Kreis Lörrach Ein Ort zum Kommen und Gehen

Die Oberbadische
Die Psychiatrische Tagesklinik in Lörrach ist gut zu Fuß zu erreichen. Fotos: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Schwerpunkt: In der psychiatrischen Tagesklinik erlernen Erkrankte den Umgang mit ihrer Krankheit

Depressionen und andere psychische Erkrankungen sind das diesjährige Schwerpunktthema der Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ unserer Zeitung. In der psychiatrischen Tagesklinik in Lörrach erlernen psychisch Erkrankte neben der eigentlichen Behandlung den Umgang mit ihrer Krankheit

Von Beatrice Ehrlich

Kreis Lörrach. Die psychiatrischen Krankheitsbilder, mit denen die Patienten in die Klinik kommen sind unter anderem: Schizophrenie, Depressionen, bipolare Störungen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen. Seit 2003 leitet Brigitte Stoetter, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, die psychiatrische Tagesklinik in Lörrach. Eines aber kann sie aus ihrem Klinikalltag nicht bestätigen: dass vor Weihnachten mehr Menschen unter Depressionen und anderen psychischen Krankheiten leiden. Im Sommer, wenn die Sonne scheint, sei die Zahl der Leidenden genauso hoch, berichtet sie. Entsprechend hoch ist der Andrang in der Psychiatrischen Tagesklinik – rund ums Jahr. Hier werden erwachsene Patienten behandelt, die an einer seelischen Erkrankung leiden oder sich in einer Lebenskrise befinden. Dadurch kann eine vollstationäre Klinikbehandlung oft verkürzt oder vermieden werden. Ziel ist, dass die Betroffenen ihren Beruf wieder ausüben können.

Die offene Struktur der Tagesklinik stellt die Verantwortlichen während der Corona-Pandemie vor besondere Herausforderungen. Die Patienten würden täglich „eingeschleust“, berichtet die leitende Ärztin, dazu gehören die Desinfektion und das Aufsetzen einer neuen Gesichtsmaske, zu den Vorsichtsmaßnahmen gehört außerdem das strikte Abstandhalten während der Therapien. Zum strukturierten Tagesablauf in der Klinik gehört das Mittagessen, das nach längerer Pause seit Ende September wieder stattfindet. Dafür werden die Patienten in zwei Gruppen eingeteilt. Auf dem Tagesplan stehen außerdem psychotherapeutische Einzel- und Gruppengespräche, metakognitives Training – ein Training, um ungünstige Denkmuster wahrnehmen und verändern zu können –, Psychoedukation – die systematische und verständliche Aufklärung über die Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten –, die Einübung sozialer Kompetenzen, Gedächtnistraining sowie musik-, kunst- und sporttherapeutische Aktivitäten. Die Mitarbeiterin des Sozialdienstes berät Patienten und Angehörige in psychosozialen und sozialrechtlichen Fragestellungen in Kooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, dem Jugendamt und dem Jobcenter und unterstützt bei der Entwicklung von Perspektiven nach dem Klinikaufenthalt.

35 Tage oder länger dauert eine Behandlung in der Tagesklinik, bei nicht wenigen Patienten schließt sich eine Langzeit-Rehamaßnahme in einer spezialisierten Klinik an. Die Aufnahme in die Tagesklinik erfolgt auf Initiative des behandelnden Arztes mit dem Einverständnis des Patienten, wenn sich eine ambulante Therapie nicht mehr als ausreichend erweist, eine vollstationäre Behandlung aber nicht notwendig ist. Unbedingte Voraussetzung ist, den täglichen Weg zur Klinik regelmäßig bewältigen zu können. Für psychisch Erkrankte sei das schwer, sei doch Antriebslosigkeit Symptom oder Begleiterscheinung vieler psychischer Leiden. Da das Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen so weit weg sei, kämen in Lörrach auch überdurchschnittlich viele schwer Erkrankte in die Tagesklinik, so die leitende Ärztin. Immer wieder behandle sie auch Patienten, die weit älter sind als 65 Jahre, mangels alternativer Angebote in und um Lörrach.

Die Psychiatrische Tagesklinik Lörrach wird in Zusammenarbeit der Kliniken des Landkreises Lörrach GmbH und dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Emmendingen betrieben, wobei die Lörracher Kliniken als Träger und das ZfP Emmendingen als Betreiber auftreten.

Die Tagesklinik in der Riesstraße 14 in Lörrach arbeitet eng mit den niedergelassenen Ärzten und sozialen Diensten der Region zusammen.

Durch ihre zentrale Lage direkt neben dem Lörracher Klinikum kann sie sowohl zu Fuß als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreicht werden.

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