Kreis Lörrach Im Kreis Lörrach lebt es sich gut

Die Oberbadische
Bei der Ganztagsbetreuung für Kleinkinder sieht es im heimischen Kreis nicht gut aus Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Statistik: Region landet bei Prognos-Studie im vorderen Bereich / Altersarmut macht sich bemerkbar

Wo lebt es sich am besten? Dieser Frage ist die Prognos AG im Auftrag von „ZDFzeit“ nachgegangen. Ziel war es, die Lebensumstände in Deutschland möglichst so zu messen, dass alle 401 Kreise und kreisfreien Städte direkt miteinander vergleichbar sind. Der Kreis Lörrach landet bei dieser Auswertung auf Gesamtrang 48 und erreichte 187 Prunkte von 300 möglichen.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Wenn es nach den blanken Zahlen geht, dann lebt es sich laut Studie im heimischen Kreis zwar nicht am besten – München nimmt den Spitzenplatz ein –, dennoch kann sich das Ergebnis sehen lassen: Der Kreis Lörrach landet nicht nur insgesamt ganz weit vorne, bei der Auswertung der statistischen Daten belegt er sogar Position 33 aller städtischen Räume in Deutschland, und auch bei den Themenfeldern „Arbeit & Wohnen“ (Teilrang 42), „Gesundheit & Sicherheit“ (53) sowie „Freizeit & Natur“ (130) schneidet die heimische Region bei zahlreichen Einzelaspekten, welche die Forscher unter die Lupe genommen haben, gut ab. Untersucht wurden insgesamt 53 Indikatoren.

Nord-Süd-Kluft nimmt zu

Große Überraschungen und neue Erkenntnisse fördert die von der Prognos AG, dem ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas, durchgeführte Untersuchung nicht zu Tage: 78 der Top-100-Regionen liegen in Baden-Württemberg und Bayern. Allerdings: Die Nord-Süd- löst die Ost-West-Kluft ab. So sind die Unterschiede zwischen Ost und West geringer als die Unterschiede zwischen Nord und Süd. Die Regionen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen erreichen zusammengenommen im Durchschnitt 177 Punkte, nordwestdeutsche Regionen in NRW, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein nur 152. Das sind stolze 25 Punkte Unterschied. Der Unterschied zwischen Ost und West beträgt hingegen nur drei Punkte, wie die Prognos-Experten mitteilen.

Freizeit & Natur

Nun könnte man meinen, dass der Kreis Lörrach aufgrund seiner Lage am Rande des Schwarzwaldes mit seinen touristischen Angeboten auf einem der vordersten Plätze landet. Doch reicht es mit insgesamt 55 Punkten nur für Rang 130. Warum es hier so schlecht aussieht, hängt mit den 20 sehr unterschiedlichen Kriterien zusammen, die in einem gemeinsamen Themenfeld beleuchtet werden.

So erreicht der Kreis bei der Erholungsfläche je Einwohner lediglich Rang 330, beim Anteil an der Gesamtfläche muss er sich mit Rang 254 zufrieden geben, und beim Anteil naturnaher Flächen sieht es mit Position 341 noch schlechter aus. Ungünstig verhält es sich auch bei der Erreichbarkeit von Mittelzentren in Minuten, und auch die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2017 sowie bei der jüngsten Kommunalwahl sorgen mit für das weniger gute Abschneiden. Für ein besseres Ergebnis hätten auch die Ganztagsbetreuungsquoten im Kindergartenalter und von Kleinkindern mit anderen Daten aufwarten müssen. Hier landete der Kreis Lörrach auf Rang 333 beziehungsweise 243, während beim Spitzenreiter München die Werte mit 108 und 112 deutlich besser sind. Fest steht: Im heimischen Kreis fehlt es an Ganztagsbetreuungsplätzen. Im Osten Deutschlands ist die Ganztagsbetreuung übrigens insgesamt wesentlich besser aufgestellt, was vor dem Hintergrund der DDR-Vergangenheit gesehen werden muss.

Für positive Werte sorgen dagegen der Anteil der Waldfläche, Sonnenstunden pro Jahr, Bar- und Restaurantdichte, die Zahl der Vereine pro 1000 Einwohner, die Studierendendichte und die Übernachtungen in Fremdenverkehrsbetrieben – wobei auch hier Luft nach oben ist. Zum Vergleich: Breisgau-Hochschwarzwald ist Baden-Württembergs meistbesuchter Landkreis und landet hier auf Platz 21. Damit ist er um 102 Punkte besser als der heimische Kreis, wie die Erhebung zeigt.

Gesundheit und Sicherheit

Im dritten Themenfeld „Gesundheit & Sicherheit“ erreicht der heimische Kreis 65 Punkte und belegt Rang 53. Dennoch, die Aspekte Kinder- und Altersarmut sowie die Erreichbarkeit von Krankenhäusern belegen keine Spitzenplätze. Auch die Erreichbarkeit von Krankenhäusern und die Arztdichte spiegeln die angespannte Lage in Sachen medizinischer Versorgung im Kreis Lörrach wieder.

Negativ fällt besonders die Altersarmut (198) auf, die zum Beispiel in der Uckermark (Gesamtplatz 368) mit Rang 85 einen deutlich besseren Wert erreicht. Die Altersarmut in der Region ist übrigens eng mit dem Niedergang der Textilindustrie verknüpft. Da der Landkreis in der Vergangenheit überwiegen industriell geprägt war und viele Arbeitnehmer in der hier ehemals zentralen Textilindustrie beschäftigt waren, erlebten diese Arbeitnehmer auch deren Niedergang, als sowohl im Wiesental, in Lörrach, aber auch in Weil am Rhein große Betriebe aufgeben hatten. Dies dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Rentenniveau durchgeschlagen haben.

Arbeit & Wohnen

Bei „Arbeit und Wohnen“ belegt der Kreis Lörrach trotz nahezu Vollbeschäftigung mit 67 Punkten Rang 42 und rangiert damit deutlich hinter Breisgau-Hochschwarzwald (Rang 11).

Zwar sorgen hier Kaufkraft, durchschnittliche Pendlerdistanz, die Zahl der Einwohner in Bedarfsgemeinschaften, Bevölkerungsdynamik und geringe Schulden der privaten und öffentlichen Hand für eine gute Bewertung. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten, und dieser liegt insbesondere auf dem Immobilienmarkt. Die Preisspirale dreht sich unaufhörlich nach oben, sodass die Immobilienkaufpreis-Einkommens-Relation Rang 325 belegt (München 401).

Auch die Mietpreis-Einkommensrelation sieht mit Position 373 schlecht aus und liegt um mehr als 100 Zähler deutlich hinter den beiden Nachbarlandkreisen, wo Miete und Hauskauf in Bezug auf das Einkommen laut Statistik günstiger sind.

 Interesierte finden die Studie im Internet unter https://deutschland-studie.zdf.de.

53 Indikatoren in drei Feldern haben die Statistiker untersucht. Dabei wurden die allgemeinen und vergleichbaren Rahmenbedingungen für Lebensqualität in allen 401 Städten und Landkreisen nach objektiven Maßstäben gemessen. Prognos hat für das Ranking einen quantitativen Ansatz gewählt, der auf objektiven und statistischen Daten basiert. Befragungen von Bürgern zur Ermittlung der subjektiven Einschätzungen sind für die Bewertung der Regionen bewusst nicht vorgenommen worden.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading