Kreis Lörrach Für den Handwerksberuf um die halbe Welt

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Projektpartner und -teilnehmer freuten sich über die Ankunft der indischen Auszubildenden in Südbaden und das große Medienecho. Foto: Handwerkskammer Freiburg

Pilotprojekt: 13 Inderinnen und Inder starten in Ausbildung bei Fleischerbetrieben im Landkreis Lörrach

Landkreis Lörrach. Die Fleischerinnung Lörrach-Waldshut bestreitet gemeinsam mit mehreren Betrieben im Kreis Lörrach beim Thema Fachkräftesicherung neue Wege. Dieser Tage kamen neun junge Inderinnen und Inder in Südbaden an, die eine Ausbildung zum Fleischer oder zur Fleischereifachverkäuferrin beginnen. Weitere vier indische Azubis folgen in den kommenden Wochen. Aus dem Pilotprojekt mit der Handwerkskammer Freiburg kann langfristig ein Standbein der Fachkräftesicherung werden, so die Hoffnung.

„Vor knapp zwei Jahren hätte niemand gedacht, dass wir heute diese Auszubildenden aus Indien begrüßen können“, erzählt Joachim Lederer, Obermeister der Fleischerinnung Lörrach-Waldshut, beim offiziellen Empfang in Weil am Rhein. „Wir gehen hier gemeinsam voran.“ In Lederers Betrieb beginnen zwei Auszubildende ihre Lehre. Die Metzgerei Dosenbach in Bad Bellingen nimmt drei Auszubildende auf, bei der Landmetzgerei Senn aus Eimeldingen startet ein Azubi und bei der Metzgerei Hug in Steinen zwei. Außerdem beginnen insgesamt fünf Inder in den „Hieber“-Märkten ihre Lehre.

Für Lederer war das Pilotprojekt fast eine Bauchentscheidung. Als man gemeinsam mit der Handwerkskammer nach Lösungen für den akuten Mangel an Auszubildenden und Fachkräften suchte, kam das Angebot einer indischen Personalagentur auf den Tisch. Nach kurzer Prüfung sagte Lederer zu.

„Ein solches Projekt ist nicht mit jedem umsetzbar“, sagt Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. „Es braucht Partner mit Weitblick und Risikobereitschaft.“

Wichtig war es Lederer, schon früh die zuständige Gewerbeschule in Lörrach einzubinden. „Auf die Fachlehrer kommt eine spannende Aufgabe zu: Wenn etwa die Hälfte der Schulklasse ursprünglich aus Indien kommt, ist der Lehransatz vielleicht ein anderer.“

Monatelanger Auswahlprozess

„Wir haben alle viel Zeit investiert“, erläutert Hansdirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg. Gemeinsam mit der Partneragentur in Indien wurden von Kammer, Innung und Betrieben geeignete Bewerber gesucht – in einem monatelangen Auswahlprozess. Mehrere Online-Auswahlgespräche und Vorbereitungstermine standen auf dem Programm, bis klar war, dass 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen können. Nun stellen die Ausbildungsbetriebe neben einer aufgestockten Ausbildungsvergütung auch die Unterkunft und leisten Mehrarbeit bei der Betreuung. Auch die Beschäftigten leisten zusätzliche Arbeit, um die neuen Kollegen einzulernen und einzuarbeiten.

Die Handwerkskammer unterstützt bei der Betreuung. Die beiden Mitarbeiterinnen der Abteilung Fachkräftesicherung, Ann Kareen Ilse und Julia Weigele, haben hierbei viel Erfahrung. Sie sind schon seit mehreren Jahre Ansprechpartnerinnen für die Integration ausländischer Fachkräfte ins Handwerk. Die indischen Auszubildenden haben einen mehrmonatigen Deutschkurs hinter sich, haben selbst auch Geld investiert und die Entscheidung getroffen, ihre Heimat zu verlassen.

„Der Einsatz hat sich für alle Beteiligten gelohnt“, sagt Ungern-Sternberg. Denn die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland wird eine zunehmend wichtigere Säule für die Handwerksbetriebe in Südbaden. Bereits heute haben 20 Prozent der Auszubildenden im Kammerbezirk Freiburg keinen deutschen Pass.

Die Rahmenbedingungen seien aber alles andere als einfach – auch mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz. „Dieses gehe leider am aktuellen Bedarf der Betriebe vorbei, macht Ungern-Sternberg deutlich. Für kleine Betriebe ist die Suche nach Auszubildenden und Fachkräften im Ausland alleine kaum zu stemmen. „Deshalb wollen wir als Kammer Netzwerke bieten, die hierbei unterstützen.“

Für das nächste Jahr laufen bereits Vorbereitungen – eine Ausweitung des Projekts auf die Baugewerke ist angedacht.

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