Kreis Lörrach Für eine funktionierende Personalgewinnung

Gottfried Driesch
Armin Trost referierte am Abend. Foto: Gottfried Driesch

Fachkräftemangel: Wirtschaftsgespräch im Landratsamt thematisiert Gewinnung neuer Mitarbeiter.

Kreis Lörrach - Für Firmen jeder Größenklasse wird es zunehmend schwerer, fachkundige Mitarbeiter zu finden. Besonders in der Grenzlage zur Schweiz gestaltet sich dies immer schwieriger. Im Rahmen der „Wirtschaftsgespräche Südwest Lörrach“ fand am Dienstag im Landratsamt Lörrach die Veranstaltung „Moderne Personalgewinnung, die funktioniert“ statt.

Referent Armin Trost

Referent war Armin Trost, der bereits im vergangenen Jahr bei den Wirtschaftsgesprächen Südwest über die erfolgreiche Führung im Zeitalter der Digitalisierung sprach (wir berichteten). Er lehrt und forscht als Professor an der Hochschule Furtwangen. Zuvor war er mehrere Jahre als Leiter der weltweiten Personalgewinnung bei dem Softwareentwickler SAP tätig. In seine lebendigen Ausführungen ließ er mehrmals die eigenen Erfahrungen bei der Suche nach qualifizierten Programmierern einfließen.

Noch vor einigen Jahren sei in einer Stellenanzeige lediglich verkündet worden, dass in dem Betrieb eine Arbeitsstelle frei sei. Heute werde ein sehr umfangreiches Anforderungsprofil veröffentlicht.

Nichts bieten, nur fordern

Es werde nichts geboten, sondern nur gefordert. Kein Wort darüber, warum ein Stelleninteressent sich gerade bei dieser Firma bewerben solle. Das Problem von zu wenig Bewerbern bestehe ebenso in den Städten wie in den Regionen. Zwar gebe es kein Patentrezept, trotzdem stellte Trost einige Thesen und Fragen in den Raum.

„Was muss ein neuer Mitarbeiter am ersten Arbeitstag wirklich können?“. Dabei ginge doch das Potenzial des Mitarbeiters über die Kompetenz. Bei gutem Potenzial könne sich der Mitarbeiter stark weiter entwickeln.

Das aktive Suchen von Mitarbeitern werde für Firmen immer wichtiger. Die persönliche Ansprache, etwa bei „Mitarbeiter suchen Mitarbeiter“, bringe verblüffende Erfolge. „Die guten Leute lesen keine Stellenanzeigen“, sagte Trost. Auch bei der Suche nach Lehrlingen sollten sich die Unternehmen von ihren Azubis helfen lassen. Die jungen Leute untereinander sprächen die gleiche Sprache und könnten besser ihre Alterskameraden für die Ausbildung begeistern.

Besonders wichtig sei es, auf Bewerbungen rasch zu reagieren. Auch solle sich kein Personalchef von einer ungewöhnlichen und unkonventionellen Bewerbung abschrecken lassen. „Es kommt eben auf das Potenzial des Bewerbers an, nicht auf eine formvollendete Bewerbung.“

Komplizierter Weg

In der Diskussionsrunde beklagte eine Mitarbeiterin aus der öffentlichen Verwaltung, dass Entscheidungen über eine Bewerbung einen komplizierten Weg gehen und viel Zeit brauchen. Dazu riet Trost, die Bewerber ganz offen auf diesen Entscheidungsprozess hinzuweisen. Einen Bewerber einfach so hängen zu lassen, sei der falsche Weg.

Ein anderer Teilnehmer wollte wissen, ob es für die Ausschreibung und Bewerbung eine günstige und ungünstige Jahreszeit gebe. Dies verneinte der Personalfachmann.

Landrätin Marion Dammann als Gastgeberin der Veranstaltung wies darauf hin, dass das Standortmarketing für alle Gemeinden wichtig sei. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt sei durch die demografische Entwicklung und die Grenznähe zur Schweiz besonders angespannt.

Das Format der Wirtschaftsgespräche bestehe schon seit mehreren Jahren und erfreue sich einer steigenden Beliebtheit. Zum Abschluss bemerkte Landrätin Dammann: „Ich bin schon gespannt auf die Stelleninserate am kommenden Wochenende.“

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