Kreis Lörrach Ein Raubtier fühlt sich wohl im Wald

Maja Tolsdorf
Der buschige Schwanz ist das zuverlässigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Wild- und Hauskatze Foto: Pixabay

Die Wildkatze ist auf den ersten Blick kaum von der Hauskatze zu unterscheiden. Eine Verwechslung kann die Ausbreitung der geschützten Art gefährden, denn manchmal tragen Spaziergänger ihre Jungen weg, um sie zu „retten“.

Ein breiter, buschiger Schwanz mit zwei oder drei schwarzen Ringen ist das besondere Erkennungsmerkmal der Europäischen Wildkatze. Sie steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten. „Sie sieht aus wie eine dicke Hauskatze mit buschigem Schwanz und wird deshalb häufig mit ihr verwechselt“, erklärte Alexandra Merz, Wildtierbeauftragte des Landkreises Lörrach, bei einem Presseanlass. Seit Sommer ist sie neben Biber, Waschbär, Wolf und Auerhuhn auch für die Wildkatze zuständig, die sich im Landkreis wieder angesiedelt hat und in Baden-Württemberg lange Zeit als ausgestorben galt. Im Jahr 2006 gab es dann erste Hinweise auf eine Rückkehr der seltenen und scheuen Tiere. Seither gilt sie als geschützt.

Aktionsplan Wildkatze

Die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg (FVA) erstellt derzeit einen Aktionsplan Wildkatze, um die Art zu schützen und zu fördern, was nun auch Aufgabe der Wildtierbeauftragten ist. Ziel ist es, relevante Zielgruppen für die Bedürfnisse der Wildkatze zu sensibilisieren und gemeinsam mit verschiedenen Akteuren sinnvolle Fördermaßnahmen zu entwickeln. Um einen Wissenstransfer in die Praxis zu gewährleisten, werden Informationen sowie Empfehlungen für die Bereiche Waldwirtschaft, Jagd, Tierschutz sowie den Biotopverbund zusammengestellt.

Junge Kätzchen im Wald

Denn die Rückkehr der Wildkatze in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet sowie die Sicherung einer langfristig überlebensfähigen Population hängt laut Webseite der FVA stark von den Grundlagen zum Umgang mit der Wildkatze sowie vom Verständnis und der Akzeptanz der Menschen ab. Deshalb ist es auch laut Merz wichtig, dass die Wildkatze nicht mit der Hauskatze verwechselt wird. Immer wieder komme es vor, dass Spaziergänger junge Kätzchen im Wald finden und diese dann mitnehmen, um sie zu „retten“. Deshalb appelliert sie, Katzenbabys im Wald liegenzulassen und nicht anzufassen. Stattdessen könne der Fund der Wildtierbeauftragten oder der FVA gemeldet werden.

Weibchen bleiben waldgebunden

Als Lebensraum bevorzugt die Europäische Wildkatze strukturreiche Laub- und Mischwälder, sie besiedelt aber auch Nadelwälder. Ein Mosaik aus dichten und lichten strukturreichen Waldbeständen fördert sowohl das Beuteangebot als auch die Vielzahl an Versteckmöglichkeiten. Nach den Erkenntnissen neuerer Studien und den Ergebnissen des Forschungsprojektes zur Wildkatze am Kaiserstuhl wird auch strukturiertes Offenland als dauerhafter Lebensraum genutzt, wobei aber vor allem die Weibchen stark waldgebunden bleiben.Als Ruheplätze und für die Jungenaufzucht wichtig sind Totholz wie Reisighaufen oder Wurzelteller, Baumhöhlen, Unterwuchs wie Brombeeren oder verlassene Fuchs- und Dachsbauten. Die Wildkatze fühlt sich zudem auf waldrand- und gewässernahen Wiesen und Lichtungen wohl, wo sie Mäuse jagen kann.

Von Hauskatze nicht sicher zu unterscheiden

Sie ist eine wärme- und trockenheitsliebende Art und besiedelt deshalb vor allem Mittelgebirgslagen. Die Paarungszeit ist von Januar bis März, die Tragzeit beträgt etwa neun Wochen. Das Weibchen bringt in seinem Versteck meist zwei bis vier Junge zur Welt, die sich nach etwa sechs bis acht Monaten ein eigenes Revier suchen. Wildkatzen sind von der Hauskatze nicht sicher zu unterscheiden, denn einige ihrer Merkmale sind auch bei wildfarbenen Hauskatzen vorhanden. Am zuverlässigsten dient der Unterscheidung die verwaschene Fellzeichnung in den Flanken der Wildkatze, die dunkle Rückenlinie, die vor der Schwanzwurzel endet, und der dicke, schwarz-geringelte Schwanz. Von der Größe her sind Wild- und Haustier vergleichbar.

Raubtierart im Landkreis nachgewiesen

Im Januar 2022 konnte die Tierart im Markgräflerland flächendeckend nachgewiesen werden. Seit Frühjahr 2021 betreibt die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg (FVA) in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Waldwirtschaft des Landratsamts Lörrach und den örtlichen Jägern ein Monitoring zur Ermittlung der Wildkatzendichte am Kaiserstuhl und im Markgräflerland. Zudem konnten in beiden Untersuchungsgebieten an mehr als 50 Prozent der Lockstöcke Vorkommen nachgewiesen werden. Eine Voraussetzung für die Wiederausbreitung der Wildkatze sind die guten Lebensraumbedingungen in den Wäldern des Landkreises Lörrach, teilte das Landratsamt mit.

Wildkatzen in Fotofallen

Schon öfter sind Wildkatzen im Landkreis von Fotofallen aufgenommen worden, wie zuletzt im Juni im Wald zwischen Schliengen und Kandern. Weitere Exemplare wurden im Bereich des Eggenertals und im Rheinwald bei Bad Bellingen gesichtet.

Weitere Infos: Wildkatzen melden beim Monitoring-Telefon der FVA unter Tel. 0761/4018274 oder 0173/6041117 sowie unter info@wildtiermonitoring.de

Weitere Infos

Wildkatzen melden
beim Monitoring-Telefon der FVA unter Tel. 0761/4018274 oder 0173/6041117 sowie unter info@wildtiermonitoring.de

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