Ein gewichtiger Nachklang zum Binzener 1250-JahrJubiläum bildete am Wochenende die Vorstellung des neuen Jahresbandes des Geschichtsvereins Markgräflerland.
Geschichtsverein: Große Themenvielfalt im neuen Jahresband „Das Markgräflerland“
Ein gewichtiger Nachklang zum Binzener 1250-JahrJubiläum bildete am Wochenende die Vorstellung des neuen Jahresbandes des Geschichtsvereins Markgräflerland.
Von Walter Bronner
Kreis Lörrach. Der Grund: Einige Beiträge der 210 Seiten umfassenden Dokumentation sind der Jubiläumsgemeinde gewidmet. Schwerpunkt dabei ist das Leben und Wirken des Pfarrers und Dichters Paul Cherler (1541 – 1600), der vom thüringisch-sächsischen Vogtland ins Dreiländereck beordert wurde, nachdem der damalige Markgraf seinen Untertanen hier die lutherische Konfession verordnet hatte.
Autor Hermann Wiegand schildert Cherler als bedeutenden Verfasser lateinischer Lyrik. Den windungsreichen und teils steinigen Lebensweg des Pfarrers Friedrich Ludwig Raupp (1814 – 1899) zeichnet Axel Huettner im Beitrag „Zwischen Revolution und Restauration“ detailreich nach. Dabei wertet er hinterlassene Tagebuchaufzeichnungen mit lebhaften und anschaulichen Beschreibungen jener Zeit und der Lebensstationen Raupps, (darunter Wollbach, Mappach und Grenzach) aus.
Das vor 950 Jahren erstmals erwähnte Wein- und Art-Dorf Ötlingen ist Thema einer eingehenden ortsgeschichtlichen Betrachtung von Kreisarchivar Oliver Uthe. Ein Beitrag von Ulrich Tromm gilt dem fast vergessenen Ötlinger Nazi-Bürgermeister, der den Lehrer und späteren Schulrat Friedrich Kuhn vor Gericht brachte, später selbst wegen Amtsmissbrauch zu einer (allerdings nicht angetretenen) Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Seine Erfahrungen als gerade mal 17-Jähriger beim Reichsarbeitsdienst, später als Marinesoldat auf der Ostsee und danach in britischer Gefangenschaft schildert Ehrenvorsitzender Ehrhard Richter sehr anschaulich.
Leben und Wirken von Philippe Suchard
Von ihm sind auch Beiträge über das frühere „Siechenhaus“ in Warmbach, über die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter in Grenzach und Wyhlen, von denen ein junger Mann wegen einer Liebschaft mit einer Einheimischen umgebracht und die junge Frau zuerst öffentlich angeprangert wurde und danach vier Jahre KZ-Haft erlitt. 1585 löste der von einem Grenzacher verübte Mord an einem Basler „internationale“ Spannungen aus, wie Richter ebenfalls eruierte.
Ferner schildert ein Beitrag von Gerhard Moehring Leben und Wirken des Schweizer Unternehmers Philippe Suchard, dessen Schokoladen-Imperium auch Lörrachs Wirtschaftsgeschichte stark prägte. Eine kritische Auseinandersetzung mit den „Hinterlassenschaften der chemischen Industrie in Grenzach-Wyhlen“ bereitete zudem Kurt Paulus faktenreich und mit beunruhigendem Fazit auf.
Allgemeine Mitteilungen des Geschichtsverein, Buchbesprechungen, Würdigungen und Nachrufe vervollständigen die inhaltsschwere Neuerscheinung. „Das Markgräflerland“ Jahresband 2017, herausgegeben vom Geschichtsverein Markgräflerland, 210 Seiten kostet 19 Euro.