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Behindertenhilfe: Haus Engels in Hertingen: „Das hier ist nicht irgendein Heim, es ist ihr Zuhause!“

„Hast du mal die Bohrmaschine für mich?“ Zwei Männer arbeiten zusammen an dem Innenhof der geräumigen Wohnanlage. Eine freundliche Dame winkt aus einem Fenster nach unten. Haus Engels im Bad Bellinger Ortsteil Hertingen ist eine der wenigen privaten Einrichtungen in der stationären Behindertenhilfe in Südbaden.

Von Nina Ricca

Bad Bellingen-Hertingen. „Bei uns liegt der Fokus ganz klar auf dem familiären Zusammenhalt“, erklärt Heimleiter Daniel Stern. „Das hier ist nicht irgendein Heim, es ist ihr Zuhause!“

Dabei helfen ganz elementare Bestandteile der Tagesstruktur, jeder der Bewohner ist in die Arbeiten im Haus oder auf dem Gelände eingebunden. Es wird gemeinsam gekocht, Wäsche gemacht und im Garten gearbeitet. „Wir haben auch drei Pferde“, erzählt Heimleiterin Rosika Pandzic.

„Da gibt es dann ein Team für die Stallarbeit und mehrere Bewohner, die gerne reiten, striegeln und die Tiere streicheln.“

Das Leben im Haus Engels hat auch viele herzliche und warme Familien-Elemente, wie zum Beispiel die Geburtstage, bei denen das Geburtstagskind der „Tageskönig“ ist, der sich das Essen und einen Ausflug aussuchen darf.

Insgesamt leben 29 Bewohner im Haus Engels, dazu kommen weitere elf Bewohner in den Außenwohngruppen in Müllheim und Bad Bellingen unter der Leitung von Inge Kober-Meier.

„Ursprünglich wurde das Haus Engels von der Krankengymnastin Ruth Engels 1953 als Kinderheim für Säuglinge und Kinder mit Polio und anderen Einschränkungen gegründet“, erklärt Pandzic. Dabei war der Gedanke, dass die Stärkeren den Schwachen helfen, und sich eine alltägliche Zusammenarbeit in ihrem Zuhause entwickelt.

Heute werden zwar ausschließlich volljährige Bewohner aufgenommen, aber „der gegenseitige Fördergedanke ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt unseres Auftrags“, sagt Stern.

Dabei geht es auch darum zu lernen, wie man Hindernisse überwindet, wie man mit einer Gehbehinderung über Türschwellen kommt oder auch mal gemeinsam eine Treppe erklimmt.

Beide Heimleiter sind bereits seit ihren Ausbildungsjahren Mitarbeiter im Haus Engels und kennen viele der Bewohner seit deren Einzug. Auch von den über 40 Mitarbeitern sind einige schon seit mehreren Jahrzehnten im Team dabei und helfen tatkräftig bei dem Konzept, die weitgehende Verselbstständigung und Selbstverantwortung in einem familiären Umfeld zu unterstützen.

Aber auch außerhalb der sicheren vier Wände wünschen sich die Heimleiter einen unkomplizierten Umgang mit Menschen mit Einschränkung. „Sie gehen ins Kino, kaufen im C&A ein oder gehen auf den Weihnachtsmarkt wie jeder andere auch“, meint Stern. „Es wäre einfach schön, wenn sie auch ganz normal behandelt werden!“ In ihrem Zuhause im Haus Engels ist das auf jeden Fall gegeben.

Finanziell freut sich die gemeinnützige Einrichtung auch immer wieder über Spenden. „Momentan brauchen wir dringend einen neuen rollstuhlfähigen Transportbus.“ Pandzic schaut etwas wehmütig auf den Bus vor dem Gebäude. „Unser Alter ist schon etwas überholt.“

Weitere Informationen: www.haus-engels.de

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