Kreis Lörrach Erleichtert, dass man nun drankam

Denis Bozbag

Corona: Bewohner und Mitarbeiter des Markus-Pflüger-Heims in Schopfheim-Wiechs erhalten Erstimpfung

Kreis Lörrach -  „Bevor ich eine Dosis des tiefgekühlten Vakzins in die Spritze aufziehe, muss es vor der Verdünnung mit Kochsalzlösung aufgetaut und gut geschwenkt werden“, erklärt Apothekenlobarantin Carina Rothmann, bevor sie die fertige Injektion vorsichtig an ihre Kollegin Julia Junge weiterreicht. Die beiden Frauen sind Teil des Lörracher Mobilen Impfteams, das im Laufe des Dienstags im Zehnminutentakt noch 85 Bewohner und 139 Mitarbeiter des Markus-Pflüger-Heims (MPH) in Schopfheim-Wiechs mit der Erstdosis des Impfstoffs versorgt haben wird.

Unter den Impfwilligen befindet sich auch der Bewohner und stellvertretende Heimbeirat Daniel Hage. Geduldig sitzt er in einer der vier in der Kreativwerkstatt der Einrichtung eingerichteten Impfkabinen, krempelt sein Hemd am linken Arm hoch und lässt sich vom Leiter des Impfteams, dem Arzt Edmund Mularski, den langersehnten Piks verabreichen. „Ich stehe voll und ganz hinter den Impfungen“, betont der 56-Jährige.  Erst vor Kurzem habe er einen guten Freund an Corona verloren. „Für ihn kam der heutige Impftermin nicht früh genug“, beklagt Hage.

Umso wichtiger scheint es ihm, Unschlüssige und Zweifler an der Corona-Impfung aufzuklären, denn nicht alle Menschen aus seinem persönlichen Umfeld seien von dieser überzeugt. „Einige leben in der eigenen Informationsblase und lassen sich von den vielen Nachrichten in den Sozialen Medien verunsichern.“

56 Prozent der 155 Heimbewohner und 244 Mitarbeiter haben der Impfung letztendlich zugestimmt. Der Prozentsatz läge laut Heimleiter Michael Schreiner noch höher, wenn man diejenigen Personen dazuzählte, die bereits positiv auf das Virus getestet wurden und auf Grund einer gewissen Immunität in den nächsten drei Monaten nach Vorgabe des Landes nicht geimpft werden sollten. Würde man diese Gruppe mit berücksichtigen, dann käme man auf 88 respektive 62,9 Prozent an Impfbereitschaft.

Elf Bewohner starben

54 Bewohner und 17 Mitarbeiter hatten sich während der zweiten Welle durch einen Ausbruch im Heim infiziert. Elf Bewohner überlebten den Kampf mit der Lungenkrankheit nicht. Das jüngste Opfer war erst Mitte 60. Derzeit befänden sich eine Bewohnerin in Quarantäne sowie eine Mitarbeiterin als Verdachtsfall zuhause, berichtet Schreiner. Für die Verstorbenen hat das MPH eine Gedenkecke mit Lichtern und den Namen der Personen im Foyer eingerichtet: „Es braucht einen Platz, an dem wir um sie trauern können“, meint der Heimleiter.

Zur Vermeidung weiterer Ausbrüche würden 900 Antigen-Schnelltests in der Woche an den Bewohnern, Mitarbeitern und allen externen Besuchern vom MPH-Leitungsteam und den Pflegefachkräften durchgeführt werden.

Um gut 15 Uhr sind dann alle durch mit den Impfungen. Erleichterung unter den Teilnehmern der Impf-Aktion sowie den frisch Geimpften macht sich breit. Damian Wagener vom Pflegecontrolling der Einrichtung, der am Aufbau und Organisation der Impfaktion wesentlich beteiligt war, sagt. „Wir sind froh, dass wir alle Teilnehmer zügig und reibungslos durchimpfen konnten."

Auch wenn bis zum 23. März laut Landratsamt alle 27 stationären Einrichtungen des Landkreises von den Mobilen Impfteams aus Lörrach und Freiburg die Erst- und Zweitdosis erhalten haben sollen, werden Maske, Distanzhalten und Händedesinfektion das A und O in der Einrichtung bleiben. Das gilt für Geimpfte und Ungeimpfte.

In sieben Heimen seien bereits 720 Bewohner und Mitarbeiter mit der Erstdosis geimpft worden, erklärt Susann Franke, die zusammen mit Daniel Dröschel im Landratsamt die Einsätze des Lörracher Mobilen Impfteams koordiniert. Im Vorfeld musste viel bürokratischer Aufwand gestemmt werden.

Zu den Dokumenten, welche die Impfanwärter sowie teilweise deren rechtlicher Beistand ausfüllen mussten, gehörten ein Datenschutzblatt, eine Einverständniserklärung und ein Gesundheitsfragebogen, um etwaige Allergien und Unverträglichkeiten anzeigen zu können.

Klar sei, wer in Zukunft neu in stationäre Pflegeeinrichtungen des Landkreises einzieht und noch keine Impfung bekommen habe, solle nacherfasst werden. Somit solle gewährleistet werden, dass jeder Berechtigte, der sich impfen lassen wolle, die nötigen Termine bekomme. Auch sollen die aufgebauten Strukturen für die nächsten Impfberechtigten beibehalten werden. „Wir warten auf die nächsten Vorgaben des Landes für die Impfreihenfolge“, so Franke. Denkbar wären dann Einsätze in den betreuten Wohneinrichtungen für Senioren.“

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