Kreis Lörrach Feine Früchte und verhaltene Nachfrage

Jutta Schütz
Die Zwetschgenernte im Jahr 2024 ergab eine absolute Rekordmenge. Foto:  

Trotz rekordverdächtiger Ernten bei Zwetschgen und Äpfeln kämpft der Gemüsevertrieb Südbaden in Efringen-Kirchen mit Herausforderungen. Die unsichere Wirtschaftslage und hohe Energiekosten beeinflussen den Verkauf negativ.

Die Saison für Steinobst war im Jahr 2024 „sehr einzigartig“. Dieses Fazit zog Andreas Mutter, Prokurist des Obst- und Gemüsevertriebs Südbaden GmbH (OGS), kürzlich beim sehr gut besuchten Steinobsttag in der Wolferhalle in Blansingen. Die Zwetschgenernte verzeichnete einen absoluten Rekord. Weniger gut sah es bei den Tafelkirschen aus, deren Qualität unter den vielen Regentagen gelitten hatte. Bevor sich Mutter mit der Obsternte beschäftigte, warf er einen Blick auf den Verkauf beim Spargel und Erdbeeren.

Andreas Mutter Foto: Jutta Schütz

Spargelernte nicht einfach

Die Spargelernte war nicht einfach, denn durch den Dauerregen im Winter 2023/24 waren Spargelfelder häufig schlecht befahrbar, die „Spargeldämme“ konnten erst spät hergestellt werden. Südbaden fiel deshalb gegenüber anderen Anbietern in Deutschland zeitlich zurück. Denn im Norden und Osten war der Frühling trockener, weshalb Baden-Württemberg den im Handel den sonst üblichen Verkaufsvorsprung im Frühjahr verlor. Mit 383 Tonnen seien denn auch 100 Tonnen weniger Spargel beim OGS angeliefert worden als 2023, berichtete Mutter. Nach Ostern gab es zudem einen Einbruch bei der Nachfrage, der Spargel erlebte einen Preisverfall. „Beim Spargel- und Erdbeerverkauf merkt man, dass die Leute ihr Geld zusammenhalten und sparen“, bilanzierte Mutter.

Saison gut gestartet

Die Erdbeersaison war wetterunabhängig gut gestartet, dank des Anbaus in schützenden Tunneln. Im Freiland sah die Situation im Spätfrühling anders aus. „Wir hatten fast durchgehend Regen und viele Gewitter, 400 Tonnen weniger als im Vorjahr wurden angeliefert, bei den Erdbeeren gab es in ganz Deutschland wegen der Witterung keine gute Ernte“, erklärte Mutter. 1701 Tonnen Kirschen im Wert von 3,5 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr beim OGS angeliefert, davon waren 730 Tonnen Tafelkirschen. Bei den Kunden gefragt seien große, pralle und süße Tafelkirschen, doch da habe es teils Probleme gegeben.

Bei den Kirschen war nicht alles rosig. Foto: Jutta Schütz

Frostschäden und aufgeplatzte Früchte

In einigen Regionen meldeten Zulieferer Frostschäden, später sorgte der viele Regen für teils aufgeplatzte Früchte. „Der Handel deckte sich frühzeitig im Ausland mit qualitativ sehr guten Kirschen aus Spanien und der Türkei ein, auch wir mussten zukaufen, um Vertragspartner bedienen zu können“, berichtete Mutter. Der Handel habe sich frühzeitig im Ausland mit hochwertigen Kirchen eingedeckt. „Auch wir mussten zukaufen, um Vertragspartner bedienen zu können“, berichtete Mutter. Mancher Erzeuger meldeten geringere Ernteprognosen an den OGS. Häufig stellte sich aber heraus, dass doch genügend Ware in guter Qualität vorhanden war. „Ein bisschen Optimismus im Blick auf die Erntemenge kann nicht ganz falsch sein“, gab Mutter weiter.

Einzigartige Zwetschgenernte in Südbaden

Die Zwetschgenernte in Südbaden war einzigartig. „Wir hatten eine absolute Rekordmenge mit 4500 Tonnen im Wert von fast 3,3 Millionen Euro“, sagte Mutter. Es waren 2000 Tonnen mehr Zwetschgen als noch 2023: eine Riesenherausforderung für die Logistik des OGS. Von der Sorte „Cacaks Schöne“ sei mit 1230 Tonnen eine besonders hohe Menge geerntet worden – diese Zwetschge ist wegen des Geschmacks und der Farbe sehr beliebt. Mutter zeigte sich überzeugt, dass die hiesigen Obstproduzenten mit der Zwetschgenqualität aus Osteuropa mithalten könnten.

Kunden sparen

Insgesamt habe man beim OGS festgestellt, dass sich die Kunden wegen unsicherer Wirtschaftslage und hoher Energiekosten beim Kauf von Spargel und Erdbeeren, Kirschen und Zwetschgen zurückgehalten hätten. „Bei Aktionen, die wir auf den Weg brachten, wurde gut gekauft, da konnten wir auch mit der preiswerteren Ware aus dem Ausland konkurrieren“, sagt Mutter. Allerdings könne man nicht immer zu Aktionspreisen verkaufen.

Rekord bei Apfelernte deutet sich an

Noch nicht abgeschlossen ist die Mengenbilanz für die sehr gute Apfelernte des Jahres 2024. Auch dabei deutet sich ein Rekord an. Im Zeitraum zwischen Juli und Dezember wurden fast 1100 Tonnen an Tafeläpfeln im Wert von runde 683 000 Euro vermarktet. Auch Tafelbirnen laufen sehr gut, vor allem die festere, saftige Sorte Novembra und der Klassiker Abate Fetel. Zunehmend sind „rotschalige Birnen“ nachgefragt. 494 Tonnen Birnen wurden bis Ende Dezember im Wert von 608 000 Euro verwertet. „Bei Birnen haben wir noch Potenzial“, warb Mutter dafür, mehr Birnbaumanlagen zu setzten.

Hoffnung auf mehr Schwung

Mit Blick auf das Jahr 2025 hofft Mutter, dass mit neuer Regierung wieder mehr Schwung in die Wirtschaft kommt und die Kunden wieder bereit sind, mehr Geld auszugeben. Mittlerweile gehörten zum OGS neben den routinierten mittlerweile auch viele junge Erzeuger, auf die er setze. Die Erzeuger sollten zudem bei ihren alten Anlagen schauen, welche den Anforderungen und heutigen Wettergegebenheiten noch standhalten. Max Hagin, Obstbaumeister und Vorsitzender des Kreisobst- und Gartenbauverbandes Lörrach, hob im Nachgang des Steinobsttags hervor, dass vielen Erzeuger wegen neuer und alter Schädlinge im Wein- und Obstanbau „der Baukasten mit dringend benötigten neuen und bewährten Schädlingsbekämpfungsmitteln ausgeht“.

Unbedingt nachjustieren

Dabei und beim Mindestlohn müsse eine neue Regierung unbedingt nachjustieren: „Sonst wird es irgendwann bei uns keinen Landwirt und Obstanbauer mehr geben, der mit seinem Betrieb noch konkurrenzfähig sein kann und dem sein Reingewinn zum Leben reicht, da andere Anbieter auf dem Markt aus anderen Ländern unter ganz anderen kostengünstigeren Bedingungen arbeiten.“ Hagin sieht sich mit Landwirten einig, dass es bei den Obst- und Gemüseerzeugern einen branchenspezifischen Mindestlohn braucht und „dass man wieder einen echten Unterschied im Lohn sehen muss, was gelernte und ungelernte Kräfte angeht“.

  • Bewertung
    0

Umfrage

Donald Trump

Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus  heißt. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading