Kreis Lörrach Für den Erhalt heimischer Habitate

Denis Bozbag
 Foto: Denis Bozbag

Artenschutz: Umweltschützer Dieter Berger fordert ökologiebewusstes Mähen von Stadtgrünflächen.

Kreis Lörrach - Dem Umweltschützer Dieter Berger aus Zell im Wiesental blutete das Herz, als er vergangenen Montag den mit der Grünpflege der Stadt Lörrach beauftragten Arbeitern beim Mähen der Trockenfläche am Hauptbahnhof zusehen musste. Hier gediehen laut Berger hochwertige Pflanzen und Kräutergewächse.

Berger setzt sich seit mehr als 30 Jahren in der Region für den Erhalt der Biodiversität ein. Der gelernte Straßentiefbauer wohnt in Riedichen bei Zell im Wiesental, ist Fachmann für Gewässer und ökologisches Bauen und erhielt 1997 für sein ökologisches Engagement in der Pilotierung von Bauprojekten den Umweltpreis des Landkreises Waldshut. Hinter seinem Haus hat er ein großes Biotop aus Schwimmteichen angelegt. Der besorgte Rentner ist wütend über die Straßenbauverwaltung des heimischen Landkreises und „deren umweltschädigenden Praktiken“ beim Mähen des Straßenbegleitgrüns.

„Die Grünflachen werden viel zu früh gemäht – noch vor der Absamung der Blüten. Ohne die existiert kein Wachstumszyklus mehr“, kritisiert Berger im Gespräch mit unserer Zeitung.

Fehlende Abmagerung

Zudem werde die Fläche anschließend nicht abgemagert. Das geschnittene Gras verrotte auf dem Boden, das sich daraus bildende Überangebot an Nitrat begünstige den Wuchs von Spitzgras und weiteren robusten Arten, welche die hochwertigeren zugleich empfindlicheren Gewächse wie Thymian und Malve aus dem Habitat verdränge, verdeutlicht der Umweltschützer und führt fort: „Hier verschwindet innerhalb weniger Stunden ein einzigartiger Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere.“ Beim Schneiden der Gräser werden immer noch Mulchmäher eingesetzt anstelle von Messerbalken. „Durch das Mulchen werden auf einen Schlag 80 Prozent der im Grün lebenden Insekten vernichtet.“

Auf Anfrage erklärt Pressesprecher des Landratsamts Torben Pahl  bezüglich des Mähens an Straßenrändern: Verschiedene Elemente einer ökologisch ausgerichteten Grünpflege seien fester Bestandteil des Straßenbetriebsdienstes. Hierzu zählen unter anderem die differenzierte Grünpflege, das schonende Mähen von der Straße aus, der unterstützende Einsatz von Mähgeräten mit Messerbalken und der Verzicht auf Geräte mit Absaugvorrichtung. Die geltenden Standards für den Straßenbetriebsdienst im Landkreis Lörrach seien durch den Kreistag im vergangenen November festgelegt worden. Für darüber hinausgehende besondere Maßnahmen einschließlich der genannten Vorschläge zum besonderen Schutz der Artenvielfalt stehen laut Pahl weder Finanzmittel noch Personal zur Verfügung.

Neuer Kreistag am Zug

Für den stellvertretenden Geschäftsführer vom BUND, Regionalverband Hochrhein, Markus Wursthorn, ist jetzt der neue Kreistag am Zug: „Durch das Votum der Bürger bei den jüngsten Wahlen hat sich ein neues Kräfteverhältnis zugunsten einer grünen Politik entwickelt. Die Bürger stimmten ganz klar für den Erhalt der Umwelt und für den Artenschutz. Durch den Rückhalt aus der Bevölkerung hat man jetzt eine neue Argumentationsgrundlage und kann sich verstärkt für umweltschonendere Maßnahmen bei der Grünpflege des Landkreises einsetzen“, unterstreicht Wursthorn.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading