Kreis Lörrach Hilfe für „vergessene“ Kinder

Die Oberbadische
Michael Hellmann (v. l.), Michaela Popp, Andreas Munz, Martina Warkotsch, Frank Meißner und Marita Claushues vor der Bücherausstellung zum Thema „Sucht in der Familie“. Foto: Silvia Waßmer Foto: Die Oberbadische

„Hinschauen hilft“: Aktionswoche für Jungen und Mädchen aus Suchtfamilien

Von Silvia Waßmer

Kreis Lörrach. Studien gehen davon aus, dass in einer Gruppe von 25 Kindern etwa drei aus Familien mit Suchproblemen kommen. Bundesweit leiden in Deutschland mehr als 2,6 Millionen Kinder unter einem Suchtproblem ihrer Eltern. Im Landkreis Lörrach sind es nach Schätzungen des Arbeitskreises Rauschmittel (AKRM) circa 6000 Kinder.

Im Rahmen der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien (14. bis 20. Februar) will die Drogen- und Jugendberatungsstelle des AKRM Lörrach deshalb unter dem Motto „Hinschauen hilft“ vor allem Menschen, die mit Kindern arbeiten, für diese Thematik sensibilisieren. Gezeigt wird im Rahmen der Kooperation mit der Stadtbibliothek Lörrach in deren Fenster eine Ausstellung entsprechender Bücher und Infos. Teils wurden die Werke von einer örtlichen Buchhandlung gespendet, teils hat sie das Team selbst angeschafft. Alle Bücher sollen aber zur späteren Ausleihe in der Stadtbibliothek bereit gestellt werden. „Schauen Sie nicht weg, sondern hin und suchen Sie im Zweifelsfall Unterstützung bei einer Beratungsstelle“, appelliert Frank Meißner, Leiter der Jugend- und Drogenberatungsstelle Lörrach.

Weiterhin stellt die Drogen- und Jugendberatungsstelle ihre Kisel (Hilfe für Kinder und Jugendliche suchtkranker Eltern)-Angebote im Landkreis für betroffene Kinder vor. Haben diese doch ein sechsfach höheres Risiko, später einmal selbst einer Sucht zu verfallen oder psychisch zu erkranken.

Gruppen in zwei Altersspannen

„Im Landkreis Lörrach wurde schon vor vielen Jahren die Tragweite dieses Themas erkannt und reagiert“, lobt der kommunale Suchtbeauftragte Michael Hellmann den Aufbau der Kisel-Gruppen, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiern können. Auch er bestätigt, dass Kinder suchtkranker Eltern die „größte bekannte Risikogruppe“ hinsichtlich einer späteren Sucht oder psychischen Erkrankung seien. Außerdem fielen diese oft durch das Netz, ergänzt er.

„Aktuell haben wir vier Gruppen in zwei Altersspannen – sechs bis elf Jahre und zwölf bis 16 oder 17 Jahre“, erzählt Meißner. Von diesen vier Gruppen, die von Kindern aus dem ganzen Landkreis besucht werden, trifft sich eine in Rheinfelden, während die anderen drei in Lörrach zusammenkommen. „Hier treffen Kinder auf Kinder, die ähnliche Probleme haben wie sie selbst“, erklärt Sozialpädagogin Marita Claushues. Dadurch lernten sie, dass Sucht eine Krankheit ist, bei der niemanden die Schuld trifft – zumal viele der betroffenen Kinder denken, dass es nur in ihrer Familie so ist und sie das „Familiengeheimnis“ bewahren müssen.

Neben diesem präventiven Angebot sucht das Kisel-Team aber auch den Kontakt zu den Eltern, tauscht sich mit diesen regelmäßig aus und bietet ihnen Unterstützung an. „Auch suchtkranke Eltern wollen gute Eltern sein“, sagt Gruppenleiter Andreas Munz. Insgesamt betreut das Kisel-Team in den Gruppen und in Einzelbegleitung derzeit 26 Kinder und Jugendliche.

  Weitere Informationen unter: www.kisel.de oder www.nacoa.de

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