Andere Länder
Durch seinen Beruf als Gewerkschaftssekretär habe er bereits mit Beschäftigten für bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter gekämpft. Allerdings werde der Rahmen politisch abgesteckt, weshalb Wiedmann direkt in Berlin mitwirken will. Ein Staat sei für ihn etwas Entscheidendes, „weil wir darüber unser Gemeinwesen organisieren“. Für die Menschen werde der Staat meist auf Ämtern von Gemeinden oder Landkreisen spürbar. Das Verständnis von Wiedmann geht tiefer, denn er hat daraus ein „seltsames Hobby“ entwickelt, wie er sagt. Dabei sucht er sich irgendwo auf der Landkarte eine Kommune aus und recherchiert, wie diese funktioniert: „Einfach, weil es mich interessiert.“ Doch Wiedmann hat nicht nur auf dem Atlas andere Länder kennengelernt, sondern dort auch gelebt und gearbeitet. In Südkorea hat er auch seine heutige Ehefrau, die Britin Carrie, kennengelernt. Insgesamt verfügt Wiedmann über eine Vita, die ihn auf einen Arbeitsplatz in der Politik vorbereitet hat. So hat sich der heute 39-Jährige schon früh als Mitglied des Jugendparlaments Rheinfelden engagiert, war Landesschülerbeirat, Ortschaftsrat und hat Politikwissenschaften und Geschichte in Freiburg studiert. Anschließend war er als Jugendbildungsreferent beim Deutschen Gewerkschaftsbund beschäftigt und ist nun als Gewerkschaftssekretär bei Verdi tätig. Seit kurzem ist er zudem Betriebsratsvorsitzender von Verdi Baden-Württemberg. Darüber hinaus hat er sich in zahlreichen Ehrenämtern in Partei und Gesellschaft engagiert.
Auf politische Arbeit vorbereitet
Im Jahr 2019 hat Wiedmann dann eine Krebserkrankung aus seiner nach vorwärts strebenden Laufbahn gerissen. Plötzlich war er damit konfrontiert, vielleicht sterben zu müssen. „Das war körperlich und emotional eine ganz schwere Zeit, die mich sehr viel Demut gelehrt hat“, sagt er. Damals habe er in Esslingen gelebt und konnte in Tübingen erfolgreich behandelt werden. Wichtig für sein weiteres Leben und seine berufliche Laufbahn ist ihm das Zuhören, das auch für ihn als Gewerkschaftssekretär eine zentrale Rolle spielt. Denn in diesem Beruf sei es seine Aufgabe, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. „Das funktioniert nur, wenn man es mit den Leuten gemeinsam macht.“ Auch Themen müssten gemeinsam erarbeitet werden. Insgesamt sei er an pragmatischen Lösungen orientiert. Der momentanen Krisenzeit würde er mit antizyklischer Fiskalpolitik begegnen: „Der Geldbeutel muss aufgehen“, meint er.