Kreis Lörrach Firmen ringen um Auszubildende

OV
Nicht jeder hat Lust auf eine betriebliche Lehre. Das spüren die Betriebe, laut einer IHK-Umfrage. Foto: pixabay

Rund 50 Prozent der Betriebe können laut IHK-Umfrage ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen. Entweder mangelt es an Bewerbern oder an deren Qualifikation. Ein weiteres Thema ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.

Es bleibt schwierig für Ausbildungsbetriebe, so das Ergebnis der Ausbildungsumfrage der IHK-Hochrhein-Bodensee. 50 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten. „Wir haben mit diesen Zahlen gerechnet“, wird Alexandra Thoß, Geschäftsführerin für den Bereich Bildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee, in der Mitteilung zitiert.

Nicht genügend junge Leute

Die Generation der Babyboomer geht nun schrittweise in den Ruhestand und es kämen nicht genügend junge Leute nach. „Wir können davon ausgehen, dass sich der Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzt“, so Thoß weiter. Problematisch sei, dass die Unternehmen nicht genügend auf sich aufmerksam machten. Deswegen finden Firmen und potenzielle Auszubildende nicht zusammen. Erfolgreich sei aber das Projekt „Ausbildungsbotschafter“. Dabei gingen Auszubildende in die Schulen und berichteten über ihre Arbeit und den Betrieb. Damit verlieren Ausbildungsstelle und Unternehmen das Abstrakte und Schüler können sich vorstellen, worum es bei dem Beruf geht.

Dass Handlungsbedarf besteht, belegen die Zahlen. So gaben 41 Prozent der Betriebe an, keine Bewerbung erhalten zu haben. Knapp 70 Prozent gaben an, zwar Bewerbungen erhalten, aber keine passenden Auszubildenden gefunden zu haben. „Die Unternehmen können nicht nur abwarten, dass Bewerbungen eingehen, sondern müssen etwas für die eigene Bekanntheit tun“, so Thoß.

Viele haben ihre Strategie bereits angepasst

Viele Firmen hätten aber ihre Strategie schon angepasst und versuchen für die Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010) ansprechende Bedingungen zu schaffen. 50 Prozent der Betriebe gaben an, die digitale Ausstattung verbessert zu haben. Mit flachen Hierarchien versuchten 60 Prozent der Unternehmen zu überzeugen. Weiter wird mit finanziellen und materiellen Anreizen, Auslandsaufenthalten, neuen Lernkonzepten und Azubi-Projekten, zum Beispiel im Bereich der Nachhaltigkeit, geworben. Dennoch bleibe die generationenübergreifende Zusammenarbeit schwierig: „Die Generation Z stellt das Berufsleben auf den Kopf. Sie hat ein völlig anderes Verständnis von einer erfüllten Berufstätigkeit als die Generation der Babyboomer und die Generation X.“

Mangelnder Wohnraum

Ein großes Thema bei Betrieben ist aber auch der mangelnde Wohnraum. „Das ist in unserer Region ein echtes Hemmnis und eine Entspannung ist für die nächsten Jahre nicht in Sicht“, lässt sich Thoß zitieren. Etwa die Hälfte der Befragten schätzt die Wohnraumsituation schon jetzt als Problem ein oder rechnet künftig damit. Besonders problematisch sei die Lage in Städten wie Konstanz oder Lörrach.

„Wie wollen Unternehmen auf Bewerbersuche gehen, wenn es für Auszubildende kaum eine Chance für eine bezahlbare Wohnung gibt?“ fragt Thoß. Nicht jedes Unternehmen habe Ressourcen, um Wohnraum zu stellen. Deshalb begrüßt die IHK-Hochrhein-Bodensee, dass das Land den Förderaufruf „Junges Wohnen“ gestartet hat, für die Schaffung von Wohnheimplätzen für Auszubildende.

Je nach Branche berichteten die Unternehmen, dass mangelnde Vorkenntnisse bei den Auszubildenden ein Problem seien. Das liege laut Thoß auch daran, dass früher stärker ausgesiebt wurde. 43 Prozent der befragten Unternehmen geben lernschwächeren Bewerbern eine Chance, fast 40 Prozent der Befragten bieten innerbetriebliche Nachhilfe an.

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