Kreis Lörrach Engpässe werden weiter zunehmen

Michael Werndorff
Bei der ambulanten medizinischen Versorgung im Landkreis Lörrach sehen Grüne und SPD zunehmend Engpässe. Foto: Archiv

Verwaltungsausschuss: Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung im Fokus.

Kreis Lörrach - Bei der ambulanten medizinischen Versorgung im Landkreis Lörrach sehen Grüne und SPD zunehmend Engpässe. In einem gemeinsamen Antrag haben die beiden Kreistagsfraktionen bereits vergangenen Herbst die Erstellung eines landkreisweiten, dezentralen Konzepts für die Gesundheitsvorsorge in der Fläche gefordert und den Fokus auf medizinische Versorgungszentren gelegt.

In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags wurde erneut betont, dass dies auch ein wichtiges Anliegen der Verwaltung ist. Deren Handlungsmöglichkeiten, dem Ärztemangel zu begegnen, sind indes überschaubar. Ein paralleles Konzept zu den bereits vom Kreis initiierten Maßnahmen (unter anderem eine Rotationsstelle für Nachwuchsmediziner) sei wenig sinnvoll. Die Zuständigkeiten in der Bereitstellungen der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung seien nämlich klar geregelt, wie den Ausführungen von Dezernent Michael Laßmann zu entnehmen war.

Keine Wirkung

Eine Wirkung für Gemeinden oder niederlassungswillige Ärzte könnte das im Antrag geforderte Konzept jedenfalls nicht entfalten, hieß es von Verwaltungsseite. Laßmann verwies indes auf die Kreiskliniken und die Medizinische Versorgungszentrum GmbH, welche zur ambulanten Versorgung beitragen würden. Hier werde das gesamte Spektrum der nicht-operativen Unfallchirurgie und Orthopädie, derzeit mit zwei Kassenärzten, behandelt. Einen weiteren positiven Einfluss auf die Sicherstellung der Versorgung des Kreises soll laut Laßmann das neue Facharztzentrum am geplanten Zentralklinikum haben, das nach derzeitigem Stand im Jahr 2025 seinen Dienst aufnehmen soll. Eine der wichtigen zukünftigen Aufgaben in der Versorgung sei es, ärztliches Personal nachzubesetzen, betonte der Dezernent.

Landkreis in der Pflicht

Indes sehen SPD und Grüne den Landkreis in der Pflicht, sich zum Beispiel über die Gesundheitskonferenz stärker zu engagieren. Zwar sei der Kreis formal nicht für die ambulante, sondern für die stationäre Versorgung verantwortlich, wie er einräumte. Dennoch müsse die Versorgung stärker übergreifend gedacht werden.

„Bürger, die keinen Arzttermin erhalten, fragen bereits bei Städten und Gemeinden an“, verwies Klaus Eberhardt auf die sich immer mehr zuspitzende Situation. Mit der lapidaren Antwort der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die Versorgung sei erfüllt, dürfe sich die Politik nicht zufriedengeben, mahnte der SPD-Fraktionschef.

„Die Lage ist absolut unbefriedigend.“ Daher dürfe man sich nicht auf rechtliche Positionen zurückziehen und forderte, das Thema dem neuen Kreistag mit auf den Weg zu geben. Dass die Verwaltung nicht untätig war, zeige die Studie zur hausärztlichen Versorgung. Der eingeschlagene Weg sollte jedenfalls nicht verlassen werden, meinte CDU-Fraktionschef Paul Renz. „Es braucht Zeit!“ Gleichzeitig wies er auf die Diskrepanz zwischen Realität und KV-Sicht hin. „Die KV dürfen wir nicht aus der Verantwortung entlassen, und wir sollten uns bei entstehenden Versorgungslücken einmischen.“ Die sich abzeichnende Unterversorgung sei in Land und Bund zu spät erkannt worden, die Gemeinden seien aber bereits in Form von Ärztehäusern aktiv geworden.

Teilzeitarbeit

Dass es illusorisch sei, mit derartigen Anträgen schnell etwas ändern zu können, befand Willibald Kerscher (FW/Unabhängige). „Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen“, zeichnete er ein negatives Bild. Der Ärztemangel wird sich zukünftig weiter verschärfen, denn die Mehrheit der angehenden Mediziner seien Frauen, die später überwiegend in Teilzeit arbeiten würden. Der Kreis sei bereits aktiv, mit dem gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen renne man somit offene Türen ein. An den langen Wartezeiten könne der Kreis jedenfalls nichts ändern.

Dass es keine Möglichkeiten gebe, echte Lücken zu schließen, die über das Mögliche wie Fachärztezentren hinausgehen würden, war von Gudrun Heute-Bluhm (CDU) zu hören. Und Wolfgang Roth-Greiner (FDP) erklärte, dass es angesichts der misslichen Situation aufgrund einer falschen Gesundheitspolitik ein durchaus nachvollziehbarer Antrag sei. Der Kreis wäre aber überfordert, ein derartiges Konzept zu erstellen. Den Schlüssel hätten indes die KV und die Bundespolitik in der Hand.

Thema auf Agenda setzen

Letztlich beauftragte der Verwaltungsausschuss in seiner Beschlussempfehlung an den Kreistag die Landrätin, das Thema im neuen Kreistag auf die Agenda zu setzen und bei Landes- und Bundestagsabgeordneten zu platzieren. Auch solle sich der Kreis hinter die gesundheitspolitischen Kernforderungen des Landkreistags stellen.

Dieser fordert unter anderem, die Rolle von Ländern und Kommunen bei der vertragsärztlichen Bedarfsplanung zu stärken und der kommunalen Ebene im gemeinsamen Bundesausschuss substanzielle Mitwirkungsbefugnisse einzuräumen.

Die Landrätin unterstrich, dass es der richtige Weg sei, Kommunen zu fördern, die eigene Konzepte entwickeln. Auch regte Dammann an, Möglichkeiten aus der Digitalisierung zu schöpfen, um die medizinische Versorgung im Kreis Lörrach langfristig zu sichern.

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