Hormone statt Antidepressiva
Als Theo Schenkel im Jahr 2013 mit dem Lehramtsstudium begann, war er noch mit einem Mann in einer heterosexuellen Beziehung zusammen. Dann entwickelte sich die Liebe zum weiblichen Geschlecht, und aus Gedanken der Kindheit, selbst lieber ein Junge zu sein, entwickelte sich mit der Zeit der klare Wunsch, dies umzusetzen. „Ich hatte lange keine Trans-Erfahrungen, kannte niemanden.“ Als 2020 der erste Lockdown kam, hatte Theo viel Zeit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Im November 2020 begann dann die Hormonbehandlung mit Testosteron-Spritzen. Der Bartwuchs setzte ein, der Brustumfang ging zurück, die Stimme wurde tiefer. Positiver Nebeneffekt: Theo benötigt keine Antidepressiva mehr, so gut geht es ihm inzwischen durch die Entscheidung, ein Mann zu werden.
Podcast als Hilfe
Nur die deutsche Bürokratie bremst mit ihren Hürden, die für viele Betroffene auch sehr belastend sein können. Darüber erzählen Daniela Güntert und Theo Schenkel in ihrem Podcast „Geschlecht – Meine Reise zum (Trans)Mann“. Dort behandeln sie verschiedene Themen rund um die Geschlechtsangleichung. „Ich habe nichts aus Partnersicht gefunden“, erläutert Daniela die Beweggründe. „Der Podcast gibt uns einen Rahmen, über das Thema zu gewissen Zeiten zu sprechen um dann aber wieder in den Alltag zurückzugehen.“ Und Schenkel ergänzt: „Das ist in allen Lebensbereichen mit Umbrüchen hilfreich. Miteinander reden tut gut.“
OutInChurch
Der Schritt an die Öffentlichkeit zog sich knapp über ein Jahr hin. Der Hamburger Religionspädagoge Jens Ehebrecht-Zumsande initiierte das Schlagwort #OutInChurch bei Twitter, nachdem das Manifest „#ActOut“ sich im Februar 2021 für Akzeptanz und Anerkennung von lesbischen, schwulen und bisexuellen sowie Transgender, intergeschlechtlichen und non-binären Personen einsetzte. Über die Studienbegleitung erfuhr Theo Schenkel von der Aktion. In unzähligen Online-Treffen habe man sich ausgetauscht. „Ich habe dann Redakteurin Katharina Kühn meine Geschichte erzählt. Die fand sie spannend, und dann kamen im November drei Menschen wegen mir an den Hochrhein“, freut sich Theo Schenkel.
Durch die vielen Zusprüche nach der Ausstrahlung der Dokumentation haben einige weitere Beteiligte die Anonymität verlassen. „Es ist eine enorme Angst da, je nach Bistum“, weiß Schenkel. Manche Stellungnahmen waren nicht wertschätzend. Das Schlimmste: Häufig wurden sie zusammen mit Antworten zu Missbrauchsvorwürfen abgegeben. „Alle, die queer sind, mit Missbrauchstätern gleichzusetzen, ist falsch. Deshalb ist es brisant, dass beide Skandale nun in einer Antwort vermengt werden“, bedauert Schenkel. Nähere Informationen unter www.outinchurch.de. Die Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ ist in der ARD-Mediathek abrufbar.