Kreis Lörrach „Ein Haus muss bewohnt wirken“

Adrian Steineck

Kriminalität: Thomas Oesterlin berät zum Einbruchsschutz / Aufmerksame Nachbarn sind hilfreich

Mit der Zeitumstellung am Wochenende hat wieder die dunkle Jahreszeit begonnen. Das heißt auch: Langfinger haben jetzt Hochsaison. Wie man sich gegen Einbrecher schützen kann und wie man sich im schlimmsten Fall verhalten sollte, wenn ein Täter bereits in die Wohnung eingedrungen ist, darüber hat unsere Zeitung mit Thomas Oesterlin, Einbruchschutzberater bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Landkreis Lörrach, gesprochen.

Von Adrian Steineck

Kreis Lörrach. Vor Einbrechern kann man sich schützen, sagt Oesterlin. Denn die Täter würden nach maximal fünf Minuten aufgeben. In der Regel sind sie unbewaffnet und haben es auf Geld oder Schmuck abgesehen. Wichtig ist es vor allem, es gar nicht erst zum Einbruch kommen zu lassen.

Frage: Herr Oesterlin, es wird draußen wieder früher dunkel. Ist es tatsächlich so, dass die Zahl der Einbrüche in der dunklen Jahreszeit zunimmt?

Ja, es ist statistisch erwiesen, dass Einbrecher von Oktober bis März häufiger zuschlagen. Das geht im Grunde mit der Zeitumstellung Ende Oktober los.

Frage: Was kann jeder tun, um sich gegen Einbrecher zu schützen?

Zunächst sollte man alles abschließen, was möglich ist. Wichtig ist es, dass man den Schlüssel zur Wohnung niemals außen deponiert. Wenn ein Wohnungsschlüssel verloren geht, sollte man den Schließzylinder auswechseln lassen. Bei abschließbaren Fenstern lautet mein Rat, den Schlüssel abzuziehen. Natürlich sollte man ein Fenster niemals gekippt lassen, denn ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster und lässt sich innerhalb von fünf Sekunden öffnen. Bei einem gesicherten Fenster dauert es zehn Minuten oder länger. Wir waren in einer Simulation auch schon 20 Minuten dran, bis wir ein Fenster geöffnet hatten. Das ist für Einbrecher definitiv zu lang.

Frage: Wie lang lassen sich Einbrecher Zeit, um in ein Haus einzudringen?

Im Regelfall geben sie nach zwei oder drei Minuten auf. Untersuchungen zeigen, dass sie nach maximal fünf Minuten die Flucht ergreifen, wenn sie sich an einem Fenster oder einer Tür die Zähne ausbeißen.

Frage: Wie sieht es mit technischen Hilfsmitteln aus? Es gibt etwa Fernsehsimulatoren, die das Licht eines eingeschalteten Fernsehers imitieren.

Fernsehsimulatoren sind grundsätzlich sinnvoll. Helfen kann es auch, auf eine Beleuchtung mit Zeitschaltuhr zu setzen oder das Radio laufen zu lassen. Ich rate auch dazu, im Obergeschoss Licht zu machen, denn dort kann man von außen nicht sehen, ob sich tatsächlich Personen in einem Haus bewegen. Ein Erdgeschoss lässt sich leichter ausspähen. Auch ein Türspion, ein Sperrbügel oder eine Sprechanlage sind hilfreich, denn generell gilt: Ein Einbrecher will keinen Kontakt zum Hausbewohner.

Frage: Was ist mit Bewegungsmeldern, die das Licht einschalten?

Bei diesen ist es wichtig, dass sie über eine Tierunterdrückung verfügen. Wenn dies nicht der Fall ist, können sie beim Hausbewohner für Verunsicherung sorgen, wenn sie etwa bei jeder vorbeistreifenden Katze oder bei fallenden Blättern angehen.

Frage: Wie können aufmerksame Nachbarn helfen?

Auf vielerlei Weise. Wenn man in Urlaub geht, sollte man auf jeden Fall die Nachbarn informieren. Man sollte den Nachbarn übrigens auch Bescheid sagen, wenn sich Handwerker angekündigt haben, denn es gibt auch Einbrecher, die in Handwerkerkleidung unterwegs sind. Zudem kann man die Nachbarn auch bitten, im Urlaub mal den Rasen zu mähen. Wichtig ist es, dass ein Haus bewohnt wirkt.

Frage: Was sollte man sonst noch beachten, wenn man längere Zeit verreist?

Wie gesagt: Ein Haus sollte stets bewohnt wirken. Das heißt: Das Auto ruhig einmal im Hof statt in der Garage abstellen und im Fall einer Urlaubsreise nicht alles um das Haus herum aufräumen. Es dürfen durchaus Gummistiefel oder Kinderspielzeug herumstehen.

Frage: Gesetzt den Fall, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Einbrecher ans Werk gehen: Wie lässt sich ihnen die „Arbeit“ möglichst schwer machen?

Man sollte eine Leiter anketten oder in der Garage verstauen, damit Einbrecher nicht ins Obergeschoss eindringen können. Auch Alarmanlagen sind hilfreich.

Frage: Gehen wir mal vom schlimmsten Fall aus: Man wird nachts wach und hört, dass ein Täter sich im Haus befindet. Wie sollte man sich verhalten?

Man sollte Lärm machen und die Polizei anrufen. Dabei gilt es, stets die 110 anzurufen und nicht erst zu schauen, welche Nummer das örtliche Polizeirevier hat. Es ist falsch, sich schlafend zu stellen. Ebenso falsch ist es, in das andere Extrem zu verfallen und mit dem Baseballschläger nachzuschauen, wer da ist. Man sollte keinesfalls den Helden spielen, sondern sich dem Einbrecher nicht in den Weg stellen. Einbrecher sind in der Regel unbewaffnet, aber wenn sie ertappt werden und fliehen müssen, können sie auch einen Schraubenzieher als Waffe einsetzen.

Frage: Kann man auch etwas tun, um die Folgen eines Einbruchs abzumildern?

Ja. Ich empfehle, Schmuck zu katalogisieren und Kaufbelege aufzubewahren, denn das kann im Einbruchsfall hinterher helfen, dass die Versicherung den entstandenen Schaden ersetzt.

Frage: Der materielle Schaden ist das eine. Aber wie sieht es mit den psychologischen Folgen eines Einbruchs für die Betroffenen aus?

Diese sind oft schlimmer als der materielle Verlust. Ich habe schon Fälle erlebt, bei denen die Betroffenen gesagt haben, sie könnten nicht mehr in ihrem Haus wohnen mit dem Wissen, dass ein Fremder darin war und die Schränke durchwühlt hat. Das wiegt schwerer als der Verlust von Geld oder Schmuck.

Frage: Ein Wort noch zu Ihrer Arbeit: Wie muss man sich diese genau vorstellen? Kommen Sie auch zu Menschen nach Hause und beraten diese zum Thema Einbruchsschutz?

Ja. Mich kann jeder kontaktieren, und ich biete eine neutrale und kostenlose Beratung an. Bei einem Rundgang durch eine Wohnung gebe ich Empfehlungen ab, und ich nehme auch eine Bauplanberatung vor, wenn jemand bauen will. Denn es ist kostengünstiger, das Thema Einbruchsschutz im Vorfeld bereits beim Bauen zu berücksichtigen, als später nachzurüsten. Ich berate auch Stalkingopfer, bei denen etwa die Gefahr besteht, dass der frühere Partner in die Wohnung eindringen könnte. Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle im Landkreis Lörrach ist unter Tel. 07621 / 1500640 oder per E-Mail an freiburg.pp.praevention@ polizei.bwl.de erreichbar. Weitere Tipps auch unter www.k-einbruch.de.

ist Einbruchsschutzberater bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Landkreis Lörrach. In dieser Funktion berät er etwa im Vorfeld bei der Bauplanung, macht auf Anfrage Wohnungsrundgänge und steht Stalkingopfern zur Seite.

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