Kreis Lörrach Für Patienten wird sich viel ändern

Michael Werndorff

Gesundheitspolitik: SPD-Kreistagsfraktion beschäftigt die medizinische Versorgung

Kreis Lörrach - Der Ärztemangel im Landkreis Lörrach spitzt sich weiter zu. Im Gespräch mit der SPD-Kreistagsfraktion und der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) wurde deutlich, dass sich in den kommenden Jahren für Patienten viel ändern wird. Nun brauche es Strategien, um den hohen Standard der medizinischen Versorgung sicherstellen zu können, sagte Fraktionschef Klaus Eberhardt.

"Nachwuchs in der nötigen Zahl nicht in Sicht“

„Insgesamt 44 Prozent der Hausärzte im Kreis Lörrach sind älter als 60 Jahre, Nachwuchs in der nötigen Zahl ist nicht in Sicht“, erklärte Johannes Fechner, stellvertretender KVBW-Vorsitzender. Und: In den nächsten Jahren würde jede dritte Hausarztpraxis schließen müssen, weil sich kein Nachfolger finde.

Bis sich die Lage wieder entspannt, werden laut Fechner noch rund zehn Jahre ins Land gehen. Dann soll es wieder genug ausgebildete Hausärzte geben. Der KV seien hier die Hände gebunden, verwies er auf den Schulterschluss mit den Kommunen, um der Herausforderung zu begegnen.

Entspannung in rund zehn Jahren

Als Ursachen für den Hausärztemangel führte Fechner verschiedene Aspekte an: Der Bereich sei in der Ausbildung an den Universitäten über viele Jahre zu kurz gekommen. Das habe sich mittlerweile geändert. So gebe es an jeder Uni im Land einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. Darüber hinaus beobachte man einen Trend hin zu kooperierenden Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren. „Die Nachwuchsmediziner wollen lieber im Angestelltenverhältnis arbeiten und familienfreundliche Arbeitszeiten“, machte Fechner deutlich.

Attraktiver für junge Arztfamilien werden

Was dies für Kommunen bedeutet, ließ er nicht außen vor: „Diese müssen, auch vor dem Hintergrund des Schweizer Arbeitsmarkts, gegensteuern und attraktiver für junge Arztfamilien werden“, verwies er auf bezahlbaren Wohnraum und gute Angebote in der Kinderbetreuung.

„Wir beraten und unterstützen junge Ärzte, ermöglichen auch eine finanzielle Förderung. Herzaubern können wir die Mediziner aber nicht“, erklärte Fechner.

Patienten bekommen die Entwicklung zu spüren: Lange Wartezeiten und ein Annahmestopp neuer Patienten sind keine Ausnahme, auch müssten sich Patienten auf längere Anfahrtszeiten einstellen. Und: Dass sie angesichts neuer Praxisformen immer vom selben Arzt behandelt werden, dürfte bald der Vergangenheit angehören.

Mehr Verantwortung für andere Gesundheitsberufe

Fechner machte deutlich, dass andere Gesundheitsberufe mehr Verantwortung übernehmen müssten und nur „wirklich kranke Menschen“ ein Fall für den Arzt seien. „Deshalb ist es uns ein Anliegen, andere Gesundheitsberufe aufzuwerten“, erklärte Kreisrätin Marion Caspers-Merk, ehemalige parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium. Sie legte den Fokus auf die Kreispolitik und die Rolle der Kreiskliniken: Das in der Geschäftsführung vorhandene Fachwissen solle man nutzen, um medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu stärken. Auch könnten die Kreiskliniken Träger solcher Einrichtungen sein.

Notfallversorgung darf sich nicht verschlechtern

In der Vergangenheit habe die Fraktion versucht, Mobilitätsangebote im ländlichen Raum zu stärken, die Mehrheit im Kreistag sei dem Antrag einer Aufstockung der Mittel aber nicht gefolgt, erinnerte Caspers-Merk. „Es gibt viele gute Modelle, diese brauchen aber eine Starthilfe.“ Die Fraktion werde daher nicht locker lassen.

Außerdem merkte sie an, dass sich die Notfallversorgung in der Fläche aufgrund des geplanten Zentralklinikums nicht verschlechtern dürfe. So stehe die Frage im Raum, wie der Notdienst im Kreis verbessert werden könne. Dabei spiele eine engere Verknüpfung von hausärztlichem Notdienst und Rettungsdiensten eine wichtige Rolle.

Ängste mindern

Eberhardt erklärte, dass die SPD-Kreistagsfraktion immer am Thema der medizinischen Versorgung dran sei und dabei sei, Mediziner offensiv anzuwerben. Um den Versorgungsgrad zu halten und ein Optimum zu erreichen, brauche es zudem intelligente Systeme. Als Politiker könne man nicht tatenlos zuschauen, erklärte er. Wichtig dabei sei es, Ängste in der Bevölkerung zu mindern.

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