Von Marco Fraune Kreis Lörrach. So gemütlich, wie es sich auf dem gestern aufgestellten Sofa sitzt, ist das Leben für viele Menschen im Landkreis Lörrach nicht. Der Ort, wo das Sofa steht, dürfte eher sinnbildlich für deren Situation stehen: Die Gefahr, unter freiem Himmel statt in einer wohlig warmen Wohnung sitzen zu müssen, ist angesichts der Wohnungsknappheit im Dreiländereck akut, weiß auch Stefan Heinz, Leiter des Erich- Reisch-Hauses in Lörrach. Um das gemütliche Sofa auf dem Alten Markt in der Lörracher Innenstadt herum befindet sich nicht nur ein reiner Info-Stand des Caritasverbandes für den Landkreis Lörrach, Diakonischen Werks, der AGJ-Wohnungslosenhilfe und der bwlv Fachstelle Sucht in Lörrach. Auch eine symbolische Wohnungsbörse ist hier auf zwei Stellwänden zu sehen: Rund 100 Klienten des Erich-Reisch-Hauses, des Frauenhauses und von Pro Digno führen mit ihren Wohnungsanzeigen die problematische Situation vor Augen. Die gesamte Aktion ist Teil der landesweiten Liga Aktionswoche mit dem Thema „Wohnst Du noch"“, an der sich gestern auch die Liga der freien Wohlfahrt im Landkreis Lörrach beteiligt haben. Viele Menschen sind von Wohnungsnot direkt betroffen und auf Wohnungssuche, weiß Heinz, in dessen Einrichtung manche stranden. „Sehr bedrängend“ sei die Wohnungssituation, speziell im städtischen Bereich. Auf dem Land stelle es sich teilweise einfacher dar, doch die von Armut betroffenen Menschen hätten dann kaum eine Anbindung an die Nahversorgung, da das Geld für ein Auto oft fehle. „Die sind auf eine gute Infra-struktur angewiesen.“ Doch hier herrsche wiederum Wohnungsknappheit. Mit einer Unterschriftenliste soll auf die Notlage aufmerksam gemacht werden. Das Recht auf Wohnen soll in die Landesverfassung Eingang finden, das Land müsse dringend mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren, die Kommunen sollen zugleich in der Wohnungsversorgung und Sozialplanung bessern steuern, lauten drei von sechs Positionen. Eine weitere: Wohnungsnotfälle und Wohnungsverlust müssen verhindert werden. Wie berichtet, ist Anfang dieses Jahres im Erich-Reisch-Haus in Lörrach hierzu ein Modellprojekt gestartet, um Wohnungslosigkeit im ländlichen Raum zu verhindern. Sylvia Ziegler von der Fachstelle Wohnungssicherung berichtete gestern im Gespräch mit unserer Zeitung davon, dass im ersten Dreivierteljahr schon mehr als 200 Familien erreicht werden konnten. Teilweise sei auch verhindern worden, dass diese ihre Wohnung verlieren. „Ansonsten gibt es kaum bezahlbaren Wohnraum für die Betroffenen“, setzt sie vor dem Verlust der Wohnung ihre Beratung an. Speziell Hartz IV-Empfänger, Arbeitslosengelbezieher und Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen sind hier im Blick. Wohnen muss bezahlbar sein, lautet daher eine weitere Forderung der Institutionen, damit die Menschen künftig nicht tatsächlich unter freiem Himmel schlafen müssen.