Kreis Lörrach Handarbeit ist Ehrensache

Die Oberbadische
Ehrung mit Landrätin Marion Dammann ist das eine, am Samstag wird aber auch auf dem „Klotzen“ durchaus hart geschuftet. Foto: Marco Schopferer Foto: Die Oberbadische

Ehrenamt: Ehrung für Isteiner Fasnachtsfiirbuebe am „Tag des Bürgerengagements“

Von Marco Schopferer

Es war schon eine ganz besondere Ehrung. Bewegt man sich sonst im Schlamm und auch bei jedem Wetter, wurden die Isteiner Fasnachtfiirbuebe am Freitagnachmittag noch mit Schnittchen und Festreden in den edlen Kreistagssaal des Landratsamtes eingeladen. Anlass war der „Tag des Bürgerengagements“.

Wohl fühlen ist wohl was anderes, wenn man die acht Vertreter der Fasnachtsfiirbuebe im Landratsamt beobachtete. Erstmals lernten sie die Landrätin kennen, feixten bei den hochoffiziellen Reden und ernteten auch mal einen strengen Blick von Ortsvorsteher Franz Kiefer.

Ungewohnt das Ambiente, wo die rund 25 Jungs doch sonst bei Wind und Wetter auf dem Klotzen rackern, dem legendären Isteiner Hausberg, wo es wohl eines der schönsten Fasnachtsfeuer in der Region gibt.

Und ein recht einzigartiges. Fast überall sind die traditionellen Fasnachtsfiirbuebe ausgestorben. An ihre Stelle traten die Tieflader und Traktoren, die den Holzstoß recht lieblos zusammenschoben und aufeinanderschichteten. Wenn das Feuer dann am Wochenende nach Aschermittwoch entzündet wird, steht die Theke von Feuerwehr-, Gesangsverein oder Schützenverein.

In Istein bewirtet zwischenzeitlich zwar auch die Freiwillige Feuerwehr, doch die Jungs zwischen sieben und ein paar Jahren extra haben das Zepter in der Hand.

Nach der Fasnachtseröffung am 11. November beginnen sie mit der Planung für das kommende Fasnachtsfeuer. Im Wald wird ein möglichst hoher Stamm ausgesucht, der händisch am Fasnachtsfeuerplatz aufgestellt wird. Rund um beginnt man dann mit dem Aufschichten von Reisig und Holzstämmen. Stets bedacht, dass im unteren Bereich Luftfenster eingebaut werden, die später dem Feuer das nötige Zunder geben. Überaus sorgfältig wird danach aufgeschichtet. Von Hand. Zweig für Zweig. In einer Kette weiter gereicht. „Nur so bekommen wir die perfekt konische Form“, weiß Oberfasnachtsfeuerbueb Nicolas Scherer.

Wenn dann der große Tag des Entzündens naht, wird das im bis zu zehn Meter aufgeschichtete Holzstoß mit sorgfältig ausgebreitetem Stroh und mit einer Fackel entzündet. Stroh, auf dem man die Nacht zuvor bei der Schutzwache nächtigte. Denn immer noch muss man das Fasnachtsfeuer vor „bösen Buben“ aus dem Umland beschützen, die einem um das Erschaffene missgünstig sind.

Auf mechanische Hilfe beim Aufbau verzichten die Isteiner Fasnachtsfiirbuebe übrigens ganz. Ein Traktor steht zwar auf dem Weg, doch der wird nur für den Personen- und Getränketransport genutzt. Handarbeit ist Ehrensache. Genauso wie das allsamstägliche Lagerleben rund um den historischen Holzhaufen. Bei dem übrigens stets ein Lagerfeuer brennt. In Pausen versammeln sich die Buben hier, wärmen sich kurz auf, grillen mal ne Wurst oder machen eine Dose Ravioli warm und trinken vom mitgebrachtem Tee aus der Thermoskanne. Lagerfeuerromantik pur.

Buebe sind sie allesamt, noch will man sich nicht wirklich mit der Emanzipation von Frauen auseinandersetzen. Schon immer waren sie Jungs und das ging bislang auch immer gut. Das genügt, weiteres Nachfragen, ob denn auch Mädels mitschaffen dürften, ist nicht wirklich erwünscht. Das wäre ein Präzedenzfall, der wohl zunächst in der Gruppe beraten werden müsste. Was Jahrhundertelang so funktionierte, wollen die Jungs nicht einfach über Bord werfen.

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