien können Unternehmen oder auch einzelne Menschen auf die anstehenden Veränderungen reagieren?

Ich werde in meinem Vortrag meine sieben goldenen Innovationsregeln vorstellen, durch die sich jeder Einzelne, aber auch Unternehmen fit für die Zukunft machen können. Eine meiner Lieblingsregeln verrate ich gerne vorab: „Cross Innovation“ ist eine perfekte Strategie, die eigene Komfortzone zu verlassen und Neues kennenzulernen. Wir sollten öfters unser Silo, unsere Abteilung und unser Haus verlassen und mit Neugier auf andere Menschen und Branchen zugehen, denn persönliches Wachstum findet genau dort statt.

Frage: Birgt es nicht auch Gefahren, jedem Trend hinterherzulaufen? Sowohl im Privat- als auch im Geschäftsleben können sich Trends ja auch schnell als Luftblase entpuppen.

Wir unterscheiden ja Trend und Hype: Denken wir zum Beispiel an (das Smartphone-Spiel) Pokémon Go, das nach wenigen Monaten wieder vorbei war. Das war kein Trend, sondern ein Hype, der aber letztlich ein Subtrend von „Gamification“ ist. Megatrends wirken wesentlich langsamer und konstant.

Weitere Informationen: Der Vortrag von Stephan Jung findet morgen, Mittwoch, 26. September, ab 18.30 Uhr im Georg H. Endress-Auditorium der DHBW Lörrach, Hangstraße 46-50. statt. Der Eintritt ist frei.

ist Dozent und Autor. Er war mehr als 20 Jahre in der Investmentbranche tätig und gründete 2009 seine eigene Strategieberatung Inoventiq Group. An der Berlin University of Digital Sciences ist er Direktor des Instituts für Zukunft und Innovation.

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