Basel In die Vergangenheit blicken

Die Oberbadische
Eine virtuelle Zeitreise durch die Stadt ist dank der„GoFind!“-App bald auf Handy und Tablet möglich. Foto: zVg

Multimedia: Informatikstudent bringt mit eigener App historische Stadtbilder wieder zum Vorschein.

Basel - Die von einem Informatikstudenten entwickelte App GoFind! kann verschwundene Stadtansichten auf dem Handydisplay wieder sichtbar machen. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Stadtrundgänge. Bis zur Marktreife bleiben aber noch einige Hürden zu nehmen.

Wer heute vom Barfüßerplatz in Richtung Hauptpost schaut, sieht die Trams die Falknerstraße hinunterfahren. Früher floss hier der Fluss Birsig mitten durch Basel. Heute ist er zugedeckt. Wie alle Städte verändert sich auch Basel fortwährend in seinem Stadtbild.

Die App GoFind! hilft, diese alten Ansichten wiederzufinden, teilt die Universität Basel mit. Informatik-Student Loris Sauter fragte sich für seine Bachelor-Arbeit, wie man archivarische Fotos und Bilder für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich machen und in Wert setzen kann. Deshalb entwickelte er die Anwendung GoFind!. Dank der Technologie „Augmented Reality“ werden auf dem Handydisplay längst verschwundene Stadtansichten wieder sichtbar.

„Ich dachte vor allem an Touristen sowie kunst- und architekturhistorisch Interessierte, als ich mich an meine Arbeit machte“, erklärt der Student sein Vorgehen. Mit einem Video demonstriert er die Funktion der App. „Wir stehen hier auf dem Barfüßerplatz vor dem Tramhäuschen und blicken auf das Display unseres Handys. Bewege ich diesen Slider nach links, wird eine historische Aufnahme des Häuschens aus dem frühen 20. Jahrhundert sichtbar.“

Stadtrundgang gestalten

Der Blick in die Vergangenheit fasziniert. Und die App kann noch mehr. Wer mit der Anwendung zum Beispiel ein Foto des Spalentors macht, bekommt alle Basler Stadttore auf einer Karte angezeigt. Oder wer steinerne Wasserspeier mag, fotografiert diese und spaziert zu den Orten in der Stadt, wo noch mehr von ihnen zu sehen sind. Immer, wenn es einen Wasserspeier auf der Route gibt, wird der Nutzer benachrichtigt. So kann er einen eigenen Stadtrundgang nach seinen Interessen und Vorlieben gestalten, schreibt die Universität. Momentan läuft die Anwendung nur probeweise und zu Studienzwecken. Bis zur Marktreife sind noch einige Schritte zu gehen. „Zunächst benötigt GoFind! eine Organisation, welche die Server für die Suche betreibt, denn nicht alles läuft auf dem Handy. Und fast noch wichtiger: „Wir müssen die Bildrechte klären und Lösungen finden, wie wir kostengünstig Zugang zu den Archiven erhalten“, betont Sauter.

Die Anwendung basiert auf der preisgekrönten Multimedia Suchmaschine Vitrivr der Universität Basel. Die Forschungsgruppe um Professor Heiko Schuldt beschäftigt sich am Departement Mathematik und Informatik unter anderem mit multimedialer Informationssuche. Im Rahmen dieser Forschung hat Wissenschaftler Luca Rossetto die Open-Source-Technologie Vitrivr maßgeblich mitentwickelt. Wer schon mal bei Google oder einer anderen Suchmaschine nach einem Bild gesucht hat, weiß, wie frustrierend das sein kann: Die Suchresultate sind falsch oder nicht relevant.

Eingeschränkte Suche

Auch die Suchfunktionen sind stark eingeschränkt: So lassen sich keine abstrakten Bildmotive suchen oder Fotos mit Farbstimmung oder Bildaufbau. Das liegt an der Funktionsweise der Suchmaschinen. Für die Bildersuche verwenden diese hauptsächlich die Informationen aus Bildbeschreibungen. Deshalb ist die Qualität der Suchergebnisse abhängig von der Qualität der hinterlegten Bildinformationen. Diese sind oft ungenau, was dazu führt, dass die Ergebnisse häufig unbefriedigend sind.

Für Vitrivr wählte Rossetto einen anderen Weg: „Wir zerlegen das Bild in Einzelteile, wandeln diese in einen Vektor um und erstellen einen Zahlencode, der dem Bild zugeordnet wird“, erklärt der Wissenschaftler. Weitere Informationsquellen, die dem Bild zugeordnet werden, seien Datum, Zeit und GPS-Daten vom Ort der Aufnahme.

Die Entwicklung an GoFind! ruht derzeit. Spätestens im Sommer sollen aber neue Funktionen für weitere Anwendungen hinzukommen, sodass die Vitrivr-Technologie demnächst zum Einsatz kommen kann, heißt es abschließend.

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