Letzteres könne zum Beispiel auf kommunaler Ebene gelingen mit finanziellen Anreizen im Rahmen eines eigens zu bildenden Entwicklungs- und Infrastrukturfonds seitens der EU, wie ein Vorschlag der Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan lautet. „Wir müssen eine pragmatische Lösung finden“, fordert die Europawahlkandidatin. Auf die Blockadehaltung einiger osteuropäischer Länder angesprochen, erklärt Boos, ohne jedoch konkret zu werden: „Die Visegrád-Länder müssen zur Verantwortung gezogen werden.“
In Schwans Vorschlag sieht auch Stegner einen guten Ansatz. Sollten zum Beispiel aufnahmewillige polnische Kommunen finanziell unterstützt werden, könne die Regierung eines Landes kaum sagen, dass sie das EU-Geld nicht wolle. „Letztlich können wir das Problem nur über eine Werteunion lösen und durch die scharfe Auseinandersetzung mit jenen, welche die sozialen Werte in den Schmutz treten.“
Abrüstung
Und für welches Europa tritt die SPD ein? „Für eines mit Mindestlohnsätzen, das Steuerhinterziehung verhindert und eine Gemeinschaft, die für Frieden und Abrüstung steht. Statt Geld in Waffen zu investieren, sollten die Mittel laut Stegner in die soziale Infrastruktur fließen. Und: Unternehmen müssen dort besteuert werden, wo sie ihre Gewinne machen. „Dafür treten wir mit Leidenschaft ein.“ Die Leidenschaft betont auch Boos, die auch für den südbadischen Raum, der durch und durch europäisch sei, Handlungsbedarf sieht. So zum Beispiel im Tarifsystem des grenzüberschreitenden öffentlichen Personennahverkehrs.
Umfragen würden zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen proeuropäisch eingestellt sei. Am 26. Mai sollen die Bürger deswegen ihre Stimme abgeben, damit sich dies auch in politischen Mehrheiten ausdrückt.