Kreis Lörrach Erwartungen noch nicht erfüllt

Die Oberbadische
Foto: Michael Werndorff Foto: Die Oberbadische

Nahverkehr: Tram 3 zieht zu wenig Fahrgäste an

Die Tram 3 verbindet seit knapp vier Monaten Basel mit dem französischen Saint-Louis. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Diese fällt vergleichsweise ernüchternd aus.

Von Adrian Steineck

Basel. Benjamin Schmid, Mediensprecher der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Der Betrieb läuft sehr gut.“ Aber: „Bei den Fahrgastzahlen haben wir noch Luft nach oben.“

Was das konkret bedeutet, zeigt Schmid anhand eines Rechenbeispiels auf. So gehen die BVB von 600 000 Fahrgästen im Jahr aus, welche die Tram 3 nutzen. Im ersten Quartal des neuen Jahres aber seien die tatsächlichen Zahlen um 30 Prozent hinter dem Wert zurückgeblieben, den es brauche, um diese Jahresmarke zu erreichen. Sprich: Anstelle von 150 000 Fahrgästen haben etwa 105 000 Passagiere die grenzüberschreitende Tramline genutzt.

Wer sich selbst schon einmal in die tagsüber im Viertelstundentakt verkehrende Tram 3 gesetzt hat, der wird die Erfahrung gemacht haben, dass nicht wenige Sitzplätze leer bleiben. Um die Mittagszeit steigt schon einmal eine Schulklasse ein, ansonsten aber sind die Fahrgastzahlen mitunter im einstelligen Bereich.

Neues Parkhaus soll Fahrgäste anziehen

Hoffnung setzt Schmid aber auf eine Park&Ride-Anlage, die gestern beim Bahnhof Saint-Louis eröffnet wurde. Von den insgesamt 735 Parkplätzen, welche das knapp 5,9 Millionen Franken teure Parkhaus bietet, dienen 370 dem Bedarf, der sich aus der Eröffnung der Tramlinie 3 ergibt. Darum wurde das Projekt auch mit 882 000 Franken aus dem Pendlerfonds des Kantons Basel-Stadt unterstützt. „Wir hoffen, dass viele Leute die Möglichkeit nutzen, ihr Auto dort abzustellen – bis Anfang Juni ist das sogar kostenlos – und mit der Tram 3 nach Basel zu fahren“, sagt Schmid. „Es ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um diese Tramlinie zu erproben.“

Die Eröffnung der Tramlinie 3 am 9. Dezember vergangenen Jahres weckt Erinnerung an die Einweihung der Tram 8 fast auf den Tag genau drei Jahre zuvor. Diese ebenfalls grenzüberschreitende Tramline zwischen Basel und Weil am Rhein ist von Beginn an rege genutzt worden, nicht zuletzt von Einkaufstouristen. Vergleichen will Schmid die beiden Linien aber nicht. „Wir haben immer gesagt, dass sich hier keine Parallelen ziehen lassen“, sagt er. So führt die Tramlinie 8 durch ein bereits gut entwickeltes städtisches Gebiet, während das 3er-Tram auf einer Strecke verkehre, die sich erst noch entwickeln würde.

In der Tat gibt es bis zur Endhaltestelle Saint-Louis Bahnhof mitunter wenig, was zum Aussteigen verleiten kann. Häuserblöcke, Ackerflächen, aber kein Kiosk oder Ähnliches entlang des Weges.

Die Tarife sind nicht einheitlich

Für Verwirrung sorgt auch der sogenannte Tarif Inflex. Denn Schweizer Angebote wie das General- oder das Halbtax-Abo enden an der Schweizer Grenze. Wer weiter fahren will, muss etwa vom Barfüßerplatz bis nach Saint-Louis 3,10 Franken bezahlen, vom nur zwei Haltestellen entfernten Aeschenplatz aus aber bereits 4,70 Franken. „Wir sind nun einmal weltweit das einzige städtische Verkehrsunternehmen, das in drei Ländern unterwegs ist“, meint Schmid zu den von Land zu Land unterschiedlichen Tarifen. Aber er ist überzeugt: „Diejenigen, welche die Linie 3 nutzen, wissen, welchen Fahrschein sie lösen müssen.“

Beim Vergleich mit dem gesamten Schienennetz der BVB weist Schmid darauf hin, dass auch andere Linien nicht von morgens bis abends immer gerammelt voll seien. „Wir haben nicht die gleichen Erwartungen an die Tram 3 wie etwa an die Tram 8“, macht er noch einmal deutlich. Aber langfristig werde das Ziel, mit dem 3er-Tram vor allem die Pendler anzuziehen, sich mit Blick auf das neue Parkhaus erfüllen, ist er überzeugt.

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