Kreis Lörrach „Du wirst mich nicht am Leben hindern“

Denis Bozbag
Nicola Witt ist Bereichsleiterin am Seminar Sonderpädagogik in Stuttgart und Fachberaterin für Traumatologie. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Vortrag: Expertin erklärt, wie Schule Jugendliche mit Traumatisierungen stärken und unterstützen kann

Regio. Nicola Witt ist Bereichsleiterin am Seminar Sonderpädagogik in Stuttgart und Fachberaterin für Traumatologie. Sie wird heute ab 19 Uhr im großen Saal des Lörracher Elisabethenkrankenhauses in ihrem Vortrag „Du wirst mich nicht am Leben hindern“ in das schwierige Thema der Traumatisierungen einführen. Denis Bozbag stellte ihr im Vorfeld einige Fragen

Frage: Welche Anzeichen im Verhalten eines Schulkindes können auf eine mögliche Traumatisierung hindeuten?

Die Verhaltensweisen von traumatisierten Kindern und Jugendlichen können sich in sehr unterschiedlicher Weise zeigen. Manche Kinder ziehen sich stark von anderen Menschen zurück, haben keine Kontakte zu Gleichaltrigen, wirken ängstlich und verschlossen und fügen sich teilweise selbst Verletzungen zu. Andere Kinder sind sehr unruhig, ständig in Bewegung und können nicht stillhalten, sie bekommen alles um sie herum mit und wirken als wären sie in ständiger „Hab-Acht-Stellung“. Wieder andere Kinder geraten sehr schnell mit Mitschülern oder mit den Lehrkräften in einen Konflikt, scheinen keine Grenzen zu kennen oder zu akzeptieren, rasten scheinbar grundlos aus und verhöhnen ihr Gegenüber.

Frage: Was sollten Lehrer tun, wenn sie erst einmal „nur“ den Verdacht hat, dass beim Schulkind eine Traumatisierung vorliegt?

Die Lehrer sollten ihre Beobachtungen nach Möglichkeit mit den Eltern des Kindes besprechen. Vielleicht haben die Eltern Erklärungen für die Verhaltensweisen oder können ihre eigenen Sorgen um ihr Kind teilen und sich gemeinsam mit der Lehrkraft um Hilfen für das Kind bemühen.

Wichtig ist, dass sich auch das Lehrpersonal Unterstützung im Sinne von kollegialer Beratung oder Beratung durch die schulpsychologischen Beratungsstellen sucht. Des Weiteren sollte sie sich Hintergrundwissen aneignen, um handlungsfähig zu bleiben.

Frage: Wie wichtig ist bei der schulischen Hilfeleistung für die Betroffenen ein gutes Zusammenspiel von Eltern, psychologischer Betreuung und Jugendamt?

Die Zusammenarbeit von allen Beteiligten ist von zentraler Bedeutung. Bezogen auf die schulische Seite, ist es für Lehrkräfte wichtig zu wissen, in welcher Situation sich ein traumatisiertes Kind befindet, um es gut unterstützen zu können. So könnte es zum Beispiel sein, dass ein Unterrichtsinhalt zum jetzigen Zeitpunkt für das betroffene Kind problematisch ist.

Ebenso könnten bestimmte Situationen angstauslösend sein und sollten zum gegenwärtigen Zeitpunkt vermieden werden. Damit Lehrkräfte das einschätzen, ihren Unterricht entsprechend planen und mit dem Verhalten des Kindes umgehen zu können, brauchen sie Informationen.

Frage: Was können die Ursachen eines Traumas sein? Reagieren Jungen und Mädchen gleich auf belastende Situationen in ihrem Leben?

Die Ursachen für Traumata können sehr unterschiedlich sein. So können das Miterleben eines Verkehrsunfalls, einer Naturkatastrophe oder der Tod eines nahestehenden Menschen traumatisierend wirken. Von den Folgen schwerer sind in der Regel Traumata, welche durch andere Menschen verursacht werden wie Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt.

Wie Menschen auf belastende Situationen in ihrem Leben reagieren, ist individuell sehr verschieden. Die Reaktionen der Geschlechter unterscheiden sich im Verhältnis dahingehend, dass Mädchen eher mit Rückzug und nach innen gerichteten Formen der Aggression wie Essstörungen und selbstverletzendem Verhalten reagieren. Jungen zeigen hingegen häufiger nach außen gerichtete Verhaltensweisen wie offen oppositionelles Verhalten, verbale und körperliche Aggression und Zerstörungswut. Dazu kommen häufig noch Drogenmissbrauch und kriminelle Handlungen.

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