Kreis Lörrach Ein Restrisiko besteht immer

Die Oberbadische
Auch die 1211 Meter lange Wiesentalbrücke in Lörrach wird regelmäßig inspiziert. Foto: Meller Foto: Die Oberbadische

Sicherheit: Brückenbauwerke werden jährlich überprüft / „Derzeit gibt es nichts Auffälliges“

Der Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua mit bislang 39 Todesopfern am Dienstag hat auch in Deutschland und Baden-Württemberg eine Debatte um die Sicherheit von Brücken entfacht. Ein Unglücksfall wie in der norditalienischen Hafenstadt steht im heimischen Kreis aber nicht zu befürchten, ist von den Behörden zu erfahren.

Kreis Lörrach. (ads/wer/sus/ sif/wm). Insgesamt gibt es im Regierungsbezirk Freiburg 2600 Brücken. Diese werden in drei Stufen kontrolliert, wie Matthias Henrich vom Regierungspräsidium Freiburg m Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Neben der jährlichen Prüfung durch das Landratsamt gibt es alle drei Jahre eine einfache Prüfung. „Da geht man auch mal mit einem Hammer auf die Brücke und haut auf Stellen, die sanierungsbedürftig sein könnten“, sagt Henrich. Alle sechs Jahre findet schließlich die sogenannte Hauptprüfung statt. Dabei wird auch die Unterseite von Autobahnbrücken genau inspiziert. Zudem werden Probebohrungen unternommen und das Material anschließend untersucht.

„Es gibt sanierungsbedürftige Brücken im Regierungsbezirk, aber keine einsturzgefährdeten“, macht Henrich deutlich. Zu einzelnen Brücken könne das Regierungspräsidium nichts sagen, aber im vergangenen Jahr sei unter den sanierten Brücken keine einzige im Kreis Lörrach gewesen.

In Weil am Rhein gibt es 18 Brückenbauwerke, für deren Unterhalt die Stadt zuständig ist. Baulicher Zustand und Standsicherheit werden in regelmäßigen Abständen überprüft und bei Bedarf laut Erstem Bürgermeister Christoph Huber auch saniert.

Sanierung lohnt sich in einem Fall nicht

In einem Fall lohnt eine Sanierung allerdings nicht mehr. Es handelt sich um die einzige Verbindung in die Eisenbahnersiedlung Im Rad in Haltingen. Diese Brücke aus dem Jahr 1914 ist in einem schlechten Zustand. Als dieses Bauwerk bei der zurückliegenden Hauptbrückenprüfung von der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) die Note 3,5 erhielt (ungenügender Zustand), hat die Stadt sofort reagiert. Nun soll die Brücke an der Güterstraße abgerissen und durch eine neue ersetzt werden. Die Planung ist bereits weitgehend abgeschlossen, es fehlt für den Abriss nur noch das grüne Licht der Denkmalbehörde, da diese Überführung über Bahngleise unter Denkmalschutz steht.

In Lörrach ist die Situation ähnlich. Laut Auskunft von Stephan Meier, dem stellvertretenden Fachbereichsleiter für Bevölkerungsschutz, Großraum- und Schwertransporte bei der Stadt Lörrach, gibt es keinen Grund zur Besorgnis. Die Lörracher Brücken werden regelmäßig überprüft und gewartet. „Derzeit gibt es nichts Auffälliges“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir haben alles im Blick.“ Anfällige Dinge an den Brücken werden stets gleich erneuert beziehungsweise repariert. „Wenn es ums Thema Straßensicherheit geht, reagieren wir sofort“, betonte Meier.

So wurde erst im vergangenen Jahr die Eisenbahnbrücke von Haagen nach Brombach saniert. Außerdem achtet Meiers Fachbereich darauf, dass die Gewichtsbeschränkungen der Brücken beachtet werden, zum Beispiel von Schwertransportern.

Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe ist gering

Schopfheim ist in Sachen Brücken „gut aufgestellt“. Diese Einschätzung stammt von Tiefbauamtsleiter Gerd Woop. Laut dem aktuellen Prüfbericht befindet sich die große Mehrheit der Bauwerke tatsächlich in gutem bis befriedigendem Zustand. Nur drei Brücken galten bislang als „kritisch“ – zwei sind bereits saniert, die dritte ist 2019 an der Reihe. Auch die Stadt Rheinfelden ist laut Tobias Obert, Leiter der Tiefbauabteilung, gut aufgestellt: „Die Stadtbrücken sind in Ordnung.“

Wie die Ingenieurkammer Baden-Württemberg gestern mitteilte, waren laut Verkehrsministerium zum 1. Januar 22 Brückenbauten an Autobahnen, 19 Brücken an Bundesstraßen und 22 Brücken an den Landesstraßen mit einer ungenügenden Zustandsnote von 3,5 oder schlechter bewertet worden. Diese werden in der Erhaltungsplanung priorisiert behandelt, geht aus der Mitteilung hervor. Der Finanzierungsbedarf zur Erhaltung der Brücken liegt laut dem Ministerium zusammengefasst für Bundesautobahnen, Bundesstraßen und Landstraßen bei 100 Millionen Euro. Hier rechnet das Land zusätzlich mit einem Bedarf von 120 Millionen zur Ertüchtigung von Brücken bis zum Jahr 2028.

Nach Ansicht von Experten der Ingenieurkammer sei die Gefahr von Katastrophen wie dem Brückeneinsturz in Genua zwar gering, aber nicht auszuschließen. Allerdings gibt es gesetzlich verordnete Sicherheits- und Prüfinstrumente, die solche Unfälle ausschließen sollen.

„Wir haben Normen, welche die Prüfung und Überwachung von Ingenieurbauwerken hinsichtlich Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit regeln“, erklärt Ingenieur Joachim Gass, der auf Bautechnische Prüfungen und Bauwerksinstandhaltung spezialisiert ist. Und weiter: „Die große Mehrheit der Brücken in Deutschland befindet sich in einem guten Zustand. Aber natürlich besteht immer ein Restrisiko“, weiß Gass.

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