Kreis Lörrach KI als ein hoch motivierter Praktikant

Uwe Thomes
Landrätin Marion Dammann, der Referent und KI-Experte Kevin Köhler und Alexander Maas von der Wirtschaftsregion Südwest bei den Wirtschaftsgesprächen im Landratsamt Foto: Uwe Thomes

Bei den Wirtschaftsgesprächen Südwest für den Landkreis Lörrach referierte Kevin Köhler aus Heidelberg im Sitzungssaal des Landratsamts über die Möglichkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz.

Der Referent Kevin Köhler ist ein Experte im Bereich der digitalen Transformation und der künstlichen Intelligenz (KI). Er sprach am Mittwochabend auch darüber, unter welchen Voraussetzungen die KI im Arbeitsalltag Mitarbeiter entlasten und wie sie die Effizienz eines Unternehmens steigern kann.

Landrätin Marion Dammann stellte in ihrer Begrüßung an die rund 100 Gäste die Frage: „Wie weit sind wir mit der KI, und wie können wir sie effektiv in unseren Betrieben einsetzen?“ Unumstritten biete KI mit alltagstauglichen und für die Nutzer zugänglichen Anwendungen große Chancen. Es gehe jetzt darum, Potenziale zu sichten, KI-basierte Lösungen zu finden und weiterzuentwickeln, um Unternehmen voranzutreiben und den in diesen Betrieben tätigen Menschen den Arbeitsalltag zu erleichtern.

Es kommt auf die Daten an

Der 26-jährige Kevin Köhler hat sich mit dem von ihm im Jahr 2023 gegründeten Unternehmen Lumentis AI (AI steht für Artificial Intelligence, also Künstliche Intelligenz) auf die Entwicklung und Implementierung von KI-gestützten Strategien spezialisiert, welche Unternehmen bei der Internationalisierung und Prozessoptimierung unterstützen sollen. Er betrachtet KI als einen „hoch motivierten Praktikanten“, welcher aber nur richtig funktionieren kann, wenn man ihn anleitet, ihn mit korrekten Daten versorgt. KI könne bestimmte Aufgaben ausführen, und dies schneller und präziser als Menschen. Aus der Analyse einer Unmenge von Daten könne sie Muster erkennen und logische Schlüsse ziehen zur Entscheidungsfindung, Problemlösung und Prozessoptimierung. Aber KI könne derzeit nur autovervollständigen. Im Umkehrschluss sind KI-Systeme deshalb nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert werden, und können fehlerhafte Ergebnisse liefern, wenn diese Daten lückenhaft oder nicht repräsentativ sind.

Was die KI leisten kann

Man befinde sich noch immer im Anfangsstadium der Digitalisierung, und die Entwicklung der KI stecke in einer enormen Beschleunigungsphase. „Die Herausforderung wird sein, innovativ mit KI umzugehen und daraus eine strategische Nutzung abzuleiten“ sagte Köhler. Aktuell bestehen 81 Prozent aller Arbeitstätigkeiten in einem Unternehmen aus Routineaufgaben. Hier könne KI unterstützen, indem sie Berichte und Protokolle fertigt, Plausibilitätsprüfungen vornimmt und sogar ganze Projektarbeiten erstellt.

Köhler demonstrierte praxisgerechte Live-Beispiele wie die Überprüfung von Rechnungen oder das Erstellen von Mails. Vermutlich alle Gäste der Wirtschaftsgespräche nutzen PC und Smartphone, viele auch bereits Werkzeuge wie ChatGPT, sagte Köhler. „KI ist toll, aber nicht die Lösung für alles. Der Kauf von Tools allein verändert noch keine Firma. Der Hammer in der Hand macht nichts von allein – er braucht die ihn führende menschliche Hand“, legte der Referent dar. Das beste System sei und bleibe die Kombination von HI (Human Intelligence) und KI.

Alexander Maas, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Südwest GmbH, eröffnete die Frage- und Diskussionsrunde mit eigenen Fragen an Köhler zum Datenschutz bei KI-generierten Texten und Fotos sowie der Arbeitsplatzsicherung. Solange der Mensch in die KI-Modelle eingreife und unkontrolliertes Uploaden verhindere, sei man in Sachen Datenschutz auf der sicheren Seite, aber in der Tat gäbe es noch Klärungsbedarf – in verschiedenen Ländern werde dies auch unterschiedlich gehandhabt.

Fragen und Diskussionen

KI und die Digitalisierung im allgemeinen sollen zur Arbeitserleichterung und größerer Effektivität führen, was in speziellen Sparten – Köhler führte Übersetzungsdienste an – zu einem Stellenabbau führen dürfte. Aber solche Konstellationen gab es schon immer, und der Mensch sei adaptiv – neue Chancen in anderen Arbeitsfeldern werden sich auftun. Die weiteren Fragen aus dem Publikum offenbarten, wie viele Unternehmer sich schon sehr konkret mit der Materie befasst hatten.

Die Wirtschaftsgespräche Südwest sollen mit wechselnden Themen neue Impulse in die Region bringen, ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und steigern. Sie richten sich vor allem an regionale Unternehmer, denen sie eine Plattform zum Netzwerken bieten und denen sie eine Gelegenheit geben, sich auszutauschen.

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