Josha Frey hat Ulrich Lusche im Wahlkreis Lörrach das Landtagsmandat abgenommen. Justizminister Rainer Stickelberger geht zwar davon aus, dass er seinen Posten los ist, doch sein Mandat im Stuttgarter Landtag darf er behalten. Dort sitzen künftig zwei statt drei Landtagsabgeordnete aus dem Lörracher Wahlkreis. Von Marco Fraune Kreis Lörrach. Schwarz sieht Schwarz, Gelb strahlt, Rot befindet sich im roten und die Grünen im grünen Bereich. So lässt sich kurz die Stimmungslage zusammenfassen, die im Sitzungssaal des Landratsamtes herrschte. Mit betretener Miene kam als einer der letzten der CDU-Landtagsabgeordnete Lusche an den Ort, an dem er nach der verlorenen Lörracher Oberbürgermeisterwahl nun seine nächste Wahlschlappe kommentieren musste. „Mit Herzblut“ habe er sein Mandat zehn Jahre lang vertreten. Für den Wahlkreis Lörrach stehe angesichts der 25,2 Prozent nun für seine Partei im Landkreis ebenso eine Zäsur an wie auf Landesebene. Eine Ursachenforschung für das schlechte Abschneiden müsse nun folgen, hielt sich Lusche mit einer tiefergehenden Analyse zurück. Trauer und Freude standen an diesem Abend dicht beieinander. War Frey vor fünf Jahren über das Zweitmandat für die Grünen in Regierungsverantwortung gekommen, schnappte er sich dieses Mal mit 31,7 Prozent das Direktmandat – und schickte seinen politischen Mitbewerber von der CDU nun in politische Pension. Obwohl beide Politiker sich in den vergangenen fünf Jahren auch pointiert die jeweilige politische Meinung mitteilten, hob Frey trotz kontroverser Debatten doch den fairen Umgang hervor. Den eigenen Wahlkampf wertete der Grünen-Landtagsabgeordnete als erfolgreich. Er verwies auf den Auftritt des Ministerpräsidenten in Schönau oder den des Umweltministers in Fröhnd. „Das wird honoriert.“ Dass er 49 Prozent Stimmenanteil in Böllen geholt hat, wertete Frey mit Humor: „Dort könnte ich mich als Bürgermeister bewerben.“ Mit 16,7 Prozent im Lörracher Wahlkreis und vor allem dem „katastrophalen Ergebnis“ auf Landesebene war der SPD-Landtagsabgeordnete Stickelberger naturgemäß nicht zufrieden. „Wir sind mit unseren Themen nicht durchgedrungen.“ Er richtet sich bereits auf die harte Oppositionsbank statt des komfortableren Justizministersessels ein. Die beiden neuen roten Schals haben ihm kein Glück gebracht. Der einzige Besucher im Landratsamt, der schon wenige Sekunden nach 18 Uhr mit einem kurzen Glücksschrei seine Freude bekundete, war aber Manuel Karcher. Der FDP-Direktkandidat hatte zwar keine Chance auf ein Landtagsmandat, doch dass die Liberalen nun bei acht Prozent liegen, passe zu seinem jüngsten Einkauf, der sich hinter dem Komma auf acht Cent belief. Im Wahlkreis lag er aber mit 6,5 Prozent deutlich hinter dem Landesschnitt. Der FDP-Kreisvorsitzende Harry Vogt hofft jetzt auf Schwarz-Rot-Gelb. CDU bereitet sich auf harte Zeiten vor Wasser statt Bier bekam Matteo di Prima gereicht. Wirklich Grund zum Feiern hatte der Direktkandidat der Linken angesichts der mageren 2,7 Prozent auch nicht. Obwohl Direktkandidat Wolfgang Fuhl sich nicht im Landratsamt blicken ließ, war seine AfD doch wieder in aller Munde. „Das Schlimmste ist das AfD-Ergebnis“, erklärte beispielsweise die heimische SPD-Wahlkampfmanagerin Gritli Hundorf, die das Abschneiden der Sozialdemokraten als „Alptraumergebnis“ bezeichnete. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schuster bezog ebenfalls mit leerem Blick Stellung: „Es ist extrem bitter.“ Alle CDU-Kandidaten im Land seien nur „Beifahrer“ gewesen. Als Fehler im Wahlkampf benannte er, dass Kretschmann nicht politisch direkt angegriffen worden sei. Als zweite Ursache für die verlorene Wahl wertete er die Asylpolitik im Bund, wo Maß und Mitte verloren gegangen seien. „Die Wahl war ein Denkzettel für uns.“ Schuster, der auch CDU-Kreisvorsitzender ist, sieht schwere Arbeit auf sich zukommen. Grünen-Kreisvorstandssprecher Bernd Martin freute sich hingegen über eine „Sensation“. Gepunktet habe man mit dem Ministerpräsidenten, fünf Jahre Regierungsarbeit und einem guten Wahlkampf. Nun zähle der Wählerwille, dass Kretschmann eine Regierung bilden soll.