Kreis Lörrach Differenzierte Strategie statt Lockdown-Hammer

Die Oberbadische

Appell: Industrie- und Handelskammern des Regierungsbezirks Freiburg fordern Öffnungsstrategie

Regio - Die drei Industrie- und Handelskammern des Regierungsbezirks Freiburg – die IHK Südlicher Oberrhein, Schwarzwald-Baar-Heuberg und Hochrhein-Bodensee – fordern in einem eindringlichen Appell eine konkrete Öffnungsstrategie für den umgehenden Ausstieg aus dem Lockdown, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

Es ist „fünf nach zwölf“

„Für die vom Lockdown betroffenen Unternehmen ist es nicht mehr fünf vor, sondern fünf nach zwölf“, warnt Thomas Conrady, Präsident der IHK in Konstanz. „Händler, Gastronomen und die Freizeitwirtschaft stehen mit dem Rücken zur Wand, Eigenmittel sind aufgebraucht, und die Hilfsleistungen, wenn sie denn ankommen, können die aufgelaufenen Verluste nicht mehr kompensieren. Wir sehen eine drohende Pleitewelle, die uns alle langfristig teuer zu stehen kommt.“

Der Appell der Kammern ist Kritik und Hilferuf zugleich: Kritik daran, dass die pauschale Schließung ganzer Branchen, die im Frühjahr 2020 geboten sein mochte, nicht längst zugunsten einer differenzierten Strategie aufgegeben wird.

„Beim heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis ist es gleichermaßen unverständlich wie unverantwortlich, weiter mit dem groben Schwert der vollständigen Schließung zu arbeiten. Wir sind längst in der Lage, dem Virus mit dem Florett zu begegnen: Hygienekonzepte, Einzelkundenbetreuung, Abstandsregeln – wirtschaftliche Aktivität ist mit effizientem Infektionsschutz vereinbar“, ist sich auch Steffen Auer, Präsident der IHK Freiburg, sicher.

„Warum soll ein Brautmodengeschäft, das ohnehin auf die ausführliche Beratung des einzelnen Kunden ausgerichtet ist, dies nicht in Einzelterminen mit den gebotenen Hygienemaßnahmen tun dürfen? Und warum glauben wir immer noch, den geordneten und überwachten Betrieb in Restaurants unterbinden zu müssen, obwohl wir wissen, dass ein fast vollständig in den privaten Bereich zurückgedrängtes Leben, wo es keine Abstandsmarkierungen, keine Belüftungsanlagen und keine Desinfektionsspender neben jedem Wasserhahn gibt, weniger geordnet, weniger kontrollierbar und weniger sicher ist?“

Verhalten ist entscheidend

Großes Unverständnis hat man bei der IHK in Konstanz für das Corona-Grenzregime zu den Nachbarländern Österreich, Schweiz und Frankreich. „Für die Ausbreitung des Virus ist es nicht wichtig, wo sich jemand aufhält, sondern wie er sich dabei verhält“, betont Hauptgeschäftsführer Claudius Marx.

Noch weniger komme es auf die Nationalität der Menschen an. „Das Virus schaut nicht in den Reisepass. Ausgangssperren und abgesenkte Schlagbäume an den Grenzen belasten nur den ohnehin schwierigen Alltag der Menschen und strapazieren ihre Geduld. Damit gerät das wichtigste Gut in Gefahr, das es in der Pandemiebekämpfung überhaupt gibt – die Loyalität und die Solidarität der Menschen.“

Nicht das Absperren von Lokalitäten und die Unterbindung von Mobilität sind der Schlüssel, ist sich Marx sicher, sondern die Implementierung und Durchsetzung differenzierter Hygienestandards. Darin liege nicht nur das bei weitem mildere Mittel, das in einem Rechtsstaat den Vorzug verdiene, sondern auch das effizientere.

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