Kreis Lörrach Gute Architektur statt teurer Unterhalt

Michael Werndorff und Alexandra Günzschel
Für die landkreiseigenen Gebäude sollen neue Standards eingeführt werden. Foto: pixabay/pixabay

Die Kreisverwaltung will für die landkreiseigenen Gebäude neue Leitlinien für das energieeffiziente, nachhaltige Bauen und Sanieren sowie für den Gebäudebetrieb einführen. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben.

Die Leitlinien seien seit dem Jahr 2014 unverändert, erklärte dazu Ute Bobert, Leiterin des Fachbereichs Planung und Bauen beim Landratsamt dem Kreisverwaltungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung. So sei es bisher nur um die technische Gebäudeausstattung und nicht um planerische Aufgaben gegangen, erklärte sie. Jedoch: „Gute Architektur braucht wenig Technik und Bauunterhaltung.“ Darüber hinaus gebe es mittlerweile neue Vorgaben.

Für die Ausarbeitung der Energierichtlinien hat sich das Landratsamt mit anderen Landkreisen ausgetauscht und sich schließlich die Vorlagen aus Tübingen und Frankfurt am Main zum Vorbild genommen. Die Leitlinien werden nun nach Möglichkeit alle zwei Jahre fortgeschrieben. Sie sollen einfach, verständlich und für jeden Planer handhabbar sein.

Unter dem Aspekt einer anzustrebenden Klimaneutralität wird der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet – von der Planung, über Bau, Betrieb, Sanierung und Abriss bis hin zur Entsorgung. Im Fokus steht zudem ein energiesparendes Nutzerverhalten. Hinweise an das technische Betriebspersonal sowie eine Fehleranalyse und Dokumentation sollen dabei helfen.

Altbau besser als Neubau

Um den Ressourcenverbrauch klein zu halten, wird fortan bei jeder Neubaumaßnahme überprüft, ob sich der Bedarf auch im Bestand umsetzen lässt. „Ein Altbau ist besser als ein Neubau“, lautete Boberts Devise. Sie plädiert für eine ordentliche Planung im Vorfeld. Angestrebt werden Neubauten mit dem höchsten Effizienzstandard (Passivhaus oder Energieplushaus), mindestens aber ein KfW-Effizienzgebäude 40. Sanierungen sollen möglichst den Standard eines KfW-Effizienzgebäudes 55 erreichen.

Kritik an 100 Prozent-Ziel

Bei Neubauten und Sanierungen müssen erneuerbare Energien einen Anteil von 100 Prozent des für die Wärme- und Kälteversorgung des Gebäudes erforderlichen Energiebedarfs erbringen. Das sorgte in der Kreistagssitzung für eine ausgedehnte Debatte und teils deutliche Kritik: Dass das Leitbild die Beschlüsse des Kreistags zum Thema Energie abbildeten, befand Paul Renz (CDU). Gleichwohl hegte der Fraktionschef Zweifel am 100 Prozent-Ziel. Für die Übergangszeit würden auch fossile Energieträger benötigt. „Wir dürfen das nicht dogmatisch sehen.“ Derweil lehnte es Eduard Behringer (FW) ab, das 100-Prozent-Ziel „von heute auf morgen einzuführen“. Und weiter: „Das kann ich nicht unterstützen“, erklärte er mit Blick auf die finanziellen Herausforderungen, die eine derartige Regel mit sich bringen würde. Was hier investiert werden müsse, sei in keiner Zeile der Leitlinien aufgeführt.

Diese müssten im Kontext der Ziele gesehen werden, wie Landrätin Martin Dammann erklärte. „Wir müssen uns mehr anstrengen, um nur annähernd die Klimaziele erreichen zu können.“ Aus diesem Grund müssten die Ziele ambitioniert formuliert werden. Ob man im Einzelfall von den 100 Prozent abweichen müsse, sei eine politische Entscheidung. Mit der Verabschiedung der Leitlinien würden jedenfalls keine Entscheidungen über konkrete baulichen Maßnahmen vorweggenommen. „Wir versuchen, mit den Leitlinien das Optimum rauszuholen. Dass uns die Klimawende etwas kosten wird, dürfte allen klar sein“, erklärte Dammann.

Kreis zeigt Weg auf

Thomas Hengelage (Grüne) begrüßte die Fortschreibung der Leitlinien: „Der Kreis geht voran und benennt den Ernst der Lage.“ Hengelage sprach von realistischem Augenmaß gepaart mit ehrgeiziger Zielsetzung. „Wir alle wollen Klimaneutralität. Der Landkreis zeigt, wohin die Reise perspektivisch hingehen soll.“

Martin Bühler (FW) sprach sich für eine Entschärfung des ambitionierten 100 Prozent-Ziels aus. Der Antrag der Freien Wähler, lediglich 70 Prozent ins Auge zu fassen, fand 24 Unterstützer, allerdings keine Mehrheit im Ratsrund. Dieser votierte schließlich mit acht Gegenstimmen und 13 Enthaltungen für den Beschlussvorschlag der Verwaltung.

Dass der Kreis bei der Wärmeenergie bereits auf einem guten Weg sei, ergänzte Erster Landesbeamter Ulrich Hoehler: Der Strom hierzu stamme vollständig aus Wasserkraft.

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