Kreis Lörrach Für mehr Bildungsgerechtigkeit

Michael Werndorff
Nicht nur bei der Digitalisierung ist Luft nach oben. Auch beim Thema Bildungsgerechtigkeit besteht Handlungsbedarf, stellen die Landtagskandidaten fest. Foto: Die Oberbadische

Podiumsdiskussion: Landtagskandidaten erklären ihre bildungspolitischen Ansichten

Kreis Lörrach - Für die Landtagskandidaten von Grünen, CDU, SPD, FDP und Linken ist klar, dass Bildungsgerechtigkeit eine zentrale Rolle spielt, wie in einer virtuellen Podiumsdiskussion deutlich wurde. Zu dieser hatte der Kreisverband Gewerkschaft und Erziehung (GEW) eingeladen. Keine Einladung erhielt Dubravko Mandic, weil die AfD laut GEW-Vorsitzender Anja Hanke zur Denunziation von Lehrern aufgerufen hatte. Weiter standen auf der Agenda die Lehrerversorgung, Digitalisierung, Kitas und Integration.

Eine Komplementär-Koalition bedeutet für die Bildungspolitik in der Regel Gestalten auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners. So durfte in der endenden Legislatur auf Wunsch der Grünen die Gemeinschaftsschule bleiben, dafür erhielten den Forderungen der CDU entsprechend die Haupt- und Werkrealschulen Bestandsschutz, außerdem wurden die Realschulen gestärkt.

Keine Systemdebatten

Wenn es nach Christof Nitz (CDU) geht, soll es nach der nächsten Landtagswahl am 14. März zu keinen neuen Systemdebatten kommen. „Es muss Schluss damit sein, das Schulsystem mit jedem Regierungswechsel umzukrempeln“, sagte der Christdemokrat. Es dürfe nicht alle fünf Jahre zu einer Neuausrichtung kommen.

Die CDU stehe demnach für Stabilität, machte der ehemalige Schopfheimer Bürgermeister deutlich. Er sprach sich für das jetzige vielgliedrige System aus, bei dem G8 Priorität habe und G9-Schulzüge beibehalten werden sollten. Gleichwohl müsse an den Lerninhalten gefeilt werden.

Ruhe ins System bringen

Josha Frey (Grüne) erklärte hierzu: „Es muss Ruhe ins System kommen.“ Luft nach oben sei bei der Fortschreibung von G8, bei der Schulsozialarbeit und den Gemeinschaftsschulen. Diese seien besser als ihr Ruf, erklärten Hanke und Rainer Stickelberger (SPD), der kurzerhand für den SPD-Kandidaten Jonas Hoffmann eingesprungen war. „Gemeinschaftsschulen seien das Gegenteil von Gleichmacherei“, sagte Hanke.

Systemkritisch äußerte sich derweil Jörg-Uwe Sanio (die Linke): Er sprach sich eingangs dafür aus, dass kein Schüler zurückgelassen werden dürfe. Zudem ist er für das Ende des gegliederten Schulsystems bis einschließlich der neunten Klasse und für eine anschließende Trennung in Realschule und Gymnasium.

Konsens gab es bei der Forderung nach mehr Bildungsgerechtigkeit: „Bildungschancen dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, sagte FDP-Kandidat Felix Düster. Nach wie vor sei der wirtschaftliche Stand der Eltern sehr wohl entscheidend, weiter müsse es eine Lehrmittelfreiheit geben und die Digitalisierung ausgebaut werden.

Finanzielle Ehrlichkeit

Indes erfuhr die von der SPD geforderte Gebührenfreiheit von Kitas Gegenwind: Nitz mahnte eine Ungleichbehandlung von reichen und ärmeren Kommunen an. Und weiter: „Die SPD muss sagen, wie sie das finanzieren will.“ Die bisherige Regel, dass Eltern einen kleinen Beitrag zahlen, habe sich bewährt.

Frey forderte finanzielle Ehrlichkeit und sah das Land vom Anliegen der Sozialdemokraten überfordert. Die Grünen befürworteten eine Sozialstaffelung. Geld sollte in eine Bildungsoffensive fließen, um Stellen zu besetzen. Derweil sah Sanio einen Finanzierungsansatz bei der Besteuerung von internationalen Konzernen in Deutschland. „Ich fordere eine Einnahmendisziplin. Arme und Reiche dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“

Unterschiedliche Auffassungen zum Lehrkräftemangel

Unterschiedliche Auffassungen wurden auch beim Thema Lehrkräftemangel deutlich. Diesem will Nitz mit einer Angleichung der Gehälter in den verschiedenen Schultypen begegnen. Dazu gehöre auch eine bessere Bezahlung von Rektoren. „Eine besondere Verantwortung soll auch besser entlohnt werden“, erklärte er seinen Standpunkt. Kritik erfuhr der CDU-Mann, weil er die Einstellungspraxis des Landes und befristete Arbeitsverträge von Referendaren und angestellten Lehrern beschönigte.

Es gebe Lehrer, die über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen würden, weil das Land Sozialabgaben sparen wolle. Stattdessen müsse sich das Land besinnen und Lehrer bis zum Ruhestand einstellen, befand Sanio. Und: A13 sollte das Eingangsgehalt darstellen, forderte der Linke.

Stickelberger betonte, dass es mehr Lehrer brauche. Referendare müssten zuverlässig übernommen werden. Gerade bei den sogenannten Nichterfüllern müsste das Land flexibler vorgehen, forderte Frey. Der Grünen-Landtagsabgeordnete machte deutlich, dass es eigentlich nicht an den finanziellen Mitteln fehle. Das Land habe im Jahr 2019 insgesamt 19 Milliarden Euro in die Bildung investiert.

Schlüssel im Spracherwerb

Auf einen gemeinsamen Nenner kamen die Kandidaten mit der Aussage, dass angesichts der zunehmenden Heterogenität durch Migration der Grundstein für eine gelingende Bildung mit dem Spracherwerb vor der Einschulung gelegt wird.

Nicht nur Schulen, auch Kitas seien ein Ort der Vielfalt, erklärte Frey. Es brauche die Zuwanderung und die Bereitschaft, Vielfalt zu akzeptieren. Daher müssten die Bildungseinrichtungen, soweit verfügbar mit dem nötigen Personal ausgestattet werden. Für Düster war klar, dass der Schlüssel zur Verhinderung von Parallelgesellschaften in der Kita liege.

Und Frey ergänzte: Es dürfe nicht sein, die Ausbildung zugewanderter Muslime Imamen zu überlassen. „Wir brauchen eine Kontrolle, wer dort arbeitet.“

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