Kreis Lörrach Invasive Ameise vermehrt sich rasant

Maja Tolsdorf
Die invasive Ameisenart Tapinoma magnum ist von der heimischen Ameise kaum zu unterscheiden. Foto: Pixabay

Die Art Tapinoma magnum breitet sich in Südbaden massiv aus und hinterlässt Schäden an Pflanzen und der Infrastruktur. Auch im Landkreis Lörrach kommt sie vor, hat aber offenbar noch nichts zerstört.

In Südbaden sind sie in Häuser eingedrungen, haben Stromausfälle oder Internetstörungen ausgelöst und zerstörten die Fugen einer Gartenmauer. Ameisen der invasiven Art Tapinoma magnum verbreiten sich massiv, vor allem in Baden-Württemberg. Mit 210 000 Euro fördert das Land deshalb ein Forschungsprojekt, das die Basis für geeignete Gegenmaßnahmen liefern soll. Im vergangenen November musste ein Spielplatz wegen Unfallgefahr geschlossen werden, denn die Insekten hatten den Boden unterhöhlt. In zwei Stadtteilen entstanden der Stadtverwaltung zufolge Superkolonien mit Nestern auf jeweils mehreren Hektar, wo sich die Ameisen explosionsartig vermehrten. Die Oberrhein-Kommune im Ortenaukreis hat sich bereits ein Gerät angeschafft, um die Nester der Ameisen mit heißem Wasser zu vernichten. Im Dezember kann Kehl erste Erfolge vermelden: das Heißwassersprühgerät hat sich bewährt.

Schwieriger Kampf

Dennoch ist der Kampf gegen Tapinoma magnum nicht nur wegen der explosionsartigen Ausbreitung schwierig, sondern auch, weil sie wie die heimische Ameise aussieht. Bekannt ist die invasive Art vor allem aus dem Mittelmeerraum, kann seit mehreren Jahren aber auch in verschiedenen Orten in Baden-Württemberg dokumentiert werden: in Lörrach und Fischingen bei Kandern, Karlsruhe und Heidelberg. Bereits vor einigen Jahren ist die invasive Art in die Schweiz eingedrungen, mit dem Pflanzenhandel oder auch als blinde Passagiere im Reisegepäck, wie der Kanton Basel-Stadt auf seiner Webseite mitteilt. Die Ameise siedelt sich gern in der Nähe von Häusern an und sucht dort Futter und Nistplätze. In der Landwirtschaft verursacht Tapinoma magnum Schäden an Nutzpflanzen. Im Innenraum beschädigt sie unter anderem elektrische Geräte. Der Kanton Basel-Stadt gibt Tipps, was Bürger tun können, um einen Befall zu vermeiden: Neu gekaufte Topf- und Gartenpflanzen auf Ameisen absuchen. Befallene Pflanzen sollten mit Wurzelballen und Erde dick abgepackt entsorgt werden. Invasive Ameisenarten können Basler Bürger unter nebiota@bs.ch melden.

Noch keine Maßnahmen im Landkreis Lörrach

In den Städten des Landkreises Lörrach gibt es noch keine Maßnahmen, um die Ausbreitung einzudämmen. „In Lörrach sind bisher sehr wenige Meldungen über vereinzelte Sichtungen der invasiven Ameisenart eingegangen, bei denen aber keine erkennbaren Schäden vorlagen“, teilt Alexander Fessler, Sprecher der Stadt, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Auch seien bei Routinekontrollen im Stadtgebiet bisher keine Kolonien entdeckt worden. Die Verwaltung werde aber weiterhin das Stadtgebiet auf mögliche Ansiedlungen prüfen.

Keine Schäden in Fischingen

Schäden konnten bisher auch in Fischingen nicht festgestellt werden, erklärt Bürgermeister Axel Moick auf Anfrage. Gleichwohl konnte die invasive Ameisenart im Sommer in den bekannten Gebieten festgestellt werden. Eine weitere Ausbreitung habe offensichtlich aber nicht stattgefunden, erklärt Moick. Es konnte bisher auch nicht sicher nachgewiesen werden, ob es sich um Tapinoma magnum handelt. Im Frühjahr will die Gemeinde die Bürger aber dazu aufrufen, Auffälligkeiten bei Entwicklung und Verbreitung zu melden. „Damit wir einen Überblick über das Ausmaß des Vorkommens erhalten.“ In Rheinfelden konnte die invasive Art noch nicht nachgewiesen werden, teilt Stadtsprecherin Chantal Hommes-Olaf auf Anfrage mit. Und auch in Weil am Rhein ist der Stadt laut ihrem Sprecher Mirko Bähr nicht bekannt, dass sich Tapinoma magnum dort angesiedelt hat: „Wir beobachten die Geschehnisse aber diesbezüglich.“

Geruch wie ranzige Butter

Die Insekten sind zwei- bis dreieinhalb Millimeter klein, schwarz und haben eine charakteristische Kerbe an der Vorderseite des Kopfschildes. Nach dem Zerdrücken riechen sie nach ranziger Butter, während die heimische Ameise nach Ameisensäure riecht, also eher stechend. Doch weil die invasive der heimischen Art so ähnelt, ist eine zuverlässige Identifizierung nur durch Spezialisten möglich, ist auf www.naturschutz.ch nachzulesen. Die Ameisenart kommt in Friedhöfen, Gärten, Parks oder Parkplätzen vor. Sie nistet gern in der Nähe von Mauern, unter Platten und Pflastersteinen, aber auch im offenen Boden. Wegen der Struktur und Tiefe der Nester von bis zu einem Meter über eine große Fläche sei es schwierig sowie zeit- und kostenaufwendig, die Kolonien zu bekämpfen, berichtete die Umweltministerin auf der Webseite. Maßnahmen, um Superkolonien dieser Ameisenart nachhaltig zu bekämpfen, ständen derzeit nicht zur Verfügung. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei die Heißschaummethode aber die erfolgversprechendste Art der Bekämpfung.

  • Bewertung
    0

Beilagen

Umfrage

Muss man bei der Bundestagswahl beide Stimmen abgeben? (Beispielbild, Stimmzettel von 2021)

Mal zwei, mal vier Kanzlerkandidaten, mal Spitzenkandidaten der kleinen Parteien. Vom Duell bis zum Quadrell im TV, vor Bürgern, vor Kindern: Beeinflussen die vor der Bundestagswahl gezeigten TV-Duelle ihre Wahlentscheidung?

Ergebnis anzeigen
loading