Kreis Lörrach Gegen Antisemitismus an Schulen

Die Oberbadische
Die Synagoge in Lörrach ist ein Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Besprechung: Regierungspräsidium Freiburg und Schulleitungen im Landkreis Lörrach fordern klare Haltung

Bei einer Dienstbesprechung am Donnerstag, 14. Juni, mit Vertretern des Landkreises sowie der Schulverwaltung mit den Schulleitungen im Landkreis Lörrach zum Thema „Antisemitismus und Alltagsdiskriminierung als Herausforderung“ (wir berichteten) wurden klare Signale gesendet. Die Schulleitungen und das Regierungspräsidium Freiburg betonen in einer Mitteilung: „Wir müssen uns zuständig fühlen für antisemitische und andere diskriminierende Äußerungen und Haltungen.“

Kreis Lörrach. In ihrer Eröffnung legte Landrätin Marion Dammann dar, dass eine aktuelle Regionalstudie belege, dass es auch im Landkreis Lörrach „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ gebe. Vizeschulpräsident Andreas Milsch betonte, dass es eine Aufgabe der Schulen sei, sich mit diesem Phänomen in reflektierender und erzieherischer Absicht auseinanderzusetzen. Deshalb, so erläuterte Tulja Binder vom Regierungspräsidium, sei auch die Dienstbesprechung in Kooperation mit dem Landkreis und dem Kultusministerium organisiert worden.

Der Vormittag begann mit einem Vortrag von Reinhold Boschki von der Universität Tübingen, der sich mit den vielfältigen Formen des modernen Antisemitismus auseinandersetzte. Er machte deutlich, dass es in unserer Gesellschaft antisemitische Vorfälle gibt und dass es darauf ankommt, wie wir damit umgehen, also welche Reaktionen und Sprache wir als Antwort finden. Mit dem Ziel, die Pluralitätsfähigkeit von Schülern zu entwickeln, plädierte Boschki für eine interreligiöse Sensibilisierung und die Förderung der Perspektivenübernahme, und er führte dabei vor, wie es gelingen kann, mit Biografien zu berühren.

Anschließend moderierte Michael Hermann, am Kultusministerium zuständig für Religionsangelegenheiten, ein Gespräch zwischen dem neu ernannten Landesbeauftragten gegen Antisemitismus, Michael Blume, und dem Landesrabbiner Moshe Flomenmann. Es zeigte sich, dass nicht nur antisemitische, sondern gruppendiskriminierende Äußerungen im Allgemeinen von Menschen getätigt werden, die auch Anhänger globaler Verschwörungstheorien sind und sich eher selten zu differenzierteren Betrachtungen bemühen, sondern eher pauschal und ohne Beleg bestimmte Gruppen verurteilen.

Wie wichtig es ist, zu diskutieren, Einstellungen zu hinterfragen, Meinungen zu enttabuisieren, aufzuklären und Stereotypisierungen zu überwinden, belegten auch die Äußerungen zweier junger jüdischer Erwachsener, die von Hermann zu ihren alltäglichen Erfahrungen mit Beleidigungen und Bedrohungen befragt wurden. Auf beeindruckende Weise schilderten sie ihr Engagement für LIKRAT (hebräisch: aufeinander zugehen), ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, das es deutschlandweit ermöglicht, junge jüdische Menschen in den schulischen Unterricht einzuladen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

In den verschiedenen Foren am Nachmittag standen Fachgespräche und Informationen im Mittelpunkt: Es ging um Antisemitismus in jugendlichen Lebenswelten, um Toleranzförderung, Extremismus- und Radikalisierungsprävention, um rechtliche Rahmenbedingungen zu Religion und Religiosität im schulischen Raum sowie um Präventionsprogramme und Empowerment-Strategien zur Abwehr von antisemitischen Äußerungen und antisemitisch konnotierter Gewalt.

Zum Abschluss bilanzierten unter der Moderation von Schulamtsleiter Hans-Joachim Friedemann Schulleiter aller Schularten in ihren Stellungnahmen den Gewinn dieser themenorientierten Dienstbesprechung mit ihren konkreten Impulsen für die weitere Arbeit und den Diskurs im Kollegium.

Mit dieser Veranstaltung wurde im Landkreis Lörrach der Anfang gemacht, es sollen noch weitere Dienstbesprechungen dieser Art landesweit folgen. Denn die Erziehung zur Demokratie und die Debatten über die Wege zur Integration müssen je nach Situation in demokratisch verfassten Zivilgesellschaften immer wieder aufgenommen werden, wie das Regierungspräsidium Freiburg in seiner gestern verschickten Mitteilung schreibt.

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