Kreis Lörrach Es herrscht weiter große Nachfrage

Michael Werndorff
Alkohol bleibt die Hauptdiagnose bei der Fachstelle Sucht. Glückspiel schlägt mit zwölf Prozent zu Buche. Foto: Archiv

Fachstelle Sucht und Suchthilfe Drehscheibe ziehen Bilanz. Teilhabeplan bietet Planungssicherheit.

Kreis Lörrach - Die Betreuungszahlen des baden-württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation (bwlv) im Landkreis Lörrach bewegen sich auf einem gleichbleibend hohen Niveau. „Mehr können wir nicht leisten“, sagte Leiterin Rebekka Steimle gestern im Rahmen des Bilanzmediengesprächs für das vergangene Jahr.

Der Griff zur Flasche, die gelegentliche Haschzigarette, harte Drogen oder Glücksspiel – Betroffene entwickeln aus verschiedenen Gründen eine Suchterkrankung, die nicht selten beim Hausarzt Thema ist. „Über diesen Weg findet ein Großteil der Menschen den Weg zu uns“, weiß Steimle, die gemeinsam mit Ann-Kathrin Landesvatter, stellvertretende Leiterin der Suchthilfe Drehscheibe, die Statistik präsentierte.

Die Suchthilfe erhält mit der Fortschreibung des Teilhabeplans 3 Planungssicherheit für die kommenden Jahre. Damit gebe es eine solide Basis für die Weiterführung, ein Ausbau können mit den zur Verfügung stehenden Mitteln aber nicht realisiert werden. Steimle erläuterte, dass Sucht kein isoliertes Problem sei, sondern sich auf viele Lebensbereiche auswirke. Daher seien Fachkenntnisse und eine gute Vernetzung mit weiteren Akteuren und sozialen Diensten zentrale Faktoren.

Suchthilfe Drehscheibe

Die Suchthilfe Drehscheibe, die vergangenes Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feierte, bemüht sich langjährige Suchtkranke niederschwellig zu begleiten, Überlebenshilfe und kurzfristige Unterstützung zu leisten, wie Landesvatter erklärte. Im Kontaktladen wurden 240 regelmäßige Besucher erreicht, durchschnittlich kommen täglich 21 Betroffene, denen Dusche, Kleiderkammer und Waschmaschinen zur Verfügung stehen.

Zwar seien 2018 weniger Besucher gekommen, andererseits zeigten die Betroffenen einen deutlich erhöhten Unterstützungsbedarf. Erschwerend kam hinzu, dass der Bereich zu 30 Prozent unterbesetzt gewesen war. Die Nutzung von Dusche, Kleiderkammer und Waschmaschine bleibt auf dem gleichen hohen Niveau wie in den Vorjahren und verdeutlicht die Notwendigkeit von lebenspraktischer Hilfe.

Fachstelle Sucht

Die Fachstelle Sucht, die seit 2016 in Rheinfelden und Zell auch in Weil am Rhein über eine Außenstelle verfügt, erreicht indes Menschen in einem früheren Suchtstadium. Insgesamt wurden 807 Betreuungen registriert, 37 Betroffenen haben in der Fachstelle eine ambulante Suchtbehandlung durchgeführt und 83 Menschen wurden in eine stationäre Rehamaßnahme vermittelt. Insgesamt konnte bei 70 Prozent der Betroffenen eine Verbesserung der Problemlage erreicht werden.

Laut Steimle nehme die Bedeutung ambulanter Angebote bei der Bewältigung komplexer Problemlagen weiter zu. Gleichzeitig würden sie aber auch anspruchsvoller und aufwendiger, da die Behandlungszeiten für stationäre Maßnahmen seitens der Leistungsträger weiter verkürzt würden. Neu ist der Start eines aufsuchenden Betreuungsangebots „Ambulantes Einzelwohnen für Suchtkranke“ und die Neugründung einer Selbsthilfegruppe für Glücksspieler.

Hohe Nachfrage

Laut Steimle sei die Nachfrage groß. Dennoch könne die vorgegebene Frist, innerhalb von fünf Tagen ein Erstgespräch zu führen, eingehalten werden. Sollte zukünftig eine Angebotsausweitung gewünscht werden, müssten mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

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