Kreis Lörrach Für ein Europa der Vaterländer

Michael Werndorff
Der 41-jährige Marco Näger tritt für die AfD im Wahlkreis Lörrach-Müllheim an. Foto: Michael Werndorff

Der AfD-Kreisvorsitzende Marco Näger will den Wahlkreis im Bundestag vertreten. Er will der irregulären Migration einen Riegel vorschieben und den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken. Er fordert weniger Bürokratie und Steuererleichterungen.

„Die Gespräche an unseren Wahlkampfständen zeigen: Die wirtschaftliche Lage, der Wohnungsmarkt, Migration und Kriminalität treiben die Menschen um“, berichtet AfD-Bundestagskandidat Marco Näger im Gespräch mit unserer Zeitung. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, wirbt er für seine Partei.

Aufgewachsen ist der 41-Jährige in Bötzingen, wo er seinen Lebensmittelpunkt hat. Nach einer Ausbildung im Bereich Versicherung und Finanzen und einem nicht abgeschlossenen Jura-Studium arbeitet er für seine Partei als Referent auf verschiedenen Ebenen, unter anderem für die Freiburger AfD-Gemeinderäte. Auch habe Näger, der seit 2022 AfD-Kreisvorsitzender ist, als Referent in der Kommunal- und Landespolitik wichtige Erfahrungen sammeln können.

Einst Mitglieder der CDU

„Ich habe mich schon immer für Politik interessiert“, betont der Kandidat. Mit 15 Jahren engagierte er sich in der Freiburger Schüler-Union und im Kreisvorstand der Jungen Union. Gleichzeitig war er in seinem Heimatort Mitglied des CDU-Vorstands. „Mit vielen Themen – vor allem mit der Migrationspolitik der CDU – war ich nicht mehr einverstanden“, kommentierte er den Wechsel zur AfD im Jahr 2015. Näger brachte sich zunächst bei der Jungen Alternative ein, wo er als Doppelkreisverbandsvorsitzender Hochschwarzwald-Freiburg und zuletzt als Bezirksvorsitzender der JA Südbaden Funktionen inne hatte. Der Bundesverfassungsschutz hatte die AfD-Jugendorganisation im Jahr 2023 als gesichert rechtsextrem eingestuft. „Von den aktuellen Zuständen innerhalb der JA weiß ich nichts zu berichten, aber für den Landesverband Baden-Württemberg kann ich sagen, dass ich solche Tendenzen nie erlebt habe – weder auf Bezirks- noch auf Landesebene.“ In der aktuellen Asyldebatte störe Näger, dass Asyl und Migration stets gleichgesetzt würden. Bei Migration in den Arbeitsmarkt gehe es aber um qualifizierte Menschen, die hierzulande den Arbeitsmarkt bereicherten. Asyl gebe es derweil für Schutzbedürftige, führt er aus. Der falsche Weg, nach Deutschland zu kommen, sei aber die irreguläre Migration. „Wir müssen wissen, wer zu uns ins Land kommt“, moniert er einen Kontrollverlust der vergangenen Jahre. Und weiter: Egal, wie Europa die Verteilung Schutzbedürftiger regeln will, es müsse gerecht zugehen. Zudem könne es nicht sein, dass sich Asylsuchende das Land selber aussuchen, spricht er sich für Grenzkontrollen aus. Darüber hinaus müsse die Abschiebung illegaler Migranten forciert werden. An dem Begriff der Remigration stoße sich Näger jedenfalls nicht. Klar sei auch: Wer einen Schutzstatus genießt und eine schwere Straftat begeht, dem müsse der Schutzstatus aberkannt werden, ist der AfD-Kandidat überzeugt. Gefragt nach der Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, kritisiert er die mangelnde Attraktivität Deutschlands: „Wir hatten noch nie so wenig Fachkräfte, die zu uns kommen wollen. Es fehlen teilweise die Anreize.“ Zu hohe Steuern, die hohen Lebenshaltungskosten und ein angespannter Wohnungsmarkt sprächen gegen den Standort.

Unattraktiver Standort

Angesprochen auf das Thema Wirtschaft richtet Näger den Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands: Weniger Bürokratie, weniger Auflagen und Steuersenkungen führt Näger an. „Denn wer mehr Netto vom Brutto hat, kurbelt die Wirtschaft an.“ Seinen Blick richtet er auch auf das Verhältnis zu Russland, das Deutschland bis zum Angriffskrieg gegen die Ukraine über Jahrzehnte hinweg mit günstigen Energieträgern versorgt hat. „Der Krieg muss angeprangert werden. Energielieferungen aus Quatar sind angesichts dortiger Menschenrechtsverletzungen aber keine gute Alternative.“ Näger will sich weder als Russlandfreund noch als Transatlantiker verstanden wissen. Was es braucht, seien professionelle Beziehungen zu Russland. „Der Gesprächsfaden muss wieder aufgenommen werden.“

Auch in Europafragen vertritt Näger die Linie seiner Partei: Die Souveränität der einzelnen Staaten habe stark gelitten. Er wünscht sich ein Europa der Vaterländer, in dem wieder mehr Kompetenzen bei den jeweiligen Parlamenten verortet würden. „Das würde die guten Beziehungen zu den anderen Ländern nicht verschlechtern.“ Die gemeinsame Währung ist Näger auch ein Dorn im Auge. Er hätte die Mark gerne wieder zurück. Als Positivbeispiel führt er die Schweiz an. „Der Schweiz geht es auch ohne Euro gut.“

Beim Thema Klimawandel und erneuerbare Energien weicht er von der Parteilinie ab: Es müsse je nach Region die optimale Technik Anwendung finden. Im Norden seien Windräder weitaus erträglicher als im Süden, wo er die Solarenergie verortet. Weniger überzeugt sei er von der Geothermie, die Risiken mit sich bringe.

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