Die Schwarzwälder Kirschtorte hat sich 100 Jahre nach ihrer erstmaligen Zusammensetzung als kulinarischer Genuss längst etabliert. Als Geburtsstunde eines Nachkömmlings wurde am Samstag die Präsentation des Schwarzwälder Kirschstollens begangen, der natürlich echtes Schwarzwälder Kirschwasser enthält. Damit soll auch die heimische Region gefördert werden. Von Marco Fraune Kreis Lörrach. Die Gäste der handverlesenen kleinen Runde hatten teilweise mehrere hundert Kilometer nach Schopfheim zurückgelegt, um an der Präsentation und Verkostung der Gebäckspezialität teilzunehmen. Fritz Trefzger, Inhaber der Bäckerei-Café-Konditorei in der Markgrafenstadt und zugleich Bäcker-Landesinnungsmeister, schilderte die Kreation der handwerklichen Stollenspezialität. Wie beim großen Vorbild, also der Schwarzwälder Kirschtorte, sollen beim kleinen leckeren Bruder die Farben Weiß, Rot und Schwarz stilprägend sein. Bis die dunkle Schokolade und die in Original-Schwarzwälder-Kirschwasser getränkten Kirschen nicht zu sehr das Werk dominierten, benötigte es eine Zeit des Experimentierens. Innerhalb von zwei Minuten müssen als Ergebnis nun das richtige Maß an Schokolode und die eine gewisse Zeit abgetropften Kirschen in das Gesamtwerk eingearbeitet werden. Abgerundet wird der Stollen zum Abschluss durch einen Überzug aus weißer Schokolade und feinen dunklen Schokostreifen. Ein Mini-Bollerhut darf darauf dann nicht fehlen. Besonders wichtig ist Trefzger nicht nur, dass es ein Naturprodukt ist und bleiben soll, sondern auch die Verwendung von im Schwarzwald hergestelltem Kirschwasser, auch wenn dieses nur in einer dezenten Geschmacksnote noch den Gaumen erfreut. „Wir möchten mit dieser Schwarzwälder Kreation ganz bewusst die zahlreichen Kleinbrennereien in Baden-Württemberg unterstützen“, erklärt der Landesinnungsmeister. Diese seien durch den Wegfall des Branntweinmonopols im Jahr 2017 gefährdet. Das Kleinbrennerrecht und auch die Bäcker sollen gefördert werden, betont Trefzger. „Jeder für sich muss auch Geld verdienen können.“ Den Erhalt der Brennereien verfolgt auch die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac (CDU) als Ziel, die im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft sitzt und auf Bundesebene für Sonderkulturen zuständig ist, also auch den Erhalt des Kirschanbaus in Südbaden. Etwas pathetisch sprach die Abgeordnete bei der Präsentation von „einem großen Tag“ und wie „stolz“ sie auf die Kreation und das Geschaffene sei. „Es ist ein riesen Schritt gemacht“, legte sie weiter nach. Der Stollen stelle „eine unglaublich tolle Geschichte“ dar, fuhr sie mit den lobenden Worten fort. Es werde ein Stück Gemeinschaft in Baden erzeugt. Die Kirschenvermarktung sei zudem sehr wichtig. Und für Kovac steht angesichts des auslaufenden Branntweinmonopols fest: „Wenn wir die Brennereien nicht erhalten, geht ein Stück der Landschaft kaputt.“ Hierbei hört Gerald Erdrich, Geschäftsführer des Bundesverbands der Klein- und Obstbrenner, natürlich genau hin. Als Lobbyist wettert er gegen die Aufhebung des Branntweinmonopols und der Subventionszahlung. Das Brennereiwesen dürfe nicht nur ein Hobby sein, sondern es müsse sich auch betriebswirtschaftlich rechnen, erklärte er im Schopfheimer Café. Zugleich weiß er um den „Abschmelzungsprozess“, dem das Brennereiwesen ausgesetzt ist. Doch er erkennt auch Signale, dass eine neue Verordnung aus Berlin das Weiterleben für die heimischen Brennereien ermögliche. Den Stollen lobt er noch als eine „Gemeinschaftsgeschichte“ und natürlich „ein tolles Zeichen“.