Von Elmar Vogt
Literatur: Dem Schriftsteller Manfred Bosch zum 75. Geburtstag
Von Elmar Vogt
Regio. Der Schriftsteller und Publizist Manfred Bosch, der am 16. Oktober seinen 75. Geburtstag feiert, ist einer der profundesten Kenner der Literatur- und Kulturgeschichte des Bodenseeraums und des Markgräflerlandes, welche er in unzähligen Publikationen aufgearbeitet hat. Eines seiner wichtigsten Werke ist das Buch „Bohème am Bodensee. Literarisches Leben am See von 1900 bis 1950”, das 1997 erschien und in der dritten Auflage vorliegt: ein Standardwerk.
Begonnen hat Manfred Bosch, für viele vielleicht überraschend, mit Lyrik. Am Anfang standen vier kleine Bände mit Mundartgedichten, Beispiele der neuen Dialektdichtung, die nicht mehr auf eine Verniedlichung der Idylle setzte; aber Manfred Bosch stellte nicht Ironie dagegen, sondern suchte das traditionelle Vergnügen an der Mundartliteratur „mit den eigentlichen Qualitäten der Mundart, ihrer Erkenntnisfunktion zu verbinden“.
Das Aufarbeiten eines historischen Stoffes, das Editorische, das Entdecken von „Stimmen, die heute nicht mehr präsent sind“, die zeitgeschichtliche Darstellung – „da fühle ich mich wohl“, äußerte sich der Jubilar 1990 in einem Interview.
„Hiergeblieben“ ist er, wenn nicht in Bad Dürrheim und in Radolfzell, den Ort seiner Kindheit, so doch, in Rheinfelden und Lörrach lebend, bald nach Konstanz ziehend, in der Regio: Manfred Bosch, der sich über „Heimat und andere Einbildungen“ ein Leben lang seine Gedanken macht, über das historisch Fällige wie über das Unerledigte, über Be- und Entheimatungen im Dreiländereck. Ernst Blochs Traum vom „Umbau der Welt zur Heimat“ durchzieht sein Werk.
Traum vom „Umbau der Welt zur Heimat“
1985 und 1988 legte Manfred Bosch zwei Arbeiten von bleibendem Wert vor: „Als die Freiheit unterging“ lautet der Titel einer Dokumentation über Verweigerung, Widerstand und Verfolgung im Dritten Reich in Südbaden.
Vorgänge sind dokumentiert, die uns allen irgendwo im Dokument vertraut sind. Die Geschichte aber besteht nicht aus gelblich gewordenen Papieren. Personen haben ihr die Prägung verliehen, besonders die Schriftstellerkollegen Boschs, Oppositionelle, Vertriebene, Verfolgte wie der Pazifist Max Barth aus Waldkirch, der Publizist und Zeitungsgründer Erich Schairer, der Schriftsteller Josef W. Janker oder Sepp Mahler, der Lump und Philosoph der Straße.
Sorgfältige Ausgaben, zum Teil aus ungeordnetem Archivmaterial, einfühlsame Einführungen stellen die Figur des jeweiligen Autors plastisch vor Augen, seine Themen und Traumata, deren Überwindung, die Um- und Widerstände, an denen sich das Talent erst ausbilden musste, die Grunderfahrung und psychische Disposition, das alles mit der gebotenen Bescheidenheit und Kürze. Manchmal ist es literarische Archäologie, die Bosch betreibt.
Gleichzeitig und oft in direkter Verbindung geht es Manfred Bosch darum, literarische Tradition und literarisches Leben seiner Heimatregion rund um den Bodensee zur Geltung zu bringen und dazu auch einen eigenen poetischen Beitrag zu leisten. Eine wichtige Arbeit legte der Autor im Jahr 1988 mit dem Katalogband „Der Johann Peter Hebel-Preis 1936 - 1988“ vor.
Nicht zu vergessen die „Oberrheingeschichten“
Nicht vergessen werden dürfen die „Oberrheingeschichten“: Stets sind es, wie auch am Oberrhein, Vielfalt und Varietät, die eine Region oder Landschaft lebendig machen – und die Leserinnen und Leser bei Laune halten und Neugierde wecken.
Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen sind dem Jubilar zuteil geworden. Und was macht Manfred Bosch, wenn er einmal nicht am Schreibtisch sitzt? Er beschäftigt sich weiterhin mit Themen der Literatur und der Literaturgeschichte, widmet sich der Musik und der Kunstgeschichte.