Kreis Lörrach Forschung soll ausgebaut werden

Michael Werndorff
Die Digitalisierung in der Arbeitswelt ist ein Forschungsbereich an der Lörracher DHBW. Foto: Archiv

Hochschulpolitik: Ministerium bezieht Position in DHBW-Debatte. Sproll erfreut über Klarstellung.

Kreis Lörrach - In der Diskussion um den Stellenwert der Dualen Hochschule in der baden-württembergischen Hochschullandschaft stellt das Wissenschaftsministerium klar, dass es keine hierarchische Rangordnung gebe, sondern eine horizontale, funktionale Aufgabenverteilung. Theodor Sproll, Rektor der Lörracher DHBW, begrüßt die Stellungnahme.

Ausgelöst wurde die Diskussion, in der sich auch die DHBW-Studierendenvertretung Gehör verschaffte durch ein von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Auftrag gegebenes Gutachten als Erwiderung auf eine Klage von mehreren DHBW-Professoren vor dem Bundesverfassungsgericht. In der Folge kam es zu Kritik an Bauer. Laut Ministerium seien aber Zitate teilweise falsch zitiert und aus dem Kontext gerissen worden, heißt es von Ministerienseite. Dass die DHBW „am Ende der Skala“ stehe, sei falsch. Vielmehr gehe es um eine Hierarchie der Forschungsaufgaben. Gleichzeitig sei die DHBW keine klassische „Forschungshochschule“, sie habe eine andere gesellschaftliche Funktion, schreibt das Ministerium.

Erfreut über Klarstellung

Über die Klarstellung in Sachen Positionierung der DHBW zeigte sich Sproll gestern im Gespräch mit unserer Zeitung zufrieden: „Für mich ist das Wesentliche, dass das Wissenschaftsministerium klarstellt, dass es keine Hierarchien gibt. Was indes etabliert ist, sind unterschiedliche Schwerpunkte in der Aufgabenverteilung.“ Es sei zudem immer die klare Positionierung der DHBW gewesen, die eigene Stärke nicht in der Grundlagen-, sondern in der Kooperativforschung mit den Unternehmen zu verorten.

Forschungsauftrag seit 2009

In den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser Aspekt stark weiterentwickelt. Mit der Novellierung des Landeshochschulgesetzes erhielt die DHBW im Jahr 2009 einen Forschungsauftrag. „Seither hat die DHBW vieles auf die Beine gestellt, was von den dualen Partnern hoch geschätzt wird“, betonte Sproll. „Wir sind Wissens- und Innovationspartner und haben hier eine einzigartige Positionierung unter allen Hochschultypen, weil die Partnerunternehmen integrierter Bestandteil der DHBW sind“, verweist er auf deren Präsenz im Hochschulrat. Keine andere Hochschule biete dabei eine vergleichbare Integration von Theorie und Praxis, was vom Ministerium auch als Alleinstellungsmerkmal gewertet wird. Und: Mit der Aufgabenverteilung werde laut Ministerium unterschiedlichen Bedürfnissen von Gesellschaft und Wirtschaft in Baden-Württemberg passgenau Rechnung getragen.

DHBW entwickelt sich weiter

Unterdessen entwickelt sich die DHBW weiter, und zwar vom reinen Bildungs- hin zum Wissens- und Transferpartner – also einem Partner für ein fundiertes Studium und für gemeinsame Forschungsaktivitäten, wie aus einem jetzt veröffentlichten Positionspapier der DHBW hervorgeht. Dabei werde sichergestellt, dass der Wissenstransfer von der Hochschule in die Unternehmen gelingt, aber es durch die enge Verknüpfung mit den dualen Partnern auch Rückkopplungsschlaufen in die Lehre gibt, erklärt Sproll. „Und das ist essenziell.“

Digitalisierung ist Forschungsfeld

Hierzu braucht es finanzielle Mittel: Die Lörracher DHBW sei hierfür gut aufgestellt, erklärt Sproll auf Nachfrage. 1,2 Millionen Euro an Drittmitteln für die kooperative Forschung konnten eingeworben werden. Überwiegend geht es dabei um Forschungsprojekte im großen Themenfeld der Digitalisierung, unter anderem „Big Data“ und „Arbeitswelt der Zukunft“.

Darüber hinaus profitiert die DHBW von den Zuwendungen der Eberle-Stiftung: Bedacht wurden zwei Projekte von Osmane Krini, Studiengangsleiter Elektrotechnik. Konkret geht es um die Entwicklung eines selbstfahrenden Rollstuhls für den Einsatz in Kliniken, zum anderen um ein autonomes Assistenzsystem von Autos (Cybersecurity).

Aufbau eines Kompetenzclusters

Laut Sproll sei die Idee, in Lörrach ein „Kompetenzcluster Digitalisierung“ zu etablieren, von dem auch die lokale Wirtschaft profitieren könne. Gerade in den vergangenen Jahren sei das Interesse der Unternehmen an der Forschung immer größer geworden, sagt Sproll. So kämmen auch verstärkt Anfragen von den dualen Ausbildungsunternehmen, die um Unterstützung bei verschiedenen Projekten im Forschungsbereich bitten. Außerdem hat die DHBW mit dem Freiburger Frauenhofer Institut eine gut funktionierende Kooperation, auch ist die Hochschule seit einem Jahr Mitglied von TriRhenaTech, der Allianz der Hochschulen für angewandte Wissenschaften am Oberrhein, mit der man sich um Drittmittel bemühe.

Forderung nach mehr Ressourcen

Soll die Forschung wie beabsichtigt weiter ausgebaut werden, braucht es laut Sproll auf lange Sicht mehr Struktur-Ressourcen und finanzielle Mittel. Der DHBW-Rektor setzt nun Hoffnungen in die Verhandlungen zum neuen Hochschulfinanzierungsvertrag, damit Forschung an der DHBW zukünftig strukturell wie finanziell stärker unterstützt wird. Vieles werde derzeit über eingeworbene Drittmittel realisiert.

Unbestrittener Mehrwert

Was die Verhandlungen angeht, zeigt sich Sproll optimistisch: DHBW-Präsident Arnold van Zyl bringe viel Expertise mit und habe die Hochschule klar positioniert. Jetzt sei aber der Zeitpunkt gekommen, einen Schritt weiterzugehen und das Transferelement als weiteres Attribut der DHBW zuzuschreiben. Außerdem schätze das Land die DHBW, weil diese jedes Jahr rund 11 000 Studenten ausbilde, die fast alle als Fach- und Führungskräfte in der regionale Wirtschaft Aufgaben übernehmen würden. „Der Mehrwert ist unbestritten, daher bin ich zuversichtlich, dass wir zusätzliche Ressourcen erhalten werden.“

Aus dem neuen Positionspapier geht hervor, dass die Wissenszentren gestärkt werden sollen, derzeit sei man noch auf die Drittmittelgewinnung angewiesen, „was im direkten Widerspruch zu der sehr hohen Lehrdeputatsbelastung der Professoren und dem fehlenden akademischen Mittelbau an der DHBW steht“.

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